Liebes Team,
wir sind mittlerweile in großer Sorge und verzweifelt.
Unsere Tochter ist nun schon fast 10 Monate alt und leider läuft es überhaupt nicht nach Lehrplan, wenn es um die Beikost geht.
Den Brei, egal ob selbstgekocht, gekauft, stückig oder breiig, lehnt sie ab.
An der festen Nahrung hat sie Interesse, schiebt es allerdings wieder mit der Zunge heraus.
Sie probiert Vieles - Weintrauben, Brötchen, Nudeln, Zwieback, Babykekse, Würstchen aber es kommt nichts in ihren Bauch, sondern es kommt zerstückelt oder aufgeweicht wieder draußen an.
Sie ernährt sich somit ausschließlich von Milch.
Mittlerweile besuchen wir den Logopäden, der sich den Schluckapprat ansah und sagte, das alles in Ordnung sei.
Sie habe ein grundsätzliches Interesse am Essen und wir sollen ihr Zeit geben.
Nur leider gibt es keinerlei Verbesserung.
Nur warum kann sie ihr zerkleinertes und aufgeweichtes Essen nicht herunterschlucken?
Liebe Grüße
von
KristinaW.
am 25.11.2021, 10:43
Antwort auf:
Schwierigkeiten Beikost
Liebe „KristinaW“,
Ihre Verzweiflung kann ich so gut nachvollziehen.
Das Allerwichtigste ist aber: Ihrer Kleinen geht es gut, und der Logopäde hat bestätigt, dass der Schluckapparat absolut in Ordnung ist. Nun ist also weiterhin Geduld gefragt.
Verabschieden Sie sich zuerst einmal von dem Gedanken, die Beikosteinführung bei einem Baby müsse nach „Lehrplan“ verlaufen. Jedes Baby hat andere Stärken, und jedes Baby i(s)st anders. Und Sie haben schon recht, mit gut 10 Monaten möchte man meinen, die Beikost sollte schon gut eingeführt sein, aber Ihre Kleine belehrt Sie hier eines anderen.
Atmen Sie jetzt erst einmal durch und machen Sie ca. eine Woche komplett Pause mit der Beikost. Ich erhoffe mir davon, dass Sie beide sich entspannen und die Tage auf sich zukommen lassen können, ohne schon die nächste Mahlzeit vor Augen zu haben (vor der Sie beide leider vermutlich schon Bedenken haben).
Dann geht es an einen kompletten Neustart. Legen Sie wieder los an einem Tag, an dem Ihre Kleine entspannt und gut gelaunt ist. Zu hungrig sollte sie auch nicht sein, sonst hat sie vielleicht keine Lust auf „Experimente“.
Suchen Sie sich eine Uhrzeit am Tag (z.B. immer mittags), und bieten Sie ab jetzt immer um diese Uhrzeit den Brei an. Erst wenn diese eine Mahlzeit gut funktioniert gehen Sie her, und führen weitere Mahlzeiten ein. Dies kann dauern, aber gibt Ihrer Kleinen die Möglichkeit, sich langsam und ohne Druck mit der Löffelkost anzufreunden.
Starten Sie nun mit fein pürierter Kost, am besten ohne Stückchen, um ein Verschlucken für den Anfang zu verhindern. Bieten Sie nicht zu viel Auswahl an, d.h. bleiben Sie entweder bei Babygläschen ODER bei Selbstgekochtem. Zu viel Hin und Her ist nur verwirrend für Ihre Kleine.
Und bleiben Sie einige Tage bei ein und derselben Sorte. Starten Sie also mit z.B. Karotte, dann bieten Sie diese über die nächsten Tage an. Schrittweise geben Sie dann nach einigen Tagen eine weitere Zutat hinzu, ganz im Tempo Ihrer Tochter.
Möchte Ihr Mädchen absolut nicht vom Löffel essen, machen Sie kurz Pause, lenken Sie sie ein wenig ab (Lieblingsspielzeug, aus dem Fenster schauen etc.), und versuchen Sie es nach ca. 5 Minuten erneut. Hat sie keine Lust zu essen, akzeptieren Sie es, bieten aber keine Milch mehr im Anschluss an. Versuchen Sie es dann am nächsten Tag wieder – also genau so, wie Sie es bisher auch schon gemacht haben. Machen Sie kein zu großes Thema daraus (ich weiß – leichter gesagt als getan!). Auf diese Weise kann sich die Lage immer entspannen und Ihr Mädchen wird sich mit der Zeit an den Ablauf dieser Mahlzeit gewöhnen. Ihr wird so auch klarwerden, dass Mama nicht immer sofort mit der Milchflasche bereitsteht.
Packen Sie Ihre Tochter auch weiterhin bei ihrem Forscherdrang, indem Sie ihr z,B. ein weiches Löffelchen selbst in die Hand geben. Bestreichen Sie den Löffel oder ihr Fingerchen mit ganz wenig Brei und lassen Ihre Kleine das Essen selbst erforschen.
Auch wenn es zunächst noch eher chaotisch zugeht und die Essensmengen eher gering ausfallen, Sie werden sehen, mit der Zeit wird Ihr Mädchen sich immer mehr auf das Essen einlassen, und auch die Mengen werden mehr. Wichtig ist außerdem, dass Sie Ihre Tochter auch weiterhin immer mit an den gemeinsamen Essenstisch nehmen, so dass sie die Familie beim Essen beobachten kann. Kinder lernen durch Nachahmen.
Bitte nehmen Sie jeglichen Druck von sich und damit auch von Ihrem Mädchen. Bemühen Sie sich nicht etwas unbedingt erreichen zu müssen, oder dass etwas klappen muss. Nehmen Sie es so wie es kommt, Sie können sowieso nichts erzwingen.
Liebe „KristinaW“, bitte bedenken Sie, dass manche Kinder einfach Spätzünder sind und eine Weile länger brauchen, bis sie wie selbstverständlich neben der Milch auch feste Beikost akzeptieren. Eines ist aber sicher: Jedes gesunde Baby hat sich noch früher oder später an die Beikost gewöhnt.
Und bitte bleiben Sie auch weiterhin ruhig und geben Sie ihrer Tochter die Zeit – Sie werden sehen, Ihre Geduld und Gelassenheit zahlt sich irgendwann aus, auch wenn es jetzt noch nicht danach aussieht.
Sie beide schaffen das!
Wenn Sie verunsichert sind, weil Ihre Kleine sich auch weiterhin nur zögerlich auf die Beikost einlässt, dann sprechen Sie ruhig auch noch einmal Ihren Kinderarzt an. Sicherlich hat er auch noch gute Tipps für Sie parat.
Ich wünsche Ihnen noch viele schöne und entspannte gemeinsame Stunden am Esstisch.
Ihre Barbara Doyle
von
Barbara Doyle
am 26.11.2021