Liebe Frau Ubbens,
Unser 8- jähriger Sohn ist ganz wild auf Computerspiele. Viele seiner Freunde dürfen spielen, wir haben aber den Eindruck, dass es ihm nicht gut tut. Er spricht sehr viel darüber, fragt fast täglich ob er spielen darf, ist danach oft schlecht gelaunt. Deshalb haben wir die Regel aufgestellt, dass er 30 min am Wochenende spielen darf, in der Hoffnung, dass das besser geht. Oft möchte er gezielt die Freunde besuchen, bei denen Computerspiele gespielt werden.
Nun hat er sich von seinem eigenen Geld ein Sammelalbum gekauft mit Karten, die getauscht werden um das Album füllen zu können. Die Freude war kurz groß, am zweiten Tag wollte er sofort mehr Karten kaufen gehen, weil er nichts mehr zu tauschen hat. Er ist normalerweise sehr enthusiastisch um sich mit Freunden nach der Schule zu treffen, seit dem Album ist er mit dem Album beschäftigt und möchte unbedingt die App die dazugehört und er jammert deswegen ständig und auch deshalb, weil wir ihn nicht gleich wieder zum Geschäft fahren um mehr Karten zu kaufen - wir haben gesagt wir kaufen ein Päckchen pro Woche.
Ich fühle mich mit diesen Regeln nicht ganz wohl aber ich habe keine bessere Idee. Es macht mir Sorgen wie ihn diese Spielen so vereinnahmen und habe den Eindruck sie tun ihm nicht gut. Dass er jetzt seine Verabredungen vernachlässigt macht mir besonders große Sorgen. Ich möchte ihm helfen einen gesunden Umgang mit diesen Dingen zu lernen und erhoffe mir Tipps, wie das aussehen könnte.
vielen Dank,
lapislazulit
von
lapislazulit
am 22.05.2024, 20:02
Antwort auf:
Unzufriedenheit wegen Spielen
Liebe lapuslazulit,
Ihr Sohn ist zufrieden mit seinem Sammelalbum beschäftigt. Lassen Sie ihm die Freude, ohne es zum Thema zu machen. Er trifft für sich die Entscheidung, dass für ein paar Tage oder auch Wochen das Album das Größte für ihn ist. Dann darf das so sein. Es werden von selbst wieder andere Zeiten kommen. Er entscheidet auch, ob er sich verabreden möchte. Er wird dies wieder tun, wenn die Phase des Albums vorbei ist. Wichtig ist, nicht auf ihn einzureden, dass er doch Freund xy mal wieder treffen könnte usw.. Das würde ihm nur immer wieder vermitteln, wie unzufrieden Sie mit seiner Entscheidung sind.
Ihr Sohn wird den Frust aushalten müssen, wenn Sie keine Bildschirmzeit erlauben und keine Album-App. Auch, wenn er erst einmal gefrustet deswegen ist und versucht, Sie als Eltern zu überreden es doch zu erlauben, so wird er letztendlich damit klar kommen, dass Sie Nein sagen.
Ihr Sohn lernt einen gesunden Umgang mit den Medien, weil Sie als Eltern ihm dieses durch Ihr konsequentes Verhalten näher bringen. Und das vorübergehende Beschäftigen mit nur einer Sache ist wie oben beschrieben, völlig in Ordnung und wird sich ohne Ihr Zutun wieder verändern.
Besucht Ihr Sohn einen Sportverein? Vielleicht ist dies noch eine gute Ergänzung und öffnet den Blick für Neues?
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 24.05.2024
Antwort auf:
Unzufriedenheit wegen Spielen
Hallo,
ihr macht alles richtig. Es ist einfach phasenweise sehr unbequem, da konsequent zu bleiben und nicht zu tun, was "alle" tun, das Kind also hemmungslos spielen zu lassen. Mein Mann und ich waren da auch straight. Es gab keinen Gameboy, keine Playstation, keine Wii im Haus, während der gesamten Kindheit und Jugend nicht.
Die Kinder durften bei Freunden allerdings spielen, aber das fanden wir auch okay, denn wir wollten nicht bei anderen Eltern den Zeigefinger erheben und uns einmischen, was dort mit Gastkindern gespielt werden darf.
Natürlich gab es im Laufe der Jahre immer auch mal wieder Konflikte zu dem Thema bei uns. Als die Kinder Computer und Handys hatten (beides erst ab der weiterführenden Schule) mussten wir natürlich trotzdem auf die Bildschirmzeiten achten (max. eine Stunde täglich, später 2 Stunden).
Die Strenge in diesem Punkt (in allen anderen Lebensbereichen haben wir fast jeden Wunsch der Kinder erfüllt), hat sich sehr gelohnt. Die Kinder haben wirklich noch eine echte Kindheit gehabt. Haben viel gespielt, sich auch mal gelangweilt (was wichtig ist, um neue Impulse und Ideen zu bekommen), jeder war in zwei Sportvereinen und hat ein bis zwei Instrumente gelernt.
Heute sind beide Kinder erwachsen, und beide sagen, dass sie es damals zwar oft doof fanden, dass es keine X-Box oder Playstation gab und die Bildschirmzeit limitiert war, dass sie es aber im Rückblick gut finden.
LG
von
Bela66
am 24.05.2024, 17:46