Hallo Birgit,
unsere Tochter ist nun 11 Monate alt und isst am Abend zunehmend schlechter. Da ich noch stille (morgens, abends, nachts 1 - 3 x) beschäftigt es mich gerade ziemlich, dass sie abends immer weniger isst und dadurch das stillen am Abend und in der Nacht nicht weniger wird.
Sie hat sonst einen Milch-Getreide-Brei (Schmelzflocken) mit Banane, Apfel etc. gegessen und dazu/danach etwas Fingerfood. Satt gegessen hat sie sich abends noch nie.
Seit einiger Zeit wird Brei abends aber meist komplett verweigert (wenn sie Brei nahm war die Nacht sichtbar ruhiger!) aber am Vormittag und Mittag mag sie noch Brei
Fingerfood probieren wir abends bisher folgendes: Brot oder Toast mit Frischkäse, Griesschnitten, Kartoffelwolken, Kartoffelwürfel, Käsestücke. Sie nimmt von allem aber nur sehr wenig.
Wie bekommen wir sie am Abend gut satt? Was ist sinnvoll?
LG und lieben Dank!
Lisa
von
Lisa98765
am 08.09.2021, 15:52
Antwort auf:
Abendessen 11 Monate
Hallo Lisa98765
möglicherweise erlebt dein Baby gerade einen großen Wachstums- und Entwicklungsschub. Weil dafür noch einmal viel Energie (Nahrung) benötigt wird könnte es sein, dass zu diesem Zweck die einfachste Methode der Nahrungsaufnahme gewählt wird. Und das ist das Gestilltwerden. Hiermit kann sich dein Baby bequem und leicht sättigen und damit komplett zufrieden werden. Da dein Baby auch Brei und Fingerfood isst und wohl auch ansonsten "gesund" ist und isst, kannst du vermutlich diese Phase kurz noch abwarten. Alsbald werden sich wohl komplett neue Gewohnheiten etablieren.
Weißt du, Babys wachsen in den ersten Monaten sehr schnell. Dies betrifft u.a.das Längenwachstum (Größe ca +/- 56-68 +/-) und das Gewicht. Sie entwickeln auch viele Skills und Fähigkeiten. Sie entwickeln sich rundum. In dieser schnellen Wachstums-und Entwicklungszeit brauchen Babys viele Kalorien und Nährstoffe. Milch ist dafür genau richtig - egal ob stillen oder Pre-Milch bzw Säuglingsmilch. Beides ist im 1. Lj eine wichtige Basis, um optimal zu wachsen und zu gedeihen. Ab dem (spätestens) 7. Lm kommt dann die Beikost hinzu und mit etwa 10 Lm die Familienkost.
Dies ist ergänzend zur Basis - zur Milch.
Jedes Baby hat nun ein eigenes Entwicklungstempo, das man berücksichtigen darf und sollte. Das (gesunde) Baby darf den individuellen Fähigkeiten gemäß sinnvoll im Wachstumsprozess begleitet und unterstützt werden. Das betrifft auch die Ernährung.
In der Zeit um den 10. Lm gibt es einen vorerst letzten großen Schub und ab dann wollen viele Babys plötzlich keinen Brei mehr, weniger gestillt werden, selbständig essen, kauen, probieren,...
Ab dem 10. Lm bilden sich nun auch die kognitiven und die motorischen Fähigkeiten weiter aus. Babys wollen darum jetzt (vermehrt) kauen, Geschmack erleben, selber essen, selbständig werden. Erst ab dem individuellen Zeitpunkt kann Familienkost darum erst gut gelingen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es sinnvoll, dem Baby die Möglichkeit zu geben um neue Lebensmittel (außer Milch und Brei) kennenlernen zu können. Denn so kann ein Wechsel zum richtigen Zeitpunkt besser gelingen.
Biete deiner Tochter jetzt weiterhin Vielfalt (geeignete Speisen) vom Familientisch an - und zwar zum eigenständigen Erleben, mit ihren Händen.
Zelebriert eure Mahlzeiten gemeinsam am Esstisch sitzend. Biete Farben, Formen, Muster, Düfte, Aromen, Geschmack, Spaß!
Biete ihr eine altersentsprechende Kost: wenig gewürzt, weich, mit den Kauleisten zerdrückbar, gut schluckbar, lecker, verschiedene Kosnsistenzen, greifbar,....
Mehr als nur Milch und Brei zu essen/trinken ist für (d)ein Kind im Gesamten betrachtet ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht neben dem Nährwert der festen Nahrung auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln. Das bereitet auf alles vor.
Pflege jetzt ruhig gewisse Gewohnheiten im Speisenplan und etabliere auch feste Mahlzeitenuhrzeiten (Rhythmus) zu denen ihr gemeinsam am Tisch sitzt und esst. Du darfst deine Tochter zu diesem Zweck auf deine Beine nehmen und direkt mit ihr gemeinsam das Essen erleben. Denn Babys/Kinder lernen essen, in dem sie andere Esser beobachten und imitieren.
Statt einem Brei kannst du Kartoffelstückchen, Möhrenstückchen, verschiedene Gemüsestückchen anbieten. Lass deine Tochter das Essen erleben und mit allen Sinnen erfahren: durch schmecken, riechen, fühlen, sehen...
Du kannst stillen, wenn es richtig ist.
Famlienkost/Fingerfood ab dem 10. Lm ist vielmehr so zu sehen: sie ist kein "Muss", sondern vielmehr ein "Kann". Es geht darum, dass dein Baby einfach die Gelegenheit erhält, um Brot und andere Familienspeisen langsam und spielerisch, nebenbei und zwanglos kennenlernen zu können.
Natürlich sollte dein Baby mit Familienkostangeboten immer die Gelegenheit erhalten um auch etwaigen Hunger zu stillen. Doch du darfst das Stillen drumherum so gestalten und zeitlich einbinden, wie es für euch gut ist und den meisten Sinn ergibt. Fordere von deiner Tochter ihrem Entwicklungsstand entsprechend das Essen einer altersentsprechenden Kost (Brei, Fingerfood. Famliienkost) aber überfordere sie nicht.
Das heißt: du kannst verschiedene Mahlzeiten entsprechend euren individuellen Erfordernissen und gemäß den Bedürfnissen deines Kindes einführen. Wenn es aber noch nicht recht klappen will, dann ist das auch in Ordnung.
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 09.09.2021
Antwort auf:
Abendessen 11 Monate
Hallo Birgit,
danke. Hättest du konkrete Vorschläge für ein gut sättigendes Abendessen?
Was wir bisher schon probieren: Brot/Toast mit Frischkäse, Griesschnitten, Kartoffelwolken, Kartoffelwürfel, Käsestücke.
Lg
Lisa
von
Lisa98765
am 10.09.2021, 14:07
Antwort auf:
Abendessen 11 Monate
Hallo Lisa98765
was mag deine Tochter denn meistens gerne abends essen?
Grießschnitten mit Obstmus oder weich gekochte, in Butter oder Öl geschwenkte Nudeln wären für die Übergangszeit vielleicht eine für euch gut praktikable Möglichkeit.
Die Speisen sind weich und erzeugen ein angenehmes Mundgefühl. Die beiden Speisen erfordern wenig Kauaufwand, eignen sich als Fingerfood zum Selber essen mit den Fingern und sie lassen sich leicht und mühelos schlucken. Beides fühlt sich zudem im Mund geschmeidig an, ist lauwarm. Es ist ein Kompromiss zu Brei und Brot und sättigt gut, ist leicht verdaulich.
Deine Tochter muss natürlich trotzdem hungrig sein, um davon eine Portion essen zu können.
Findet jetzt gemeinsam neue Gewohnheiten für eine neue Abendroutine. Lasst diese Routine zur Sebstverständlichkeit für den Ablauf des Abends werden. Das Essen ist ein Bestandteil der neuen Abendroutine. Zuerst ist das bloße gemeinsame Sichhinsetzen und Wirkenlassen der Atmosphäre ein wesentlicher Baustein. Sich Zeit nehmen, Ruhe haben. Das überträgt sich auf dein Baby. Miteinander und gemeinsam werdet ihr das bestimmt gut hinkriegen und so könnt ihr almählich neue Wege gehen, durch sanftes Überleiten.
Viele Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 11.09.2021
Antwort auf:
Abendessen 11 Monate
Hallo Birgit,
Nudeln isst sie gern - aber 7 Tage Nudeln?
Griesschnitten kommen unterschiedlich gut an…
Käsestückchen isst sie auch gern.
von
Lisa98765
am 14.09.2021, 19:49
Antwort auf:
Abendessen 11 Monate
Hallo Lisa98765
du musst die Sache jetzt ein bisschen anders betrachten. Du möchtest, dass deineTochter die Möglichkeit hat, um sich abends satt zu essen. Du möchtest, dass sie isst.
Schaffe darum zuerst die erforderlichen Rahmenbedingungen. Zeige deiner Tochter eure abendliche Routine und findet dafür gemeinsam zu Tisch.
Wenn sie Nudeln (plus Käse) momentan gerne isst, kannst du ruhig Nudeln und Käse geben. Nudeln bestehen (wie Brot) aus Getreide und enthalten demnach Kohlenhydrate. Sie sind aber weicher und geschmeidiger als Brot, erzeugen ein ihr angenehmes Mundgefühl. Sie gefallen deiner Tochter derzeit noch besser als Brot. Sie sind ein prima Kompromiss und fordern das Gebiss in ersten Nuancen zum Kauen auf. Und bevor deine Tochter kauen kann, muss sie die Nudeln zuvor selbständig in den Mund befördern. Ihr würdet damit also schon einmal verschiedene Abläufe trainieren. Darauf lässt sich nachfolgend immer weiter aufbauen. Ergänze die Nudeln nach und nach mit einzelnen Brotstückchen. Du kannst ruhig mehrgleisig fahren. Viele Eltern haben Spaß dabei, die Teller ihrer Kinder mit Allerlei zum Greifen zu bestücken.
Vor diesem Hintergrund ist es völlig okay, 7 Tage die Woche Nudeln anzubieten.
So kann sich deine Tochter erst einmal daran gewöhnen, dass ihr abends am Tisch sitzt und dass dort während eines definierten Zeitraums gegessen wird. Zusätzlich zu den Nudeln kann eure Tochter neue und verschiedene weitere Speisen kennen lernen. Und sich in weiteren Schritten an neuen Lebensmittel gewöhnen. Es ist gut, wenn eure Tochter eine verlässliche Basis zum Essen hat und zusätzlich zu diesem, ihr bekannten und gemochten Speisenangebot (Nudeln) auch verschiedene weitere Möglichkeiten zum Essen und zwanglosen Kennenlernen erhält. So kann sie langsam und zwanglos neue Speisen in ihren Speiseplan integrieren.
Nudeln und Reste vom Mittagessen plus Speisenangebote vom Familientisch und verschiedene Obstsorten, Käsestückchen dazu noch ab und zu Grießschnitten - das bietet deiner Tochter eine gute Möglichkeit um sich satt zu essen, wenn sie hungrig ist.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
P.S. Nudeln und Käse kannst synonym zu Brot und Milch betrachten.
von
Birgit Neumann
am 15.09.2021