Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Sohn (3,5 Jahre) beißt seit einigen Wochen im KiGa!

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Sohn (3,5 Jahre) beißt seit einigen Wochen im KiGa!

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Liebe Frau Schuster, ich wende mich heute mit meinen Fragen an Sie, weil wir uns einfach nicht mehr zu helfen wissen. Ich hoffe sehr, Sie können uns helfen. Unser Sohn (3,5 Jahre alt) beißt seit Anfang April im Kindergarten andere Kinder in den Arm oder die Wange. Dies ist natürlich schlimm und nicht richtig. Mein Mann und ich haben ihm auch sofort versucht klar zu machen, dass das auf keinen Fall geht. Im Kindergarten haben die Erzieherinnen insofern darauf reagiert, dass man ihn vom Rest der Kinder separiert hat, d.h. er musste, anfänglich nur eine kurze Zeit, bei späteren Fällen einen GANZEN TAG, abseits der Kinder spielen bzw. sich bei der Pause draussen an der Hand der Erziehrin aufhalten. Beim Essen wurde er an einen Einzeltisch gesetzt und musste dort allein essen.Erklärt wurde dies damit, dass man die anderen Kinder schützen müsse. Er wäre schließlich unberechenbar. Leider halfen diese Maßnahmen kein Stück und er biss weiter. Mittlerweile werden wir schon von anderen Eltern angesprochen, warum unser Sohn immer allein sitzen oder spielen müsse. Uns blutet das Herz und wir wissen nicht weiter. Er zeigt dieses Verhalten, bis auf das erste Mal, nur im Kindergarten. Hinzu kommt, dass die Erzieherinnen vermuten, dass unser Sohn hochbegabt sein könnte und denken deshalb, dass er die Sanktionen sehr wohl versteht. Wir bezweifeln das, denn jede Literatur zum Thema Hochbegabung verweist darauf, dass man eine kognitive Intelligenz mit Nichten mit einer emotionale Frühentwicklung gleichsetzen kann. Wir vermuten viel mehr, dass er kognitiv zwar so weit ist wie ein Vorschulkind, er emotional aber vllt. sogar seinem biologischen Alter hinterher hinkt und deshalb diese Beißerei zeigt. Er ist beim Beißen übrigens laut den Erzieherinnen NICHT aggressiv! Es geht keine Wut oder Jähzorn voraus, sondern er nutzt es als Mittel zum Zweck, um zu kriegen, was er will. Nachdem er ein Kind gebissen hat fühlt er wohl auch keine Reue oder Mitgefühl, sondern erzählt noch denen, die dazu kommen, stolz von seiner "Heldentat". Nun teilte mir heute die Leiterin der Einrichtung mit, dass sie mit ihrem Latein am Ende seien und unser Sohn kurz vor der Grenze sei, nicht mehr tragbar zu sein. Ich habe schon in der letzten Woche mit der Gruppenleiterin besprochen, dass ich diese Separierungen nicht mehr dulde, da es null zielführend ist! Der Sohn versteht die Sanktionen nicht, denn er tut es ja immer wieder. Aber die anderen Kinder reden schon über ihn und benutzen ihn als Sündenbock (haben wir schon selbst mitbekommen). Wir sind einfach ratlos, was wir tun können. Haben Sie vllt. eine Idee? Die Erzieherinnen in der Einrichtung geben selber zu, dass sie überfordert sind. Schon allein das ist in meinen Augen eine Bankrotterklärung. Der KiGa will nun eine externe Supervision hinzu ziehen, der wir auch zustimmen. Allerdings hatte wir beim ersten Gespräch dabei sein wollen, was uns nun verwehrt wird. Wir könnten uns ja auch bei einer Familienberatung Hilfe holen. Wir haben aber eigentlich, bis auf diese Beißerei, mit unserem Sohn keinerlei Probleme. Er ist ein aufgeweckter, fröhlicher Junge, der, wenn wir privat unterwegs sind, eher dreimal einsteckt, bevor er austeilt. Ich hoffe, Sie können uns helfen. Sollen wir den KiGa wechseln? Einen Gruppenwechsel schließt die Leiterin kategorisch aus... Wir werden den Eindruck nicht los, dass man den kleinen, unbequemen Jungen einfach nur loswerden will,.. Mit besten Grüßen schneggi80


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Hallo schneggi80 Ihr Sohn scheint Ihrer Beschreibung nach durchaus auch emotional altersgerecht entwickelt zu sein. Die ErzieherInnen scheinen mir aber nicht auf dem neuesten Stand der Pädagogik zu sein, da sie eigentlich wissen müssten, dass ein Kind kein angemesseneres Verhalten lernen kann, wenn es ausgeschlossen wird. Zusätzlich wird ein so junges Kind, wie es Ihr Sohn ist, die so dringend notwendige, helfende und liebevolle Aufmerksamkeit geradezu einfordern, wie auch das Verhalten Ihres Sohnes unter Beweis stellt. Da Ihr Sohn beschriebenes (beißendes) Verhalten verstärkt in der Einrichtung zeigt, sind die beschriebenen, familiären Ereignisse meiner Ansicht nach nicht als ursächlich anzusehen. Wie alle Kleinkinder handelt auch Ihr Sohn noch sehr spontan und ohne gleichzeitig über die Folgen seines Handelns nachzudenken. Diese Folgen sollten ihm von Ihnen, aber auch seitens der ErzieherInnen bestimmt, aber auch liebevoll verdeutlicht werden, während der Vorschlag einer angemessenen Möglichkeit zur Konfliktlösung vermittelt werden muss. So kann einem KURZ begründeten Nein der Vorschlag folgen, dem Gegenüber zu sagen: "Ich möchte nicht" oder dem anderen Kind ein Spielzeug zu reichen usw. Wenn Ihre Anwesenheit bei einer externen Supervision unerwünscht ist, was ich nachvollziehen kann, da Ihr Sohn sich in Ihrer Anwesenheit sicherlich anders verhalten wird als gewöhnlich in der Kindergruppe, äußern Sie bitte den Wunsch, VORHER mit dem Supervisor und ggf. in Anwesenheit der zuständigen Erzieherin sprechen zu wollen. Kommen Sie nach dieser Supervision zu keinem positiven Ergebnis, ist ein Kiga-Wechsel vermutlich für Ihren Sohn die beste Lösung. Leider werden gerade die Kinder, die sich nicht angepasst sondern individuell verhalten, nur allzu häufig als schwierig angesehen. :-( Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?


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... zu erwähnen, was aber sicher auch wichtig ist: 4 Tage bevor der Kleine das erste Mal jemanden (seine Freundin aus dem KiGa bei uns zuhause) gebissen hat, hat er mit ansehen müssen, wie sein Opa auf einer Familienfeier vor den Augen aller mit einem Krampfanfall zusammengebrochen ist und wie seine Tante ihm Taschentücher in den Mund gedrückt hat, damit er sich nicht auf die Zunge beißt. Leider waren die Kinder nicht schnell genug aus dem Raum zu bringen, weil alles so plötzlich geschah. Der Opa ist dann dort auf dem Boden verstorben (der Krampfanfall war Teil eines kombinierten Schlaganfall-Herzinfarkt). Unser Sohn weiß, dass sein Opa da verstorben ist. Es war ja bei all den weinenden Leuten nicht zu verheimlichen. Er redet heute noch ab zu davon. Mehrfach die Woche. Wir vermuten, dass dies ein traumatischen Erlebnis gewesen sein könnte, auch wenn er sehr "sachlich" ("Opa sitzt jetzt auf einer Wolke im Himmel und es geht ihm jetzt viel besser. Und wir können nicht mehr mit ihm reden, aber er hört uns zu.") darüber spricht. Und die Situation mit dem Mädchen war an einem Grillabend mit Freunden. Es wurde später und die Kinder spielten schön. Es war Wochenende und deshalb war es ok, dass die Kinder länger aufblieben. Wir haben leider den Punkt verpasst, wo die Kinder aus Müdigkeit aus Spaßkabbelei Ernst werden liessen. Und in dieser Situation hat unser Sohn das erste Mal (wenn auch nur leicht, aber dennoch) gebissen. Seitdem ist das Beißen nur noch im KiGa aufgetreten. Im privaten Bereich nie wieder. Ich denke, diese Information war noch wichtig, um die Sachlage einschätzen zu können...


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