Hallo,
wahrscheinlich hat sich jeder bei meiner Überschrift gedacht: das ist doch normal! Mein Sohn ist 14, wird bald 15 Jahre alt. Er ist ein Löwenkind, immer schon willensstark. Wie vermutlich alle hier haben wir uns immer Mühe gegeben, ihn und seine ältere Schwester zu empathischen Menschen zu erziehen. Natürlich geraten er und sie (bald 17) zur Zeit ständig aneinander, wobei sie echt fies sein können (jsie kann sehr belehrend sein), was mir besonders leid tut weil sie als jüngere Kinder ein tolles Team waren.
Worauf ich aber raus will ist, dass er total uneinsichtig und unreflektiert ist. Egal ob mit seiner Schwester, uns oder jemand anderes, immer ist der andere schuld an einem Konflikt. Wir haben den Kindern immer gezeigt, dass man Fehler machen darf, dafür gerade stehen muss, man sich entschuldigt und einem niemand den Kopf abreißt. Aber bei meinem Sohn fruchtet das irgendwie nicht und ich weiß nicht, wie ich ihn erreichen kann. Bei einem Gespräch in die Richtung macht er alle Schotten dicht und ist überhaupt nicht kritikfähig. Ich glaube, dass diese Eigenschaft ihm später im Leben ständig im Weg stehen wird. Wie kann ich ihn zu mehr Selbstreflektion bringen?
Nein, ich denke nicht, dass es zu spät ist hier um Rat zu fragen.
Danke schonmal für euren Rat oder eure Ideen.
von
angelfish
am 04.07.2023, 09:35
Antwort auf:
was Hänschen nicht lernt...uneinsichtiger Jugendlicher
Liebe angelfish,
Ihr Sohn ist in einem Alter, in dem er durch eigene Erfahrung lernen kann und muss. Erklärungen, selbst in einem ruhigen Gespräch, wollen nicht gehört und vor allem (in dem Moment) nicht angenommen werden. Das ist ganz normales pubertäres Verhalten.
Die Selbstreflexion in dieser Hinsicht wird durch eigene Erfahrungen noch kommen. Sie können mit gut gemeinter Unterstützung leider nichts beschleunigen.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 05.07.2023
Antwort auf:
was Hänschen nicht lernt...uneinsichtiger Jugendlicher
Huhu,
da du nicht nur Frau Ubbens ansprichst, sondern alle, gebe ich auch mal meinen Senf dazu, wenn du magst.
Klar, weitgehend ist das schon normal, was du schilderst. Auch die starke Geschwister-Eifersucht (Kabbeleien bis hin zu Gemeinheiten) kenne ich von meinen Kindern auch noch gut. Das hörte bei uns erst spät auf, eigentlich erst, als meine ältere Tochter 20 war oder sogar ein wenig später. Heute verstehen sie und ihr jüngerer Bruder sich sehr gut und unternehmen hier und da auch mal was zusammen.
Trotzdem denke ich, dass auch wir Eltern unsere Rollen neu lernen müssen, wenn die Kinder Teens sind. Du beschwerst dich darüber, dass dein Sohn uneinsichtig ist. Er lässt sich also von dir nicht belehren und bessert sich vermutlich auch gar nicht, wenn du ihm Vorwürfe machst („Du gibst immer anderen die Schuld!“). Aber das liegt in der Natur seines Alters. Wir erreichen Teens jetzt nicht mehr durch Erläuterungen zu richtigem Verhalten. Sondern nur durch Offenheit, Zuhörenkönnen, Nachfragen, Hinsehen.
Dabei geht man am besten beiläufig vor. Zum Beispiel habe ich meinen Sohn, als wir mal zu zweit am Tisch saßen, gefragt, wie er sich in unserer Familie so fühlt. Ob er im Moment zufrieden ist. Oder ob es etwas gibt, was er sich anders wünscht von mir oder seinem Vater. Es kamen dann tatsächlich ein, zwei Dinge auf den Tisch, die ich gar nicht auf dem Schirm gehabt hatte, die aber nachvollziehbar waren. Die haben mein Mann und ich dann umgesetzt und berücksichtigt.
So etwas haben wir immer mal wieder gemacht, wenn wir ein Kind für uns allein hatten, das andere also gerade unterwegs war. Oft kommen dann echte Gespräche zustande, und der Teen fühlt sich gesehen. Ganz wichtig ist, dann auch wirklich zuzuhören, selbst wenn dein Sohn zuerst etwas Unfreundliches, Unpassendes oder Unfaires sagt. Und nicht sauer zu sein, sofort dagegen zu argumentieren, Vorwürfe zu machen, seine Ansichten wegzuwischen oder vorschnelle Lösungen anzubieten.
Klar sind die Kids in diesem Alter noch unreif, reden mal unfreundlich, sind vielleicht neunmalklug oder gar ungerecht und uneinsichtig. Das ist, weil sie keine Erwachsenen sind. Nimm dich trotzdem zurück und bleibe gelassen. Schaue hin, höre zu, frage dezent und beiläufig nach, wie das Leben gerade so ist für deine Kinder. Wie es sich anfühlt, was sie beschäftigt, was sie sich wünschen.
Versuche, deinem Sohn, aber auch deiner Erziehung viel mehr zu vertrauen! Erziehung trägt meist nicht gerade mitten in der Pubertät Früchte. Sondern erst viel später. Du hast es gut und richtig gemacht, nun vertraue auch darauf, dass die Früchte kommen werden. Das ist oft erst im Erwachsenenalter der Fall.
LG
von
Bonnie
am 05.07.2023, 17:41
Antwort auf:
was Hänschen nicht lernt...uneinsichtiger Jugendlicher
Hallo, endlich war Zeit in Ruhe eure Ratschläge zu lesen. Ich danke euch ganz herzlich dafür und nehme viel daraus mit. Ich habe mir fest vorgenommen, schon bald mit meinem Sohn zu ratschen und mich selbst dabei zurück zu nehmen. Liebe Grüße
von
angelfish
am 07.07.2023, 22:33