Hallo Frau Klinkenberg, hallo Frau Plath,
ich hatte im Forum schön öfters geschrieben wegen meiner Tochter (fast 16M.) die zu wenig isst. Leider hat sich das nicht geändert. Sie isst jetzt viel weniger als zu der Zeit wo sie noch Brei aus dem Gläschen gegessen hat (ca. bis 11 Monate). Das verweigert sie allerdings, sowie jede Fertigmahlzeit. Momentan sieht ein Tag bei ihr ungefähr so aus:
Nachts will sie leider gegen 24 Uhr immer eine Flasche Milch (200 ml). Die hat sie sich auch erst angewöhnt seitdem sie tagsüber so wenig isst.
7 Uhr: nochmal Milch (150-200 ml)
9.15 Uhr: momentan nur 4 mini Erdbeeren. Jegliches Brot mag sie momentan nicht und schmeisst es auf den Boden.
12 Uhr: ist schwer abzuschätzen wieviel, aber zu wenig. z.B. wenn es Penne Vollkornnudeln gibt, geschätzte 7-8 Nudeln mit etwas Brokkoli dazu.
15.30 Uhr: ganz wenig Laugenbrötchen (ca. 5 cm) und 5-6 Trauben. Banana mochte sie bis vor kurzem sehr gerne und hatte auch mal eine ganze als Zwischenmahlzeit gegessen, jetzt schmeisst sie sie auch auf den Boden.
Abends ist es immer am schlimmsten. Da isst sie so wenig, dass es kein Wunder ist, dass sie nachts Hunger bekommt:
18.45 Uhr: max. 100 ml Milch. dazu gabs früher immer Brot mit Butter. Da hatte sie aber auch nur max. 5 daumennagelgroße Stücke gegessen. Da sie momentan kein Brot mag, bekommt sie meistens ähnliche Sachen wie Mittags, isst aber noch weniger als Mittags, manchmal auch nichts und nur die Milch. Brei (auch selbstgemacht) will sie überhaupt nicht. Sie lässt sich auch nicht mehr mit dem Löffel füttern und will alles selbst machen.
Was kann ich an dem Ernähungsplan ändern? Andere Kinder essen das 10 fache und das macht mich traurig und besorgt, dieses Kämpfen um jeden Bissen.
Das Zweite Hauptproblem ist, dass ich das Gefühl habe, dass sie mit manchen Lebensmitteln Probleme hat. Z.B. isst sie gerne Blaubeeren oder halbierte, geschälte Trauben. Meistens flutschen die aber direkt aus dem Mund und sie schafft es nicht sie zu essen. Oder sie kaut 1-2 mal und dann fallen sie wieder raus. Manchmal klappt es erst bei der 10 Beere, wenn sie nicht vorher aufgibt. Zudem mag sie die meisten Lebensmittel nur wenn sie butterweich sind zB. Brokkoli, Süßkartoffeln und Karotten. Sobald sie etwas bissfest sind spuckt sie sie manchmal sofort aus oder nach kurzem kauen. Aber Kekse isst sie dennoch. Und generell macht sie ganz, ganz kleine Bissen. Selbst ein daumennagelgroßes Stück Brot wird geteilt. Und für ein kleines Stück Brezel, dass sich andere Kinder in dem Alter einfach in dem Mund stecken, braucht sie 30 Minuten.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar für einen Ratschlag, weil die Situation leider schon seit Monaten sehr frustrierend ist.
Danke für Ihre Arbeit,
Tali
von
Tali1818
am 07.05.2012, 14:00
Antwort auf:
Tochter hat Probleme beim kauen und schlucken und isst zu wenig
Liebe Tali,
ich kann sehr gut verstehen, dass das für Sie sehr frustrierend ist. Ein kleiner Trost: es geht vielen Müttern ähnlich, meistens hat man in Ihrer Situation aber Mütter vor Augen, bei denen es was das Essen anbelangt reibungslos klappt.
Wie sieht es denn aus, was macht Ihre Kleine für einen Gesamteindruck? Gedeiht sie, wächst sie und nimmt an Gewicht zu? Ist sie aktiv und ein fröhliches, gut gelauntes Kind? Wenn Ihr kleiner Schatz insgesamt munter erscheint, sollten Sie das alles als Begleiterscheinung eines normalen Entwicklungsprozesses sehen. Manche Kinder machen es ihren Eltern wirklich nicht leicht. Bedenken Sie auch, dass ein Kleinkind mit deutlich weniger Nahrung auskommen kann, es hat bei weitem nicht mehr das rasante Wachstum eines kleinen Säuglings.
Ich schätze Ihr Töchterchen als ein quirliges, aktives Mädchen ein, das allem anderen mehr Begeisterung beimisst, als dem Essen. Auch ist sie in einem Alter in dem sie besonders austesten möchte, wie die Mama reagiert. Das können Sie daran erkennen, wie sie Ihre Reaktion testen möchte, wenn sie etwas, das sie nicht essen möchte auf den Boden wirft. Frisch gebackene Kleinkinder suchen kleine „Löwenkämpfe“ und haben Antennen dafür wie sehr sich Eltern ängstigen sie könnten einen Mangel erleiden oder verhungern. Lassen Sie sich nicht einwickeln und frustrieren. Packen Sie es einmal von der ganz anderen Seite an. Kämpfen Sie nicht um jeden Bissen und sind Sie nicht traurig und besorgt, denn dann hat Ihr kleiner Schatz schon gewonnen.
Auch wenn es schwer fällt, nehmen Sie das Essen möglichst gelassen. Versteifen Sie sich nicht so sehr auf die Mahlzeiten, freuen Sie sich vielmehr darüber, dass es Ihrem Mädchen gut geht, dass es sie gibt.
Bieten Sie für die ganze Familie eine Auswahl an gesunden Speisen an. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit dem Kind an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen. Achten Sie auf eine entspannte Atmosphäre, bei denen jeder Zeit hat fertig zu essen und auch einmal etwas liegen lassen kann, wenn der Hunger nicht ganz so groß war. Ziehen Sie Mahlzeiten aber nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein. Dann ist wieder Spielzeit. Eine angenehme Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an.
Sie als Mama geben vor was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Mädchen wählen kann. Manchmal stimmen die verschiedenen Entwicklungsbereiche einfach noch nicht zusammen. Dann brauchen Kinder noch Übung bis sie sich entsprechende Fertigkeiten was die Motorik und das Kauen anbelangt, angeeignet haben. Je mehr die Kleine die Möglichkeit hat zu üben, desto schneller wird sie das hin bekommen. Trauben oder Heidelbeeren haben eine relativ harte Schale und sind nicht die leichtesten Übungsobjekte. Vielleicht stecken Sie sie zusammen mit weicher Banane, weicher Birne und Melone auf ein Spießchen von dem sie die Kleine abknabbern kann. Wenn Ihr Mädchen wenig oder gar nichts isst, bekommt sie auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Ganz sicher, Ihre Tochter wird nicht vor einem vollen Teller verhungern, dafür ist sie viel zu schlau. Wird zusätzlich zwischendurch noch hier und da gesnackt, kommt bei den „richtigen“ Mahlzeiten kein rechter Hunger auf.
Behalten Sie auch die Getränke im Auge. Ein zu viel oder kurz vor dem Essen kann das Bäuchlein füllen und den Appetit auf festes Essen nehmen.
Beziehen Sie Ihr Kind nach Möglichkeit ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…mit ein. Das kann ebenfalls dazu führen, dass die Kleine mehr Zugang zum Essen bekommt.
Ich weiß, das hört sich alles so einfach und plausibel an. Auch wenn das im Moment recht hoffnungslos aussieht, wird es mit dem Essen sicher bald besser klappen. Lassen Sie sich nicht entmutigen und bleiben weiter dran.
Ich wünsche Ihnen viel Durchhaltevermögen und vor allem Gelassenheit
Veronika Klinkenberg
von
Veronika Klinkenberg
am 08.05.2012
Antwort auf:
Tochter hat Probleme beim kauen und schlucken und isst zu wenig
Ergänzung:
Sie hat alle Schneidezähne, 2 backenzahne unten und 2 Eckzähne unten halb, müsste also gut kauen können. Trotzdem spuckt sie oft ein Stück Brötchen nach langem Kauen aus.
Sie musste beim essen früher oft würgen und hat sich oft verschluckt obwohl wir nur ganz kleine Stücke gegeben haben. Ich habe in diesen Situationen oft hysterisch reagiert. Könnte das mit den Problemen Zutun haben?
von
Tali1818
am 07.05.2012, 16:33
Antwort auf:
Tochter hat Probleme beim kauen und schlucken und isst zu wenig
Hallo,
da spielen sicher mehrere Dinge zusammen. Das Kauenlernen ist ein Entwicklungsprozess, der bei jedem Kind ganz individuell ablaufen kann. Sicher prägen sich auch Erfahrungen und Stimmungen verschiedener Essensituationen ein.
Wie aber schon beschrieben ist es für Kinder in diesem Alter ganz typisch, dass sie genau beobachten, wie Mama und Papa auf ein bestimmtes Verhalten reagieren. Aus meiner Sicht lässt sich hier am meisten erreichen. Wenn es um Verhaltensfragen geht ist Frau Christiane Schuster ein Ansprechpartner. Vielleicht posten Sie auch dort.
Herzliche Grüße
Veronika Klinkenberg
von
Veronika Klinkenberg
am 08.05.2012
Antwort auf:
Tochter hat Probleme beim kauen und schlucken und isst zu wenig
Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
Sie liegen mit Ihrer Einschätzung tatsächlich ganz richtig: meine Tochter ist sehr quirlig und lebendig. Mich besorgt leider besonders die negative Entwicklung was das Essen betrifft. Gestern hat sie das ganze Mittagessen ausfallen lassen und hat auch am Rest des Tages kaum gegessen. Nur etwas Erdbeeren und vielleicht 5 mini süßkartoffelstücke. Die Flasche nachts hat sie auch nicht leer getrunken, sondern nur 150 ml. Heute hat sie eine Lachsfrikadele gegessen ca 40 g. Wieviel Gramm sollte ein kind in dem alter denn % pro mahlzeit essen? Bei der U6 wog sie 7400g. Sie ist auf die 3% perzentile abgerutscht. Die Kinderärztin meinte trotzdem man müsse sich keine Sorgen machen, selbst wenn sie mal abnehmen sollte.
Würden sie nochmal eine zweite Meinung einholen?
von
Tali1818
am 09.05.2012, 14:03