Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ab wann bestimmte Getreide auch unpüriert?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Ab wann bestimmte Getreide auch unpüriert?

AndreaZ

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Sehr geehrte Frau Neumann, unser Sohn ist 9.5 Monate alt und isst neben Milch und Brei auch schon recht gut und gerne "Fingerfood" wie zb gegartes Gemüse, Banane oder auch mal ein Stückchen Brot ohne Rinde. Er hat 6 Zähne (vorne oben und unten), kann also bereits recht gut abbeißen, aber noch nichts "mahlen" (keine Backenzähne). Ich würde gerne häufiger Gerichte kochen, die wir alle als Familie essen können, ohne, dass ich sein Essen noch pürieren muss oder komplett 2x kochen muss. Dabei habe ich mich insbesondere bei Getreide (z.b: Reis, Couscous oder Dinkelkörner wie Reis gekocht) gefragt, ab wann ich ihm dieses auch unpüriert geben darf. Sein Pinzettengriff ist noch nicht sooo sicher, aber ich könnte ihm wenige Körnchen mit den Fingern oder dem Löffeln füttern. Besteht die Gefahr, dass er sich daran verschluckt bzw. z.B. ein kleines, leichtes Reiskorn einatmet? Außer dem Thema "prallelastisch" und "keine harten kleinen Körner" habe ich bisher keine Faustregel gefunden, an der ich mich bzgl. mehr festem Essen und weniger Brei orientieren kann und bin deshalb aus Vorsicht beim klassischen weichen Gemüse und Co geblieben. Gibt es noch andere Reifezeichen (vgl. Beikosteinführung), durch die man erkennt, ob das Baby bereit für mehr "normales Essen" ist? Ich freue mich über ein paar Tipps hierzu und gerne auch über Empfehlungen bzgl. familienfreundlicher Rezepte, bei denen das Baby alles / fast alles mitessen kann. Vielen Dank vorab und herzliche Grüße, Andrea


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo AndreaZ die Gefahr beim Essen versehentlich etwas "einzuatmen", besteht theoretisch immer, so viel nur einmal vornweg. Auch beim Breifüttern ist diese Gefahr theoretisch gegeben. Für die Vollständigkeit muss ich das leider so explizit erwähnen. Aber obwohl das so dramatisch klingt, will ich damit nur das Gegenteil bewirken, nämlich dass du ganz entspannt Beikost und geeignete breifreie Kost anbieten kannst, wenn dein Baby damit zurecht kommt. Die Sitzhaltung ist zunächst sehr wichtig, was auch für das Breiessen gilt. Denn eine angemessene Sitzhaltung bringt Sicherheit auf der ganzen Linie. Bei Brei und anderen, weichen Speisen gilt das versehentliche Aspirieren als eher ungefährlich. Das lassen wir mal so stehen. Ich will nur kurz den Unterschied zu den sog. prall elastischen NM und harten kleinen Körnern, Ernüssen,Erbsen etc erklären: diese könnten, für den Fall dass sie aspiriert würden, die Luftröhre aufgrund der Größe verschließen. Die sog. prall elastischen können beim Draufbeißen eher mal wegrutschen und Richtung Rachen rutschen und gelten darum als weniger optimal für Babys, welche das Kauen und Essen erst noch lernen müssen. Versehentlich in die Luftröhre hineingerutschte harte Stückchen wie etwa Nusspartikel können nachhaltig das Atmen dramatisch erschweren und müssten ggf operativ entfernt werden, Brei oder weiches Fingerfood eher oder eigentlich nicht. Hier liegt der große Unterschied zwischen als geeigneten und ungeeigneten bzw Tabu-Lebensmitteln wie Nüsse, Kerne, Saaten und Co. Das echte Verschlucken passiert aber wirklich nur ganz ganz selten bei Babys. Du brauchst deswegen nicht überängstlich zu sein. Hier müsstest du dein Kind einfach gut beobachten, wie es mit den Speisen meistens zurecht kommt.* Das Beobachten und inviduelle Einschätzen ist darum dein wichtigstes Instrument zum Beurteilen in die Kategorie geeignet/ungeeignet. Das, was Babys selber greifen und zum Mund bzw in den Mund führen, ist ein weiterer Indikator. Die sog,.Auge-Hand-Mund-Koordination ist hilfreich, um zu erkennen, ob dein Baby die Speise essen könnte. Wenn der Pinzettengriff noch nicht klappt, solltest du die angebotenen Speisen so richten, dass dein Baby trotzdem zugreifen und vielleicht essen könnte. Das Essen lernen eines Babys erfordert viel Einfühlungsvermögen seitens euch Eltern. Während Babys beim Breiessen eher passiv essen, d.h. das im Mund platzierte Essen einfach nur schlucken müssen, erfordert das selbständige Essen viel mehr Erfahrung und Übung, Gewöhnung. Zunächst sollten die Hände das Lebensmittel spüren dürfen - bspw wie ist die Temperatur, ist es hart oder weich ist, ist es fettig, glitschig oder hart und trocken ? Was sich in den Händen gut anfühlt, das hat gute Chancen zum Mund befördert zu werden. Wenn diese Prüfwerkzeuge wegfallen, weil man den Kindern etwas in den Mund legt, ist die Wahrscheinlichkeit des Ausspucken oder Verschluckens sehr viel höher. Hilft dir das weiter? Grüße Birgit Neumann * https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Ich-habe-Angst-das-meine-Tochter-am-essen-erstickt_43339.htm


AndreaZ

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Das hilft mir sehr weiter und war wirklich aufschlussreich. Vielen lieben Dank! Bzgl Fühlen hätte ich noch eine Nachfrage. Unser Sohn experimentiert momentan gerne mit der Schwerkraft :) das bedeutet, dass es fast genauso viel Spaß macht einen angebissenen Gemüsestick runterzuwerfen, wie ihn in den Mund zu stecken. Wenn ich ihm einen eigenen Teller mit 5 Dingen darauf gebe ist die Wahrscheinlichkeit groß dass er alles nur anbeißt und runterwirft und spätestens nach 3 Bissen versucht den Teller auszukippen / umzudrehen. Wenn ich ihm die Dinge einzeln, nacheinander auf sein Tablett lege beschäftigt er sich länger damit und isst in der Regel von einem Stück auch mehr. Ist diese Variante deshalb okay oder wäre es für sein Lernen / Ausprobieren etc wichtig(er) dass er mit dem vollen Teller ausprobieren darf? (Die Sauerei ist nicht das Thema aber mir tut es Leid um das viele Essen das dadurch doch am Ende weggeworfen wird). Danke!


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo AndreaZ allgemein rät man in dem Fall, dass das Spielen auch mit Bauklötzchen beispielweise zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden könnte. Aber klar ist auch, dein Kind will das in dem Moment so haben und er will die Gesetze der Schwerkraft eben auch an seinem Essen testen. Das ist an sich ganz wunderbar und je weniger du ihn darin ausbremst, desto eher lässt das wieder nach. Es ist sicher am sinnvollsten, wenn du das alles jetzt so handhabst wie es für dich am besten zu akzeptieren ist und am meisten Sinn ergibt. Du kannst es demnach alles ruhig nacheinander geben. Er nimmt sich dem einzelnen Stück gut an und isst mehr.... Grüße Birgit Neumann


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