Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost - er nimmt's wörtlich....

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Frage: Beikost - er nimmt's wörtlich....

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Hallo Biggi - mein Sohn, bald 7 Monate wurde 6 davon voll gestillt; wir machten dann erfolgreich die ersten Beikostschritte ( Kartoffel zerdrückt, einige Tage später Karotte drunter gemischt, inzwischen 2,3 andere Gemüsesorten, auch mal mit Reis, Obstgläschen mit Wonne....) soweit so gut!!! Doch überall heißt es: ein paar Löffelchen und dann die Menge zügig steigern - nicht mit unserem Sohnemann!!! Egal, ob er mal 4, 5 o. 6 Löffel schafft: Davor oder danach möchte er die Brust; im Gegenteil: ich habe das Gefühl er trinkt immer mehr, seitdem es die Beikost für ihn gibt...Doch wie gehts nun weiter? Was sind nach der Einführung der Beikost die nächsten Schritte?? Hinzu kommt natürlich der erste Zahn; damit versuch ich aber schon die zZ fast schlaflosen Nächte zu erklären...oder tritt tatsächlich der Fall ein, daß Otis das einzige I Dötzchen sein wird, bei dem Muttermilch aus der Schultüte schwappt, anstelle von Süßkram - wie mein Mann letztens so treffend bemerkte:):):):)? Ganz lieben Dank für einen Tip! Klaudia


Biggi Welter

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? Liebe Klaudia, keine Angst, dein Sohn wird mit Sicherheit auf etwas anderem als Muttermilch in der Schultüte bestehen. Es ist absolut normal und auch sinnvoll, dass dein Kind den Begriff Beikost wörtlich nimmt! Bis zum ersten Geburtstag sollte Muttermilch die Hauptnahrungsquelle für dein Baby sein, erst danach kehren sich die Verhältnisse um. Beikost ist zunächst einmal nur eine Ergänzung und kein Ersatz für die Muttermilch. Es hat keinen Sinn, dein Kind zum Essen zwingen zu wollen. Du bietest an und dein Kind entscheidet ob und wieviel es isst. Wenn es jetzt nur wenig mag, dann ist das ok und auch dein Sohn wird - wenn er so weit ist - mehr essen. Fang bitte keinen Kampf ums Essen an, denn da gibt es nur Verlierer und es kann der Grundstein für eine Essstörung gelegt werden. Dein Kind darf essen, es muss nicht. Du musst dir auch keine Sorgen machen, dass dein Sohn Mangelerscheinungen bekommt, wenn er erst wenig isst. Zu deiner Beruhigung hänge ich dir einen Artikel über einen Vortrag von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales an, der den treffenden Titel „Mein Kind will nicht essen" hat. Leider wird das Buch von Dr. Gonzales voraussichtlich erst Ende des Jahres auf Deutsch erscheinen. LLLiebe Grüße Biggi Mein Kind will nicht essen Vortrag von Dr. Carlos Gonzales auf der LLL-Europa-Konferenz 2000 in Nottingham zusammengefasst von Denise Both Dr. Carlos Gonzales ist Kinderarzt in Barcelona. In den letzten zwölf Jahren hat er Vorträge bei zahlreichen La Leche Liga-Konferenzen gehalten. Er gründete ACPAM (eine katalanische Stillorganisation), organisiert Stillkurse für medizinisches Fachpersonal in ganz Spanien, übersetzte Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins spanische und ist Mitglied des Medizinischen Beirates von LLLInternational. Dr. Gonzales ist Vater von drei gestillten Kindern. 1999 hat Dr. Gonzales sein Buch „Mi nino no me come“ (Mein Kind will nicht essen) veröffentlicht und mit diesem Thema beschäftigte sich auch sein Vortrag in Nottingham. „Mein Kind isst nicht(s)“ - das ist einer der Sätze, mit denen Kinderärzte fast täglich in ihrer Praxis konfrontiert werden. Besorgte Mütter berichten entsetzt, wie wenig ihre Kinder essen und schildern mit welchen Tricks sie versuchen, Nahrung in ihr Baby oder Kleinkind hineinzuzwingen. Der Kampf ums Essen spielt sich täglich ab und letztlich gibt es nur Verlierer. Dr. Gonzales erklärte in seinem Vortrag, dass er nun nicht ein Patentrezept liefern mag, mit dem erreicht wird, dass das Kind isst, sondern er will erklären, warum das Kind nicht isst. Zunächst einmal gibt es drei Gründe, warum ein Kind nicht isst: es gibt nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist krank. Der erste Grund ist in unserer Gesellschaft meist auszuschliessen. Ein gesundes Kind isst in der Regel wenn es hungrig ist, allerdings nicht immer das, was die Mutter möchte und schon gar nicht so viel wie es nach den Vorstellungen der Mutter essen müsste. Verwunderlich ist dabei, dass die Kinder noch nicht verhungert sind, obwohl sie laut Aussage der Mütter „nichts“ essen. Gestillte Babys lehnen oft feste Nahrung über einen langen Zeitraum ab, nicht selten bis zum Alter von acht Monaten oder gar einem Jahr. Die Mutter verzweifelt und das Kind leidet, weil ständig versucht wird, es zum Essen zu überreden oder gar zu zwingen. Wie kommt es nun dazu, dass (anscheinend) immer mehr Kinder die Nahrungsaufnahme verweigern? Und ist es notwendig ein Kind zum Essen zu zwingen? Dr. Gonzales vergleicht, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten beziehungsweise wie lange es ausschliesslich gestillt werden sollte, im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das „Phänomen“ der nicht essenden Kinder sowie die Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen, anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine Zeit von zwölf Monaten mit ausschliesslicher Muttermilchernährung empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und: um so mehr Ratschlage gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreissiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Wie viel Nahrung braucht ein Kind? Der Nahrungsbedarf eines Kindes hängt ab von seiner Körpergrösse, seiner Aktivität und vom Wachstum des Kindes. Allerdings ist es nicht so, dass das Kind wächst, wenn es isst, sondern umgekehrt, das Kind isst, wenn es wächst. Der Nahrungsbedarf des Kindes lässt sich daher nicht pauschal bestimmen. Am ehesten gelingt dies, wenn das Kind sich in einer Wachstumsphase befindet, dann lässt sich eine Relation zwischen Gewicht des Kindes und erforderlicher Nahrungsmenge herstellen. Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt etwa 1000 bis 1100 kcal pro Tag (das entspricht etwa 102 kcal pro Tag und kg Körpergewicht). Nun gibt Dr. Gonzales an, was ein „nicht essendes Kind“ täglich nebenbei zu sich nimmt: 1/2 l Milch (335 kcal), einen Becher Joghurt mit Früchten (141 kcal), einen Schokoriegel (275 kcal) und 150 ml Apfelsaft (85 kcal). Zusammen ergibt das bereits eine Kalorienaufnahme von 836 kcal. Wie soll das Kind dann noch zwei komplette weitere Mahlzeiten essen können, wenn es seinen Kalorienbedarf bereits zu gut 80 Prozent quasi „nebenbei“ gedeckt hat? Wie lange kann ein Baby ausschliesslich mit Muttermilch ernährt werden? Die derzeit verbreiteste Empfehlung lautet, dass ein Baby mit sechs Monaten zusätzliche Beikost ergänzend zur Muttermilch benötigt. Nun gibt es aber bekanntermassen viele gestillte Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Beikost akzeptieren. Dr. Gonzales hat deshalb eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf, dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten. Babys benötigen auch weniger Eisen, als meist angegeben wird. Dabei lässt sich beobachten, dass die meisten Kinder instinktiv das essen, was bei einem Mehrbedarf an Eisen sinnvoll ist. Babys sind Skeptiker, wenn sie neue Lebensmittel essen sollen. Dieses Misstrauen ist ein Schutzmechanismus, der das Kind davor bewahren soll, etwas zu essen, was ihm nicht bekommt. Bevorzugt isst ein Baby das, was auch seine Mutter isst, denn dieser Geschmack ist ihm durch die Muttermilch vertraut. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass ein Baby gekochte Karotten ablehnt, wenn die Mutter nie gekochte Karotten isst. Die meisten Babys mögen kein Gemüse, aber sie essen gerne Bananen, Nudeln und Süssigkeiten. Ein Vergleich der Kaloriendichte ergibt, dass Babys Nahrungsmittel mit einer grösseren Kaloriendichte bevorzugen und Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten essen! Daraus lässt sich ein Zusammenhang zwischen Unterernährung und Nicht-Stillen erklären: da der Magen des Babys klein ist, benötigt es hochkalorische Kost. Gemüse kann nicht in so grossen Mengen gegessen werden, wie es notwendig wäre, um das Kind mit genügend Kalorien zu versorgen. Laut Dr. Gonzales weiss das Kind ganz genau, was und wann es essen muss. Deshalb lautete sein Schlusssatz, den er den Zuhörern mit nach Hause gab: Zwingen Sie ein Kind niemals zum Essen. NIEMALS!


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Hallo Klaudia, Otis wird NICHT der einzige sein, da ist ja auch noch die Clara. Nein, mal im Ernst. Bei uns war es auch so, dass Clara Beikost sehr wörtlich verstanden hat. Erst, mit ca. 6,5 Monaten, fand sie es ganz spannend (ca. 1/2 Gläschen) und Brust, dann hatte sie spontan wieder jegliche Lust verloren und müffelte widerwillig 1/2 Löffelchen für 4 Wochen bei 2-stündigem Stillen, dann kamen ein / zwei Zähnchen und damit war völlig Sense mit Beikost. Mit gut 9 Monaten wurde es dann schlagartig besser. Allerdings besteht sie nach wie vor auf zweistündigem Stillen nachts (gähn) und morgens, nachmittags, abends, spätabens tagsüber. Die blöden Kommentare der Umgebung haben wir bisher entweder überhört oder mit "sie weiß halt, was gut ist" gekontert. Du wirst deinen Sohn sowieso nicht zwingen können und wollen - also lohnt es überhaupt nicht, sich aufzuregen oder Gedanken zu machen - er weiß halt, was gut für ihn ist!!! :o) Viele Grüße, Annette


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Hallo Klaudia, Darf ich mich auch zu dem Club gesellen? Mein Kleiner (7 1/2 Monate) ist auch nicht so begeister von seinem Mittagsbrei. Seit einigen Tagen gebe ich ihm als Nachtisch einige Löffelchen zerdrückte Banane, die er wirklich verschlingt. Zur Belohnung gibt es eine Brust. Gestern hat es sehr gut geklappt. Er hat 1/3 Gläschen gegessen und einwenig Banane. Wie es heute aussieht wird sich zeigen!! Nur nicht den Mut und vor allem die Geduld verlieren. Auch wenn man das Gefühl hat es hat sich in den letzten 6 Wochen nichts geändert!! Gruß und viel Glück Nicole & Cédric


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