Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost 9 Monate

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikost 9 Monate

stolzer-papa_234

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Hallo, es ist bestimmt ungewöhnlich, dass ein Vater hier Fragen stellt, aber mich interessiert ihre Meinung zu dem Thema. Unsere Tochter ist 9 Monate und hält nicht viel von Brei, weshalb wir es mit Fingerfood versuchen. Da hat sie auf jeden Fall mehr Interesse, aber da landet noch nicht so viel im Magen, das muss ja auch erstmal geübt werden. Sie wird daher noch viel gestillt von meiner Frau. Wir haben uns nur gefragt, ob die Milch noch "reicht", also ob sie damit noch ausreichend versorgt wird. Sie ist ein kleiner Wuselwind, sehr aktiv und lacht den ganzen Tag. Auch unser Kinderarzt meint sie ist gut entwickelt, im unteren Augenlid sah er nach den Schleimhäuten, was wohl ein Indiz für die Eisenversorgung ist. Im Nachbarforum wurde uns geraten, nicht nachzustillen, sondern konsequent immer wieder Beikost anzubieten und ganze Mahlzeiten zu ersetzen. Wir denken, dass dies die ganze Situation noch verschärfen würde und unser Kind kein gutes Verhältnis zum Essen aufbauen könnte. Haben Sie einen Tipp für uns? Viele liebe Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

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Lieber stolzer-papa_234, schön, mal wieder einen Papa hier zu haben :-)! Wenn Euer Kind gesund ist, ausreichend zunimmt und keinen Eisenmangel hat (was der Arzt an den Schleimhäuten sehen wollte), könnt Ihr ganz beruhigt zuwarten. Muttermilch ist im ganzen ersten Jahr die Hauptnahrungsquelle und es besteht keine Eile, das Baby zum Essen zu zwingen. Euer Baby muss jetzt noch gar keine großen Portionen essen! Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch „Babyernährung gesund & richtig – B(r)eikost und Fingerfood“ von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. Habt Geduld, Euer Baby ist mit Muttermilch noch bestens versorgt und hat alle Zeit, sich an das Essen zu gewöhnen! Lieben Gruß Biggi


Schniesenase

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Hallo stolzer-papa, ich kann mal von unseren Erfahrungen berichten: Mein Kind wurde von Anfang an viel, oft und lange gestillt. Damit gedieh sie ok, war aber immer klein und zierlich, voll ausgereift und deutlich über Termin geboren ohne Probleme. Mit 6 Monaten haben wir auf Anraten unserer Hebamme ganz normal weiter nach Bedarf gestillt und Fingerfood als Beikost gegeben. Es gab, weil das der einzige war, den das Kind wollte, zwischendurch mal Hirsebrei, selbst gekocht. Das Essen war ein tolles Novum für's Kind, und das Kind war begeistert am Essen, bis das Novum dann irgendwie an Neuheit verlor. Mit einem Jahr waren wir fast wieder beim Vollstillen. Die Beikostmengen waren nur noch sehr gering. Kind hatte einfach keinen großen Appetit auf Beikost, es sei denn, sie wuchs gerade. Dann fraß sie förmlich. Von allen Stillexperten einschließlich meiner Hebamme, die wirklich gut informiert war und sehr erfahren, in dieser Zeit habe ich immer nur gehört, dass weiter nach Bedarf des Kindes gestillt werden solle (natürlich dürfen die Babys, je älter sie werden, auch mal kurz etwas Frust mit dem Warten aushalten, z.B. wenn Mama gerade auf der Toilette oder unter der Dusche ist oder auch in der Küche etwas fertig machen möchte) und Beikost gegeben, also wie das Kind mag. Anbieten, aber nicht erwarten, dass bestimmte Mengen gefuttert werden. Das richtige Essen kommt von selbst mit der Zeit. Toll übrigens, dass Euer Arzt nach dem Eisen geschaut hat. Mit einem Jahr sollte man das im Auge behalten, weil Eisen- und/oder Zinkmangel zu Appetitlosigkeit des Kindes führen können. Was die Leute im Nachbarforum empfehlen, halte ich für althergebrachte, längst überholte "Weisheiten". So hat man es früher gemacht bzw. macht es auch wohl oft noch mit Flaschenfütterung, aber stillen sollte während der ganzen Stillzeit nach Bedarf des Kindes erfolgen (mit der Einschränkung, dass die Mutter, je älter das Kind wird, auch weniger ad hoc "springen" muss, wenn das Kind stillen möchte, Kind darf auch mal warten, wenn es älter ist). Diese Empfehlung kenne ich von allen Stillberaterinnen so. Mein Kind ist heute neun Jahre alt und hat ein gutes Verhältnis zum Essen, was immer das heißt. Wir essen zusammen, wir kochen zum Teil zusammen, in der Schule klappt das ebenfalls gut. Nach der von den Frauen im Nachbarforum genannten Theorie müsste das ja hier gar nicht gehen. ;-) Noch eine Sache wäre interessant: Stillen hilft bei der Verdauung der neuen, dem Babybauch ggf. noch unbekannten Nahrung und wirkt vermutlich auch zur Allergieprophylaxe. Es macht darum absolut Sinn, das Baby im Zusammenhang mit einer Mahlzeit auch zu stillen. Ganz hilfreich fand ich seinerzeit das Buch: "Mein Kind will nichts essen" von Gonzalez (Kinderarzt und Stillberater). Das kann ich sehr empfehlen. Also für mich hört es sich so an, als wäre Euer Bauchgefühl da goldrichtig, und Ihr könnt schön weiter darauf hören. :-) Viele Grüße Sileick


stolzer-papa_234

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Vielen lieben Dank für eure Antworten. Das bestärkt uns doch sehr.


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