Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Trennungs-/Verlustangst bei Fünfjährigen

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Trennungs-/Verlustangst bei Fünfjährigen

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Liebe Frau Schuster, Mitte November musste unser Nico, 5 J. alt, wegen einer Mandel- und Polypen-OP 5 Tage stationär ins Krankenhaus. Da er schon im Vorfeld große Angst vor dieser stationären Aufnahme hatte, waren die 5 Tage für ihn ein wahres Trauma, so dass die Ärzte ihn aufgrund seiner psychologischen Situation auch am 5. Tag entließen, obwohl er aus med. Sicht noch länger hätte bleiben müssen. Seit sein Vater ihn vor 2 Jahren mit ins Krankenhaus zu seinem im Sterben liegenden Opa nahm, damit sich dieser vom einzigen Enkel verabschieden konnte ist für Nico Krankenhaus = kommt nicht mehr. Hinzu kommt, dass es unter der OP zu Komplikationen durch starke Blutungen und Sauerstoffabfall kam. Man hatte ihn auch von Mama und Papa getrennt, ehe er narkotisiert war, was allein schon schlimm für ihn war. Weiter führte auch die Situation der vermeindlichen Kinderstation nicht zu einer Verbesserung des Befindens, denn die Schwestern hatten starke Spannungen untereinander und ließen es zuweilen an den kleinen Patienten aus, schlicht: Fröhliches Lachen und Herumlaufen war hier verboten. Ich denke, das alles spielt irgendwie zuammen, denn seitdem leidet Nico unter absoluten Trennungsängsten. Obwohl er im Krankenhaus Tag und Nacht betreut wurde, tagsüber von mir, nachts war der Papa dabei, lässt er mich nicht mehr aus den Augen. Waren wir einkaufen und ich muss das Auto ausräumen, läuft er beständig mit hin und her, gehe ich mit unseren Hunden mal eben schnell auf die andere Straßenseite, wo er mich vom Fenster aus sehen kann, damit sich diese lösen können, schreit er schon durch die Sprechanlage nach mir oder ruft die Oma an, weil er Angst hat. Ähnlich läuft es mit dem Zubettgehen. Bis er eingeschlafen ist, kommt er seither ständig wieder raus, weil er alles beängstigend findet, egal ob hell oder dunkel im Zimmer. Beim Einkaufen darf ich ebenfalls keine zwei Schritte von ihm fort machen, auch wenn er mich ja sehen kann, er rennt sofort hinterher und klammert sich an mir fest. Dafür beteuert er mir ständig wieder, wie lieb er mich hat, was er in diesem Ausmaß zuvor auch nicht tat. Soll ich davon ausgehen, dass diese Phase vorübergehend ist, ausgelöst durch sein Krankenhauserlebnis? Oder ist er altersbedingt in so einer Phase, obwohl ich diese von seiner älteren Schwester in so ausgeprägter und später Form nicht kenne. Einerseits tut er mir wirklich leid und ich versuche, ihm je nach Situation auch Mut zu machen, die Angst zu nehmen, in dem ich auch mit ihm über seine Ängste versuche zu sprechen. Aber er kann sie nicht klar beschreiben, was ihm jetzt eigentlich solche Angst macht. Oder könnte das ein psychologischer Feldzug sein, den er da für sich entdeckt hat, weil er auf diese Weise die Mama mehr um sich hat, als sonst. Es gab eine Zeit, da blieb er die paar Minuten Gassigehen gern allein zu Hause oder ging allein in den Kindergarten, der bei uns um die Ecke ist. Jetzt macht er das alles nicht mehr. Offengestanden, es ist auch etwas kräftezehrend, dass er so klammert, auch, weil er noch 3 Geschwister im Alter von 8 J., 19 M. und 6 M. hat, die ebenfalls Ansprüche an mich stellen. Vielleicht haben Sie ja noch einen hilfreichen Rat für mich? Herzlichst Kerstin Seelig


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Hallo Kerstin Diese starken Ängste können durchaus ihre Ursache in einem Krankenhaus-Trauma haben und werden immer dann (unbewußt) von Ihrem Sohn eingesetzt, wenn er sich nicht wohl fühlt. M. E. hilft diesbezüglich nur sehr viel Verständnis und Geduld. Sprechen Sie bitte auch mal mit dem Kinderarzt Ihres Sohnes über sein Verhalten, da er mitentscheiden kann, ob nicht vielleicht doch eine geeignete Therapie sinnvoll ist. Laden Sie immer mal wieder einen Freund Ihres Sohnes zu sich nach Hause ein und regen Sie die Beiden zu konkreten Beschäftigungen an. Auch wenn es für Sie noch ein Kind mehr bedeutet, wird dieses gemeinsame Spiel Sie sicherlich "unterm Strich" ein wenig entlasten können. Liebe Grüße und: bis bald?


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Liebe Frau Schuster, herzlichen Dank für Ihre Antwort. Den Kinderarzt wollte ich ohnehin deswegen auch einmal befragen. Sollte ich dazu den Termin lieber ohne Nico ausmachen? Ich finde es immer etwas "blöd" in Anwesenheit des Betroffenen über ihn zu reden, ohne dass dieser wirklich einbezogen wäre. Was meinen Sie? LG Kerstin Seelig


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