Frage: Auf einmal zu wenig Milch?

Liebe Biggi, liebe Kristina! Ich habe mich schon ein wenig durch das Forum gelesen, dennoch möchte ich gerne mein Problem schildern. Mein kleiner Sohn ist nun 7,5 Wochen alt und ich stille ihn seit Anfang an. Bisher lief die Milch bei mir ohne Ende, sodass er aussah wie ein Dreckferkel, wenn er seinen Mund kurz von der Brust nahm, und ich auch. In der Regel hatten wir einen 4-Stunden Rhythmus. Nur selten hat sich mein Sohn früher gemeldet. Zudem hat es ihm vollkommen ausgereicht, wenn er eine Seite bekam. Am Wochenende sind wir das erste Mal in die Heimat gefahren (4-stündige Fahrt) und ich habe zur Not Milch mit einer manuelle Pumpe abgepumt (linke Seite 160ml). Da er diese Milch dann auch bekam, war er letztlich fast 8 Stunden nicht an der Brust, was sich natürlich gleich bemerkbar gemacht hat. Meine Brüste waren prall, sehr hart und taten weh, sodass ich bei jeder Mahlzeit noch zusätzlich abgepumpt habe (die Milch schoss sofort raus), um den Druck zu nehmen. Seit Montag ist das Gegenteil der Fall. Meine Brüste fühlen sich an wie "ausgelutscht". Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Sohn nicht mehr satt bekomme. Er saugt nur für einen kurzen Moment effektiv und fängt dann schon an zu quengeln. Selbst wenn ich die Brustseite wechsel. Deshalb habe ich nun schon 1x zugefüttert. Zwar hat er nicht die ganze Flasche getrunken, aber immerhin 40ml. Nachts hat er mittlerweile auch alle 2 Stunden Hunger und ich frage mich manchmal wie ich diesen Hunger noch befriedigen soll? Aus "Spaß" habe ich heute Morgen auch abgepumpt (von der Seite, wo er nicht getrunken hat) und einen Schreck bekommen, als es nur 30ml waren. Das macht mich echt fertig und traurig. Das lange Stillen war und ist ein großer Wunsch von mir. Habe ich auf einmal zu wenig Milch? Ist es überhaupt möglich, dass die Milchmenge in so kurzer Zeit so rapide abnimmt? Ich versuche nun auch noch alle 2 Stunden abzupumpen (mit wenig Erfolg), um die Milchmenge wieder zu steigern. Meinen Sohn lege ich eigentlich auch sofort an, wenn er wach wird. Ist dieses Vorgehen richtig? Zudem trinke ich Stilltee, Stillsaft und etwa 1,5 Liter Wasser. Gibt es etwas, was ich noch unbedingt beachten muss? Schließlich möchte ich meinen Sohn so lange stillen wie es geht. Liebe Grüße Jenny

von Jenny212 am 12.02.2014, 11:45



Antwort auf: Auf einmal zu wenig Milch?

Liebe Jenny, es kann sein, dass dein Kind durch die Gabe der Flasche saugverwirrt ist und sich deshalb so irritiert an der Brust benimmt. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Deine Milch ist auch nicht plötzlich weg, es ist vielmehr so, dass eine Frau manchmal so angespannt oder seelisch aufgewühlt sein kann, dass der Milchspendereflex blockiert wird und die Milch deshalb nicht fließt. Wenn dies passiert, dann funktioniert in aller Regel das Abpumpen noch viel weniger, so dass der Eindruck entsteht, die Milch wäre weg. Leider entwickelt sich dann ganz schnell ein Teufelskreis: die Mutter glaubt, sie habe keine Milch mehr, dadurch ist sie noch angespannter und verzweifelter, was zu einer noch stärkeren Blockierung des Milchspendereflexes führt. Deshalb ist es jetzt ganz wichtig, dass DU DIR alle Ruhe und Entspannung gönnst, die Du bekommen kannst. Wenn möglich, lege dich mit deiner Tochter ins Bett und kümmere dich um nichts anderes, als um dein Kind, dich und das Stillen. Ruhe dich aus, gönne dir etwas Gutes (z.B. ein gemütliches Wannenbad mit einer schönen Tasse Tee und Musik, die dir gefällt). Falls Du einen Geburtsvorbereitungskurs besucht hast, setze die Entspannungsübungen, die Du dort gelernt hast gezielt vor dem Anlegen ein. Denke an etwas Schönes und Beruhigendes, zum Beispiel an einen Spaziergang an einem kleinen, plätschernden Bach oder am Meer. Versuche alle Störungen auszuschalten. Du solltest z.B. das Telefon aushängen, und alles was Du brauchen könntest bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören. Lass dich von deinem Partner verwöhnen. In dieser Situation bewähren sich auch die Tipps, die bei einem Stillstreik empfohlen werden: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. eben schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du wirklich unbedingt Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 12.02.2014



Antwort auf: Auf einmal zu wenig Milch?

Liebe Biggi, vielen Dank für die Antwort. Ich muss also noch nicht den Kopf in den Sand stecken und das Stillen aufgeben? Um meine Milchmenge muss ich mir erstmal auch keine Sorgen machen, weil sie sich hoffentlich wieder dem Trinkverhalten meines Sohnes anpasst? Gibt es eine Möglichkeit, die mir Aufschluss darüber gibt, ob er genügend trinkt? Anfangs habe ich ihn vor und nach dem Stillen immer gewogen. Da er dann aber gut zugenommen hat (Geburtsgewicht: 2820g, aktuelles Gewicht: 5210g), habe ich die Babywaage wieder abgegeben. Liebe Grüße Jenny

von Jenny212 am 12.02.2014, 17:01



Antwort auf: Auf einmal zu wenig Milch?

Liebe Jenny, Ob dein Kind gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine Gewichtszunahme entsprechende den Angaben der WHO Child Growth Standards WHO Multicentre Growth Referencs Study Group, 2006, d.h. im Durchschnitt: • 1. bis 3. Monat: 200 400 g/Woche, mind. 150 g/Woche • 4. Monat: 110 160 g/Woche • 5. Monat. 400 500 g/Monat • 6. Monat: 350 500 g/Monat • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. Biggi

von Biggi Welter am 12.02.2014



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