Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Süßigkeiten

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Süßigkeiten

MarLen17

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Hallo Birgit! Meine Tochter ist 6 Jahre alt und im Moment ist das Thema Süßigkeiten all gegenwärtig. Jeden Tag nach dem Kindergarten kommt sofort die Frage nach süßem. Verneine ich es, geht es den ganzen Tag so dahin und es dreht sich gefühlt alles nur darum. Grundsätzlich isst sie aber gut. Bei gekochtem ist sie wählerisch, Rohkost (Obst und Gemüse) isst sie aber gerne und täglich. Ich spiele mit dem Gedanken ihr eine wochenration, frei zur Verfügung zu stellen. Eine Süßigkeiten Kiste aus der sie sich bedienen kann bis sie leer ist. Klar kommuniziert, dass diese nicht maßlos wieder befüllt wird. Wie stehst du dazu? Oder was wäre dein Ansatz in dem Alter? Liebe Grüße, Marlen


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo MarLen17 Je selbstverständlicher Süßigkeiten von seiten des Elternhauses toleriert werden, desto besser werden Kinder damit auch langfristig umgehen können. Verknappung bewirkt eher das Gegenteil. Das hat man in Studien herausgefunden. Kinder, welche zu Hause nichts oder nur sehr eingeschränkt (restriktiv) bekommen schlagen "draußen", d.h. wenn sie die Gelegenheit dazu erhalten, bspw auf Geburtstagen, bei Freunden etc umso exzessiver zu. Drum ja, es ist vielleicht eine passable Idee, eine frei zugängliche Süßigkeitenbox aufzustellen. Sie sollte nur nicht direkt und immer sichtbar sein und deine Tochter auch um die prinzipielle Möglichkeit wissen, dass sie auch andere Lebensmittel nach Gusto essen könnte, bspw Obst oder Rohkostgemüse oder Brot. Und natürlich mit der klaren Ansage, nicht nachts - wegen der Zahngesundheit. Sei dir nur auch bewusst darüber, dass du selbst mit dieser Situation gut umgehen können wirst und wirklich überzeugt von deinem Vorhaben bist, und dich auch selbst dran hälst - keine Kommentare dazu äußerst, falls die Box zu Unzeiten geleert wird oder zu frühzeitig leer ist und die mögliche Fragerei wieder losgehen könnte. Es könnte sein, dass deine Tochter die Kiste am ersten Tag schon leert. Lass dich davon nicht irritieren. Das alles wird sich erst binnen eines Monats oder länger regulieren lassen. Deine Tochter braucht Zeit, um das wirklich zu verstehen und Vertrauen in die neue Möglichkeit zu erlangen. Das braucht Zeit. Man weiß es nicht. Vielleicht hütet sie die Sachen auch wie einen Schatz und isst kaum davon. Zu Beginn wäre es vielleicht eine Möglichkeit, wenn du das noch nicht für eine ganze Woche im Voraus freigibst, sondern vielleicht erst einmal mit jeden Tag aufs Neue eine festgelegte Menge zur Verfügung stellst. Oder von Mo- Fr. Sa und So nochmal und dann wieder von vorne... Süßigkeiten werden in den allgemeinen Ernährungsempfehlungen toleriert. Gemäß der allgemeinen Definition und Empfehlung gelten etwa 10% Süßigkeiten/Snacks vom Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge quasi als tolerabel. Konkreter ausgedrückt sagt man, dass 1 Portion okay sein. 1 Portion entspricht der Füllmenge einer/der Kinderhand. Damit bist du, so wie ich das herauslese, auch prinzipiell einverstanden. Es geht dir mehr um das Timing und die ständige Fragerei deiner Tochter nach Süßem. Die Hauptnachfragezeit deiner Tochter dazu ist direkt nach dem Kindergarten. Es wäre eine Möglichkeit die Fragerei zu umgehen, in dem du ganz selbstverständlich eine Süßigkeit oder eine süße Speise zur Verfügung stellst, bevor deine Tochter fragt und du eigentlich eher verneinen möchtest. Nach dem Kindergarten hat deine Tochter möglicherweise ein besonderes Bedürfnis nach etwas Süßem, vielleicht nach schneller Energie. Statt zu verneinen oder klassische Süßigkeiten anzubieten wäre es möglich ihr Wahlmöglichkeiten anzubieten oder Kompromisse zu machen. wie wäre es 1.: ein Obsttellerchen mit kleinen Obststückchen wie Trauben, Bananenstückchen, Rosinen und anderes Trockenobst und daneben vielleicht auch klein geschnittene Süßigkeitenstückchen. Bspw kleingeschnittene "Milchschnitte" **, klein geschnittene Schokoladenstäbchen oder Gummibärchen, vielleicht auch zusätzlich Brotstückchen. Das kann helfen, die Menge an klassische Süßigkeiten insgesamt zu reduzieren. wie wäre es 2.: bereite ein süßes Dessert zu, das du vielleicht noch zusätzlich besonders lecker machst, in dem du bspw in einen Schokopudding noch extra Schokostückchen hineingibst. oder: statt einer herzhaften Hauptspeise könnte es eine süße Hauptspeise (Pfannkuchen mit selbstgemachtem, nicht gesüßtem Apfelmus) geben. Anschließend oder dazu bspw Rohkost oder eine Gemüsecremesuppe. oder: macht zusammen (?) Süßigkeiten selber. Hier ist noch Inspiration für Desserts und selbstgemachte Süßigkeiten: Amaranthpopschokolade: Amaranth-Pops (gepuffter Amaranth) und Schokolade: Zartbitter, weiss, Vollmilch 2g Kakaobutter (optional, macht die Riegel nur weicher und elastischer) Die Schokolade (mit der Kakaobutter) im Wasserbad schmelzen. Die Schüssel aus dem Wasserbad nehmen und Amaranthpoppies zugeben. Rühren. Immer wieder Poppies (ca 50-60g ** Amaranth/100g Schokolade*) nachgeben, bis die Masse deutlich genug Amaranth enthält. Die Masse entweder auf ein Backpapier streichen oder in Silikonmuffinförmchen geben. * die Menge richtet sich nach der verwendeten Schokolade. Bei weißer Schoki brauchst du weniger) Oberfläche glatt streichen. Kühl stellen und warten bis die Masse ausreichend fest ist. Aus den Formen lösen oder die Masse auf dem Backpapier in Stücke schneiden. Bananensplit Minibanane (Babybanane) längs halbieren und die beiden Hälften mit der Schnittseite nach unten auf einen Teller legen. Mit einem kleinen, elektrischen Milchaufschäumerquirl ein bisschen Sahne (ggf mit Vanillezucker) steif schlagen. Die Sahne auf den Bananenhälften verteilen und mit Schokososse (selbstgemacht oder gekauft) besprenkeln. Schokososse: 1 Teil Wasser mit 1 Teil Zucker und 1 Prise Vanille- oder Karamell-Zucker und 1 Teil Kakaopulver mit d em Schneebesen verrühren und aufkochen lassen. Abfüllen. ähnlich, nur mit Apfel 1 Apfel 50 ml Sahne 25g Zartbitterschokolade 1 Prise Zimt 1/2 TL bunte Zuckerbrösel oder gehackte Nüsse Die Schokolade zerkleinern. In einem kleinen Topf die Sahne mit der zerkleinerten Schokolade vorsichtig, unter Rühren erwärmen, de Prise Zimt zufügen, mit dem Schneebesen rühren und alles einmal kurz aufkochen lassen. Beiseite stellen und ab und zu rühren. Wasche jetzt den Apfel und schäle ihn (oder lass die Schale dran, je nach dem, was dir besser gefällt). Anschließend kannst du den Apfel in Scheiben schneiden und das Kerngehäuse bspw mit einem Apfelentkerner entfernen. Die Scheiben nun noch in Ringe schneiden – du kannst einen runden Plätzchenausstecher verwenden oder frei Hand schneiden Die Ringe auf einem Teller anrichten und mit der Schokosahne übergießen, die Zuckerbrösel darauf und daneben verteilen. Fruchtjelly: 500ml pürierte Früchte oder Obstsaft (bspw frisch gepresster Orangensaft) mit 10g Agartine aufkochen. Agartine mit der kalten Flüssigkeit mischen. In einem Topf unter Rühren aufkochen, 2 min köcheln. Rühren. In kleine Förmchen (bspw Minimuffinförmchen aus Silikon, oder Pralinenförmchen aus Silikon) füllen. Erkalten lassen. Die Konsistenz wird gummiartig. Nach 1- 2 - 3 h kannst die Jellies aus der Form lösen. Erdbeersosse zu Vanillepudding: Koche die Erdbeeren mit einem Süßungsmittel (Zucker?) und etwas Wasser (gerade so viel, dass es nicht am Topfboden hängen bleibt) auf. Lass das Ganze für ca 3 min kochen und gebe die Masse in ein Sieb. Hier streichst du die Masse mit einem Löffel durch. Die Kernchen bleiben zurück und in einer Schüssel fängst du den Saft auf, der etwas dickflüssig ist. Ggf Zucker zufügen bis es richtig gut schmeckt. Haferberge 60g gesalzene Butter im Wasserbad schmelzen 10g brauner Zucker zugeben 1 Pr Vanillezucker zugeben 20g grobe Haferflocken und 80g feine Haferflocken 1 EL Schokotropfen unterrühren Eine kleine Minimuffinform (Einsatz für 12 Minimuffins) mit dem Hafergemisch befüllen. Die Formen randvoll machen und mit einem flachen Hilfsmittel die Masse gut festdrücken. Im vorgeheizten Ofen (150-160°) ca 20 min backen. Die Form aus dem Ofen nehmen und leicht auskühlen lassen. Ein Küchentuch zwei mal falten und auslegen. Die Form nun umdrehen und auf das Handtuch stürzen. Die Müslibergriegel lösen sich aus der Form und gut auskühlen lassen. Dann verpacken oder essen :-) Statt kleiner Muffinformen kannst du auch Große verwenden. Ein Rezept ergeben dann ca 6 Stück. Kokosnusskonfekt, wie "Bounty" Kokosraspeln mit Zucker im Zerkleinerer fein pürieren. Mit flüssiger Sahne cremig rühren, nach Wahl stattdessen Kokosöl verwenden. Zitronensaft zugeben um das Aroma zu intensivieren. Vollmilchschoki schmelzen und mit Hilfe eines Silikonpinsels in Hohlformen (ich habe Cakepop-Backfomen aus Silikon) pinseln. Tiefkühlen. Die Kokosmasse mit einem kleinen Löffel in die gefrorenen Cups füllen und hineindrücken. Die restliche Schoki darüber verteilen und wieder in den TK geben. Wenn die Schoki gut fest ist, lassen sich die Kokoskonfekte gut herauslösen. Kühl aufbewahren Lass das alles einmal auf dich wirken und prüfe nochmals dich selbst, welches Vorhaben bei euch am besten (eben auch für dich und dein Empfinden) funktionieren könnte. Also dann Grüße Birgit N. **ich schreibe "Milchschnitte" hier lediglich als einen synonymen Begriff für diese Art von Süßigkeit in Abgrenzung von einem sagen wir mal Milky Way oder Twix, wobei auch solcherlei Arten von Süßigkeiten vielleicht möglich wären. Es kommt hier ganz drauf an, welche Art von Süßigkeit deine Tochter sonst üblicherweise am liebsten mag und was du kaufst und anbietest. Vielleicht habt ihr eher Waffelschnitten aus dem Naturkostladen oder Ähnliches. Sieh die Auflistung einfach nur als Idee oder Inspiration, unabhängig vom tatsächlichen Produkt.


MarLen17

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Jetzt muss ich noch was ergänzen. Also in erster Linie geht es mir nicht darum, wie viel ich meiner Tochter geben darf bzw wie viel süßes ein Kind bekommen sollte. Ich denke ega welche Handhabung, sie würde danach nicht mehr als jetzt bekommen. Mich würde eher interessieren wie du die Eigenverantwortung in dem Thema siehst bzw was für die Zukunft der bessere Weg ist um eine gewisse selbstregulation zu bewirken. Immerhin möchte ich, dass sie als Teenie und Erwachsene eine gesunde Einstellung zum Essen hat. Liebe Grüße, Marlen


Hanfrila

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Hallo :) Ich bin nicht die Expertin, aber ein Kind, was ohne Verbote und Regulierung beim Essen aufgewachsen ist. Und ich kann sagen: es hat gut geklappt. Für uns Kinder waren Süßigkeiten nie besonders. Wir haben mal mehr, mal weniger gegessen und liebend gerne auch Rohkost und Obst. Und das ist auch heute noch so! Es kam auch früher oft vor, dass süßes übrig geblieben ist, von Weihnachten oder Nikolaus, weil es für uns nicht mega besonders war.


MarLen17

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Hallo! Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort und auch für die Antwort von Hanfrila! Ihr habt mich sehr bestärkt und ich denke ich habe jetzt einen Weg der sich erstens für mich richtig anfühlt und ich ihr die Möglichkeit geben kann ein gutes Gefühl und selbstregulation zu entwickeln. Danke auch für die Rezeptideen. Sie ist sehr gerne in der Küche am mithelfen, da werden wir sicher einiges ausprobieren Ich bin gespannt wie es die erste Zeit wird. Ich denke ich werde das ein oder andere mal tiiiiiieeeeef ein und ausatmen müssen Tatsächlich war ich eine dieser Kinder, welche nie gelernt haben sich zu regulieren. Als Erwachsene ist er mir mittlerweile möglich, war aber lange nicht so. Vielleicht beschäftigt mich das Thema deshalb so. Liebe Grüße


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