Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost mit 8 Monaten

Biggi Welter

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Frage: Beikost mit 8 Monaten

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Hallo Biggi, mein Sohn ist jetzt 8 Monate,aber er hält immer noch nicht viel von Beikost.Alle Punkte für die Beikostbereitschaft kann ich schon seit mind. 4 Wochen abhaken,aber irgendwie scheint es mir,das er anderes Essen außer Mumi nur als Spiel und Zeitvertreib ansieht.Auch fingerfood bringt da nicht viel.Er ißt auch davon nur 2-3 Löffel und will dann lieber die Brust. Jetzt wollte ich mal fragen,wie lange ich das noch so machen kann und ab wann er denn mehr Beikost benötigt.Er ist ein großer kräftiger Junge,aber man macht sich ja doch seine Gedanken,wie lange fast nur Mumi ausreicht. Vielen Dank Nadine


Biggi Welter

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? Liebe Nadine, Es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben, doch in aller Regel wird ein Kind irgendwann ab etwa ein halbes Jahr bis spätestens zum ersten Geburtstag zumindest beginnen, Interesse für feste Nahrung zu zeigen und diese sollte dann auch gegeben werden. Es gibt keine verbindliche Monatsangabe, wie lange ein Kind ausschließlich gestillt werden kann, denn das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Für ein Frühgeborenes gelten beispielsweise andere Regeln als für ein reif geborenes Kind und nicht jedes Kind ist zum gleichen Zeitpunkt reif für die Beikost. So gibt es Kinder, die bereits vor dem vollendeten sechsten Lebensmonat vehement nach der Beikost verlangen und andere, die tatsächlich ein ganzes Jahr ausschließlich von Muttermilch leben und dabei sehr gut und ohne Mangelerscheinungen gedeihen. Die Eisenreserven, die ein Baby bei der Geburt hat und das leicht zu verwertende Eisen aus der Muttermilch reichen zusammen gewöhnlich aus, um den Hämoglobinwert auch noch ins zweite Lebenshalbjahr des Babys hinein innerhalb des normalen Bereiches (10,2 bis 15 gm/dl) zu halten (McMillan 1976; Siimes 1984; Duncan 1985). Eine Untersuchung an gestillten Babys, die weder Eisenpräparate noch mit Eisen angereicherte Getreideprodukte erhalten hatten, ergab, dass die Babys, die sieben Monate und länger ausschließlich gestillt wurden, im Alter von einem Jahr deutlich höhere Hämoglobinwerte aufwiesen, als diejenigen Babys, die mit weniger als sieben Monaten bereits feste Nahrung bekommen hatten (Pisacane 1995). Die Forscher fanden bei den Babys, die sieben Monate lang voll gestillt worden waren, keinen Fall von Anämie während des ersten Lebensjahres und folgerten daraus, dass ausschließliches Stillen während der ersten sieben Lebensmonate das Risiko einer Anämie senkt. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Pisacane anlässlich der 15.internationalen LLL-Konferenz in Washington: `Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden. Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat." Doch alle diese Studien ersetzen nicht, dass IMMER das einzelne Kind angeschaut werden muss und für jedes Kind eine individuelle Entscheidung getroffen werden muss. Verweigert ein Kind deutlich länger als sieben oder acht Monate jegliche Beikost, ist es sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen- und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Stillen länger als 6 Monate ist durchaus möglich, aber der Mutter sollte dann zu einer guten Beobachtung des Kindes auch durch die Kinderärztin/arzt geraten werden, um die (seltenen) Fälle herauszufiltern, in denen es doch mal Probleme gibt. Meist wird sich bei einem von sich aus die Beikost verweigernden und voll gestillten Kind herausstellen, dass alles in Ordnung ist und mehr oder minder plötzlich wird das Kind der Mutter "die Haare vom Kopf essen", doch wir sollten immer im Hinterkopf behalten, dass es auch mal anders sein kann. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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