Jule4321
Hallo, mein Sohn ist nun 12 Monate alt. Leider ist er immernoch kein guter Esser, d.h. eigentlich isst er nur gut, wenn er garnicht bemerkt, dass er isst, also so stark von etwas anderem gefesselt ist, dass er nur mechanisch den Mund aufmacht und schluckt oder wenn er nebenher sehr ansprechendes Spielzeug hat. Zudem hält er es nicht lange - ca. 5-10 Min nur im Hochstuhl aus, dann verweigert er das Essen und weint, bis er raus darf. Auf dem Arm oder spielend auf dem Boden isst er dann aber noch weiter, er hat also noch Hunger. Am Stuhl selbst liegt es nicht, wir haben zwei und bei beiden das gleiche Spiel. Er isst folgendes: 7.30 Uhr 50-100g Milchbrei mit Obst 8 Uhr Einschlafstillen 12 Uhr 170-190 g Gemüse-Kart-Fleisch-Brei 12.45 Einschlafstillen 15.45 150g Joghurt 18 Uhr 100g Milchbrei mit Obst oder Gemüse 19 Uhr Einschlafstillen nachts nach Bedarf stillen, zurzeit bis zu 6mal, da er unglaublich schlecht schläft. Fingerfood isst er nicht, sowie Familienkost, da isst er nur ganz wenig oder würgt. An Gläschen isst er nur die 4-Monats und 6-Monats-Gläschen. Vielleicht haben Sie ja Tipps. Vielen Dank für Ihre großartige Arbeit hier.
Veronika Klinkenberg
Liebe Jule, da zählt Ihr Spatz ja zu den besonders quirligen Kerlchen. In diesem Alter erobern sich Kinder die Welt so richtig, da gibt es noch weniger Zeit zum Essen und alles ist spannend und aufregend. Dieses Alter kann Eltern auf eine Geduldsprobe stellen: das Essen erfordert viel Geduld und Konsequenz und die Nächte sind durch Unruhe geprägt. Wie jede Phase ist auch diese zeitlich begrenzt. Sicher gelingt es Ihnen Ihren Jungen hilfreich zu begleiten und zu unterstützen. Der Kleine ist in einem Alter, in dem Kinder kleine Löwenkämpfe suchen und ausloten, wo ihre Grenzen sind. Ständige Ablenkungsmanöver und Tricks sind auf Dauer nichts, auch kann der Kleine lernen, sich etwas Zeit für die Mahlzeiten zu nehmen. Bei so munteren, quirligen Jungs ist es wichtig, dass sie nicht aus dem Spiel gerissen werden. Geben Sie Ihrem kleinen Schatz frühzeitig Bescheid, dass es bald etwas zu Essen gibt und holen Sie ihn ab. Achten Sie darauf, dass bei den Mahlzeiten keine Ablenkung wie laufender Fernseher, Radio, Spielsachen stören. Setzen Sie sich zusammen an den Tisch und bieten Sie eine Auswahl an gesundem Essen an, bei jeder Mahlzeit sollte etwas enthalten sein, dass der Kleine kennt. Dass Kinder in diesem Alter noch nicht bereit für richtiges Familienessen sind, ist nicht schlimm. Jeder Sprössling braucht hier seine Zeit. Damit Ihr Söhnchen langsam aber immer vertrauter mit festem Essen wird, würde ich Schritt für Schritt immer stückigeres Essen (zuerst 8-Monats-, dann 10-Monats-Gläschen usw.) unter die pürierte Kost mischen. Das brauchen erst nur ein paar Löffelchen sein, die immer mehr gesteigert werden. Zusätzlich darf Ihr kleiner Schatz natürlich vom Familienessen probieren oder auch kindgerechte Knabberprodukte kosten. Geben Sie ihm ein eigenes Tellerchen, ermuntern Sie ihn zu Essversuchen und loben Sie ihn, wenn er etwas ausprobiert. Essen Sie selbst mit Genuss und Ruhe vor Ihrem Kind und zeigen ihm so, welchen Wert Sie selbst dem Essen beimessen. Isst er nur eine kleine Menge oder endet das Essen in einer Spielerei, sagen Sie ihm ganz ruhig, dass das Essen jetzt für ihn beendet ist. Nehmen Sie Ihren Jungen aus seinem Stuhl und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es aber bis zur nächsten Mahlzeit nichts auch nicht spielend auf dem Boden. Es macht nichts, wenn Sie ab und zu den Hunger zum Gehilfen machen - Ihr Kind entwickelt sich prächtig. Machen Sie es einmal ganz anders: Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt, machen Sie keine "große Sache" daraus, ob Ihr Sohn etwas isst oder nicht und arbeiten auch nicht mit Tricks und Ablenkungsmanöver. Ihr Junge ist in einem Alter, in dem Kinder sich ihrer Wirkung auf andere bewusst werden. Er hat sicher spitz bekommen, dass er mit seiner Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Mama und Papa tun alles, damit ich was esse. Wer fühlt sich in dieser Rolle nicht wohl? Gehen Sie sicher und konsequent vor, wenn Ihr Sohn merkt, dass Sie nicht ausschließlich auf seine Sonderwünsche eingehen, seinem Verhalten keine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und Grenzen aufzeigen, wird er in kleinen Schritten besser und mehr essen und über kurz oder lang die Essensweise übernehmen, die ihm vorgelebt wird. Noch ein kleiner Tipp: ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen sehr wichtig ist, dass Ihr Kind immer wieder „herunter fährt“ und zur Ruhe kommt. Als Kleinkind kann er nun lernen sich selbst zu beruhigen. Dazu gehört auch, dass er lernt ohne Stillen ein zu schlafen. Das muss nicht von heute auf morgen gehen. Nehmen Sie sich die ein oder andere Stillmahlzeit vor und gewöhnen den Kleinen an ein anderes beruhigendes Ritual (Buch lesen, Lied singen, Streicheln, Schmusetuch). Mit weniger Stillmahlzeiten wird sich mehr Hunger für festes Essen einstellen. Halten Sie noch ein bisschen durch und verfolgen Sie konsequent Ihr Ziel. Sie bekommen das hin. Herzliche Grüße Veronika Klinkenberg
Jule4321
Er wiegt übrigens 9,5kg und ist 75cm groß, also alles völlig normal.
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