Wie richtig bestrafen? ("Natürliche Konsequenz")

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie richtig bestrafen? ("Natürliche Konsequenz")

Hallo Frau Ubbens, wir erziehen laissez-faire, dh. wir versuchen für unsere Strafen die sog. natürlichen Konsequenzen zu verwenden. Sprich: Essen wird auf den Boden geschmissen "ok, du bist wohl satt". Getränke werden ausgeschüttet "wohl kein Durst". Leider hat sich jedoch bisher keine positive Verhaltensänderung gezeigt, im Gegenteil. Mein Sohn verzichtet daraf, sein Essen beispielsweise wegzuschieben oder den Kopf wegzudrehen, stattdessen landet es auf dem Boden wenn er satt ist. Gleiches mit dem Becher - statt ihn wegzustellen wird er dann halt ausgekippt, damit ich ihn wegräume. Es ist mir schon klar, warum es zu diesem Verhalten kommt, denn eine tatsächliche Konsequenz ist es natürlich nicht, das Essen nur wegzuräumen. Im echten Leben würde ein Erwachsener ja einfach den weiteren Kontakt zu jemanden, der Fehlverhalten zeigt, abbrechen. In anderen Bereichen weiß ich überhaupt nicht, wie ich natürliche Konsequenzen anwenden kann. Wenn er mit den Bauklötzen oder Holzscheiben wirft, werden sie weggeräumt. Aber für wie lange sollte ich die Sachen wegräumen? Wirklich konsequent wäre ja nur, sie ganz wegzuschmeißen. Allerdings weiß ich ja, dass er hoffentlich in einigen Jahren in der Lage sein wird, sich angemessen zu verhalten, und dann darf er sie auch gerne wieder dauerthaft bespielen. Außerdem sind sie ja im Moment leider wichtig für seine weitere Entwicklung (fängt gerade an, Türme zu bauen). Reicht es, wenn ich sie jeweils für ein paar Tage wegräume? Sollte ich sie so wegräumen, dass er sie nicht sehen kann (aus den Augen, aus dem Sinn), oder so, dass er sie sehen, aber nicht erreichen kann (und ich somit wiedeholt erklären kann "das musste ich wegräumen, weil du damit geworfen hast")? Oder lernt er dann nur, dass er einfach möglichst lange quengeln muss bzw. es halt im Endeffekt doch keine Konsequenzen hat, wenn man mit Bausteinen wirft? Vielen Dank und viele Grüße blablug

von blablug am 19.01.2021, 09:42



Antwort auf: Wie richtig bestrafen? ("Natürliche Konsequenz")

Liebe blablug, Ihr Sohn ist in einem Alter, in dem er Grenzen austestet und auch ausprobiert, ob ein Nein immer ein Nein ist. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis er ein Nein auch wirklich als ein beständiges Nein versteht. Bezüglich der angesprochenen Beispiele können Sie so verfahren, dass Sie Ihrem Sohn immer nur kleine Mengen zu essen zur Verfügung stellen. Legen Sie ihm immer nur ein Stück Brot, ein Stück Gurke oder auch nur wenig Gemüse etc. auf den Teller. Füllen Sie lieber noch einmal nach. Auf diese Weise kann nicht so viel auf dem Boden landen. Den Becher geben Sie Ihrem Sohn nur zum Trinken in die Hand. Anschließend stellen Sie ihn wieder außer Reichweite. Auf diese Weise müssen Sie erst gar nicht so häufig eingreifen. Für Ihren Sohn ist es interessant zu werfen. Setzen Sie sich gerne regelmäßig mit ihm hin und werfen sich einen weichen Ball zu oder rollen diesen von sich zu ihm. Ihr Sohn kann seine Freude am Werfen ausleben und lernt so, dass er dafür gar nicht die Bauklötze benutzen muss. Wirft er dennoch mit den Bauklötzen, sprechen Sie ein deutliches Nein aus. Wirft er weiterhin, stellen Sie die Bauklötze für den Rest des Tages außer Reich- und ggf. außer Sichtweite. In seinem Alter dürfen Sie gerne noch nach dem angesprochenen Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn handeln." Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 19.01.2021



Antwort auf: Wie richtig bestrafen? ("Natürliche Konsequenz")

du denkst zu erwachsen. essen wegnehmen ist keine natürliche konsequenz. die natürliche konsequenz von essen herumwerfen ist ein dreckiger boden. alles andere ist künstlich. die idee von (natürlichen) konsequenzen ist ja eben keine bestrafung, deswegen ist schon die überschrift falsch und zeugt nur davon, dass das ganze prinzip nicht verstanden wurde. was das kind bisher gelernt hat ist, dass es mit essen werfen soll wenn es satt ist, damit mama abräumt. schlaues kind, und das meine ich ehrlich. aber das beispiel zeigt eben die grenzen von konsequenzen, egal ob natürlich oder künstlich. du darfst böse werden. du darfst dem kind sagen, dass du es doof findest, wenn du den boden wieder sauber machen musst. dass dich die zusätzlich arbeit ärgert. das ist nämlich eine konsequenz, sogar eine natürliche: mama ist sauer. wie alt ist das kind denn? wäre schon interessant, denn kinder müssen zusammenhänge auch herstellen können von der reife her. und dann reicht es, wenn man die bauklötze für kurze zeit wegräumt. im grunde reicht es sogar, dass man dem kind den einen einzelnen bauklotz aus der hand nimmt, wenn es zum werfen ausholt. je direkter und kürzer die reaktion, desto eher wird sie vom kind verstanden.

von WonderWoman am 19.01.2021, 13:21



Antwort auf: Wie richtig bestrafen? ("Natürliche Konsequenz")

Ich habe schon häufiger gelesen, dass laut Verständnis von Pädagogen jegliche "Konsequenzen" eben sehr wohl Strafen sind. Denn keine "Konsequenz" ist tatsächlich absolut notwendig. Mein Sohn ist 15 Monate alt. Da er zum Essen im Hochstuhl sitzt ist die "natürliche" Konsequenz des heruntergeworfenen Essens schon die, dass er da nicht mehr dran kommt (wenn ich es ihm denn nicht zurück gebe). Ihm ist es halt schlicht egal, weil er die Sachen herunterwirft, wenn er sich schon sattgegessen hat. Bezüglich Bausteine kurz aus der Hand nehmen, was soll ich denn dann machen nachdem ich ihm den Baustein aus der Hand gerissen habe? Denn wenn ich ihn ihm dann wieder geben würde wird ja direkt weitergeschmissen oder wir haben ein "wir reißen uns gegenseitig Bausteine aus den Händen"-Spiel.

von blablug am 19.01.2021, 14:25



Antwort auf: Wie richtig bestrafen? ("Natürliche Konsequenz")

genau deswegen ist das mit den angeblichen natürlichen konsequenzen ja blödsinn. natürlich ist das sowieso nicht, oder was ist an "wenn ich essen runterwerfe, nimmt mama es mir weg" natürlich? eine natürliche konsequenz ist: wenn ich steine mit karacho gegen die fensterscheibe werfe, geht das glas kaputt. oder: wenn ich auf die heisse herdplatte fasse, verbrenne ich mir die finger. und das will man ja eigentlich vermeiden. wenn er lernen soll, das satt-signal auf eine andere art zu geben als durch runterwerfen, biete ihm alternative handlungsweisen an. sonst hat er doch gar keine motivation, es anders zu machen. für ihn funktioniert das doch. sage und zeige ihm: "schau, wenn wir fertig sind, legen wir den löffel auf den teller und sagen: fertig." oder was auch immer du machst, wenn du selber fertig gegessen hast. du sollst ihm den baustein nicht aus der hand reissen, sondern mit einem ruhigen und klaren aber unfreundlichen "nein, nicht werfen" gelassen aus der hand nehmen. anschliessend legst du den baustein zurück zu den anderen, gerne etwas weiter weg. wenn du das ungefähr 300 mal gemacht hast wird er wissen, dass du nicht möchtest, dass er den baustein wirft. ja, das ist mühsam, aber keiner hat gesagt, dass erziehung ein spaziergang ist. viele eltern machen den fehler, dass sie verbote mit einem lächeln begleiten und sich dann wundern, dass die kinder meinen, das soll ein lustiges spielchen sein: schau, mama findet es auch spaßig, das spielzeug 200 mal hintereinander vom boden aufzuheben. wenn wir beide spaß haben, können wir ja weitermachen.

von WonderWoman am 19.01.2021, 14:55



Antwort auf: Wie richtig bestrafen? ("Natürliche Konsequenz")

Das hieße nämlich, ihr lasst euer Kind machen, was es will ohne euch einzumischen. Also weder Tadel noch Lob, weder besondere Aufmerksamkeit noch bewusstes ignorieren. "Laissez faire" heißt übersetzt so viel wie "machen lassen" und meint im Sinne der Erziehungsstile, dass die Eltern abwarten, bis ein Kind sich von selbst anpasst (oder auch nicht). Diesem Stil wird - nicht zu Unrecht - vorgeworfen, dass er eigentlich desinteressiert am Kind ist. Er bietet keinen verlässlichen Rahmen oder eine verlässliche Bindung. "Laissez faire" ist das Gegenteil vom "autoritären Stil" - der auf Machtausübung durch Strafe und Kontrolle beruht. Er tut nämlich gar nichts und überlässt das Kind sich selbst. Auch nicht richtig ist, dass "im echten Leben ein Erwachsener sich von jemandem der Fehlverhalten zeigt, abwenden würde". Nein, man würde denjenigen darauf hinweisen, dass man xy nicht ok findet und sich erst abwenden, wenn man so gar keinen Bock mehr auf das Verhalten von x hat. Von einem Kind sollte man sich jedoch nie so abwenden, dass es dem Entzug von Zuneigung gleich kommt (Liebesentzug). Ich schreibe das so klipp und klar weil ich den Eindruck habe, dass ihr euch selbst so gar nicht zutraut, aus euch selbst heraus richtig erziehen zu können. Ihr scheint euch einen Stil ausgesucht zu haben, den ihr nun umsetzen wollt und nicht weiter wisst, wenn das nicht so funktioniert, wie es irgendwo mal stand. Und dazu habt ihr den Stil selber gar nicht wirklich verstanden. Was ich euch raten würde: macht euch mal frei von irgendwelchen Stilen oder Ratgebern und das man diese nun 1: 1 umsetzen muss. Lest lieber etwas über Entwicklungspsychologie und versucht zu verstehen, warum euer Kind in einem bestimmten Alter/Entwicklungsphase was macht. Und entscheidet bitte selbst, was ihr ok findet und was ihr nicht wollt. Wie zB Essen auf den Boden werfen - ohne zu wissen, wie alt euer Kind ist: ihr wollt das nicht? Kind muss lernen, dass Essen entweder im Mund landet oder auf dem Teller bleibt. Also sagt ihr eurem Kind genau das: Nein, das Essen wird nicht auf den Boden geworfen. Und stellt den Teller weg, wenn Kind dies weiterhin tut. Logische Konsequenzen. Essen wird nur noch geworfen - dann bist du wohl satt und der Teller kommt weg (weil wir das so nicht wollen). Kind will der Katze immer am Schwanz ziehen - "Nein, das tut der Katze weh" und Kind vom Tier weg holen. Kind wirft Bauklötze - "Nein, das tut anderen weh/dadurch gehen Dinge kaputt - wend du weiterhin damit wirfst, muss ich sie leider wegräumen" Kind rennt auf die Straße: "Nein, da fahren Autos. Wenn du nicht bei mir bleibst, musst du leider in den Buggy/auf den Arm/an der Hand bleiben". Ihr müsst eurem Kind durch euer aktives Handeln vermitteln, was ihr von ihm wollt. Und bitte, macht euch nicht zum Sklaven eines Erziehungsstils (schon gar nicht einem, der falsch verstanden/interpretiert wurde) und vergesst darüber, dass ihr eine Intuition habt. eigene Regeln, Gefühle etc.

von cube am 19.01.2021, 15:26



Antwort auf: Wie richtig bestrafen? ("Natürliche Konsequenz")

Bei "laissez faire" würdet ihr zB das Runterwerfen des Essen gar nicht kommentieren oder sofort handeln. Ihr würdet es einfach geschehen lassen und irgendwann kommentarlos aufwischen. Es wird ja von selbst merken, dass das Essen nun nicht mehr verfügbar ist. Und würde euer Kind in der Zwischenzeit die Reste vom Boden weiter essen wollen, würdet ihr das auch zulassen - es wird ja merken, dass alle anderen vom Tisch essen bzw. im Essen nun Staub/Krümel etc sind. Würde es sich darin herumwälzen, würdet ihr das auch zulassen. Es wird ja schon merken, dass nun seine Sachen beschmiert sind und stinken. Es will sich an euch kuscheln? Ihr dreht euch weg - es wird ja merken, dass ihr das so nicht wollt.

von cube am 19.01.2021, 15:35



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