Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost - nur Apfel und Birne

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikost - nur Apfel und Birne

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Hallo Biggi, unsere Tochter ist nun bald 7 Monate und seit ca. einem Monat versuchen wir es mit der Beikost. Karotte und Karotte mit Kartoffel, Abends seit ca. 1 Woche einen Brei mit Milch, Wasser und Reisflocken. Sie ißt immer nur ca. 5-6 Löffel und dann nichts mehr. Kriegt Sie jedoch Birne oder Apfel ist Sie fast ein kleines Gläschen (125g). Immerhin! Ich war letzte Woche bei der U5 und Sie wiegt nur 6.600 g bei 66cm. Der Arzt meinte Sie ist eher ein Leichtgewicht und er möchte Sie in 3 Monaten nochmal sehen, damit Sie auch nicht untergewichtig ist. Was soll ich machen, wie ist das mit dem Eisenmangel? Der KiArzt meinte das Kind bestimmt das Tempo und was es essen möchte.Ich kann und will Ihr ja nicht gegen Ihren Willen was reinspachteln. Ach ja ich stille Sie immer noch voll, wenn Sie jedoch die Beikost bekommt warte ich bis zur nächsten Mahlzeit, außer Sie brüllt nach 1 Std. schon mordio (ist aber selten). Sie hat einen Rhythmus von 3 Stunden. Nachts schläft Sie ab ca. 19 Uhr bis ca. 3 Uhr und dann bis ca. 7/8 Uhr. Sie ist total fit und quicklebendig. Von soher mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Ach ja ich habe auch schon Kürbis und Pastinake versucht, lehnt Sie aber auch ab. Was soll ich tun? Soll ich es abends mal mit Grießbrei versuchen oder was kann ich Ihr geben? Vielen Dank schon jetzt! LG Natascha


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Liebe Natascha, das Zufüttern von Beikost bei einem zögernd zunehmenden Kind sollte immer sehr kritisch gesehen werden, vor allem dann, wenn das Kind noch keine sechs Monate alt ist. Zunächst sollten andere Möglichkeiten ausprobiert werden bzw. überprüft werden (z.B. häufigeres Anlegen), ob die Zunahme tatsächlich zu gering ist oder einfach dem individuellen Tempo dieses Kindes entspricht. So haben z.B. Karotten gerade mal 22 kcal pro 100 g, im Gegensatz zu Muttermilch mit fast 70 kcal pro 100g. Das bedeutet, dass Sie mit der Beikost eine Nahrung mit niedrigerem Kalorienwert einführen und dadurch die hochkalorische Nahrung (Muttermilch) ersetzen, was eher zu einer Verlangsamung der Gewichtszunahme, denn zu einer Steigerung der Zunahme führen wird. Warum geben Sie Ihrem Baby schon einen Milchbrei? Und warum stillen Sie es nach der Mittagsbeikost nicht zusätzlich? Es ist überhaupt nicht schlecht, wenn ein Baby nach dem Brei noch gestillt wird. Ihre Tochter ist gerade erst sieben Monate alt und damit noch am Beginn der "Beikostkarriere" und in dieser Zeit sollte der Begriff "BEI Kost" wörtlich verstanden werden. Beikost ist etwas, was die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Es ist deshalb normal und richtig in Verbindung mit der Beikost zu stillen, nicht zuletzt deshalb, weil auf diese Weise bestimmte Bestandteile der Beikost vom Kind besser verwertet werden können. Sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch "Babyernährung gesund & richtig - B(r)eikost und Fingerfood" von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo Natascha, wenn ich deine Zeilen so lese kommt mir das sehr bekannt vor - mein Sohn ist auch ein Leichtgewicht, kein großer Esser und zudem ein echter Stillfan :o) Mir hat es sehr geholfen, die Beikost wirklich als BEIkost zu sehen, die lediglich die Aufgabe hat, ihm Freude am Essen zu vermitteln. Er hat schon ganze Breiportionen gegessen oder, wie heute, nur ganz wenige Löffel, aber, und das ist für mich das Entscheidende, es hat ihm Spaß gemacht. Toller fand er aber das Stillen hinterher und mittlerweile freut mich das, denn so bekommt er die Kalorien vom Bisschen Brei und zusätzlich die von beiden Seiten Milch :o) LG Melanie


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Hallo, wollte mich bedanken für Deinen Beitrag, hat mir echt geholfen zu hören, daß es anderen da auch so geht! Danke! Gruß Natascha


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