Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Kind (2) stresst das Essen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Kind (2) stresst das Essen

binmat

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Hallo Frau Ubbens, es geht um unseren Sohn, 2 Jahre (= 26 Monate) alt. Wir haben Schwierigkeiten wenn es um die Mahlzeiten geht. Er war noch nie der besonders große Esser, was ja nicht so sehr schlimm ist, denn seine Gewichskurve ist zum Glück normal. Es geht eher darum, dass ich glaube, dass ihn das Essen an sich stresst. Es geht seit ca. 1 Jahr so, seitdem er auf die Familienkost umgestiegen ist, mit immer neuerlichen Sachen. Er stellt sich einfach immer an, wenn gemeinsam gegessen werden soll. Vor einigen Wochen fing er z. B. immer an zu schreien, wenn das Essen auf den Tisch kam und wollte partout nichts essen, geschweige denn überhaupt sich an den Tisch setzen und hat riesen Theater gemacht. Das geht momentan wieder, er setzt sich an den Tisch, aber wenn wir abends gemeinsam warm essen, will er grundsätzlich nichts davon essen. Er möchte dann lieber Abendbrot. Ok. Wenn wir ihm ein Brot geben, möchte er selber schmieren, was ihm aber nicht 100%ig gelingt, dann rastet er aus, will sich nicht helfen lassen, fängt bitterlich an zu weinen, wenn ihm etwas runterfällt und steigert sich dann so sehr rein, dass er letztendlich gar nichts mehr essen möchte. Morgens beim Frühstück meistens das Gleiche. Es ist einfach total stressig. Für uns Eltern genauso wie für ihn. Es kann auch sein, dass er anfangen will zu essen und dann Puppe oder Kuscheltier mit an den Tisch nimmt, die er füttern möchte, aber selber sagt er dann, will er nichts essen und macht halt nur das Rollenspiel, die Tiere zu füttern. Manchmal ist es auch so, dass er sagt, wir sollen ihm sein selbstgeschmiertes Brot klein schneiden, tun wir das, ist das nicht so wie er es sich vorgestellt hat oder es soll nochmal und nochmal in kleinere Stücke geschnitten werden, aber letztendlich passt ihm alles nichts und er wird wieder sauer, weint, schreit etc. Stresst sich eben wieder. Jeden Tag ist neues Theater, in welcher Form auch immer. Wir versuchen wirklich schon sehr, sehr ruhig zu bleiben und uns nicht provozieren zu lassen und erklären ihm alles ruhig, "versuch doch mal so, dann geht es besser..." oder ähnliches. Aber mittlerweile sind wir wirklich kurz vorm Platzen! Essen soll ja was schönes und gemütliches sein. Wir beziehen ihn auch mit ins Tisch decken usw. ein. Bis dahin ist alles gut und man denkt, gleich klappt es auch beim Essen, aber dann wieder diese Ausraster! Und das steigert sich wirklich seit 1 Jahr immer mehr. Wir können nicht sagen, dass wir schon all zu oft entspannt gemeinsam gegessen haben. Haben Sie eine Idee, wie wir den Stress beim Essen rausbekommen!?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe binmat, meine Vorrednerinnen haben schon sehr gut und richtig geantwortet. Ich werde die Worte hier nicht wiederholen. Wie viele Mahlzeiten bekommt Ihr Sohn am Tag? Ggf. lassen Sie die Zwischenmahlzeiten weg, damit Ihr Sohn zu den Hauptmahlzeiten auch wirklich Hunger hat und dann auch zufriedener mit den Dingen, die zur Auswahl auf dem Tisch stehen, ist. Auch gilt, dass weniger oft mehr ist. Je weniger Auswahl, je einfach die Entscheidung. Wird abends warm gegessen, dann stellen Sie von vorneherein auch Brot auf den Tisch, wenn es für Sie in Ordnung ist, dass Ihr Sohn Brot und nicht die warme Mahlzeit isst. Somit bekommt Ihr Sohn keine "Extrawurst" und es wird irgendwann nicht zum Spiel (Ich nehme das, was nicht auf dem Tisch steht, damit Mama noch einmal für mich laufen muss.). Viele Grüße Sylvia


Mitglied inaktiv

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Wenn er wieder damit anfängt ist die Mahlzeit für ihn freundlich aber bestimmt beendet. Wenn ihm nichts recht ist und ihn das Essen stresst muss er auch nicht essen und bekommt dann erst zur nächsten Mahlzeit etwas.


cube

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Vielleicht probiert ihr zu viel. Letztendlich ist es so: am gedeckten Tisch wird kein Kind verhungern. Will er nicht essen, muss er auch nicht. Später gibt es dann aber auch nichts mehr. Er möchte sein Brot kleingeschnitten haben und dann passt es ihm nicht - sozusagen Pech. Kinder kommen in eine Phase, wo sie Entscheidungen treffen und deren Konsequenz tragen erst lernen müssen. Und auch, dass nicht immer alles genau so läuft, wie sie es möchten - deswegen aber die Welt nicht untergeht. Du schneidest das Brot und er ist unzufrieden mit deiner Schnittechnik ;-) - naja, dann sag ihm, dass es dir leid tut, dass es ihm nicht gefällt, das Brot aber deswegen nicht anders schmeckt. Dann kann er es essen - oder eben nicht. Aber versucht dann nicht, weiter auf ihn einzureden. Da solltest ihr dann eure Ohren auf Durchzug stellen und nicht mit weiteren Reden das Drama aufrecht erhalten/ihm immer wieder Anlass für Gegen"argumente" geben. Ich kann mir schon vorstellen, dass Essen für ihn mit Stress besetzt ist - weil ihr gestresst seid. Du schriebst von Riesentheater, was sich aber gebessert hat. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr da auch versucht habt, ihn zu beruhigen, zum Essen bzw. am Tisch sitzen überredet habt etc. Das wirkt dann eben, als wenn Essen etwas enorm Wichtiges wäre. Wichtig = ohoh - Achtung. Versucht, euch selbst mit dem Thema nicht zu stressen. Der Tisch ist gedeckt, alle können essen - wenn er nicht will, auch gut. Ihr müsst dann nicht auf ihn einreden, ihn überzeugen. Die einfache Ansage "wir essen jetzt" und gut is.


binmat

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Ich möchte mich bedanken für die bisherigen Antworten! Will nur nochmal dazu schreiben, dass es mir nicht auf die Essmenge ankommt, denn er isst schon von alleine, wenn er keinen Stress hat. Ich merke auch, dass er Hunger hat und auch essen möchte, aber sich dann selbst irgendwie im Wege steht mit seinem Theater. Er weint ja auch richtig mit Tränen usw. Das tut mir dann schon leid. Als wenn er das selbst eigentlich gar nicht möchte, aber da selbst nicht oder nur schlecht wieder rauskommt... :-/


cube

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Das verstehe ich. Und natürlich weint er richtige Tränen - ein falsch geschnittenes Brot ist in dem Alter (und auch später manchmal noch ;-) dramatisch. ER hat doch genau gesagt, wie es sein soll - aber du verstehst ihn einfach nicht :-) Mach dich bitte ein bisschen freier davon, dass Kinder nie weinen sollten wegen eines Butterbrotes. Was meinst du, wie todtraurig unser Kind war, wenn das Brot statt der eben gewünschten Marmelade nun doch mit Wurst belegt sein soll. Selbst das Angebot "du bekommst ein neues Brot, ich esse gerne die Marmelade" hat nichts geändert. Es sollte eben genau DAS Brot sein und das war jetzt falsch. Nie wieder kann ein Brot genau so gut werden wie das, was DU gerade versaut hast ;-) Und dabei weiß Kind nämlich innerlich irgendwo schon, dass es selbst die Marmelade wollte und ist nun unglücklich über seine Dilemma mit den verdammten Entscheidungen. ich denke, du verstehst worauf ich hinaus will - du kannst es deinem Kind einfach in manchen Situationen nicht Recht machen. Und genau das müssen Kinder aber auch lernen zu akzeptieren. Auch mit ihren eigenen Entscheidungen leben zu können und damit, dass Mama nicht die Welt anhalten kann oder die Sonne anknipsen. Du hast dich bemüht, dein Sohn kann essen (was er auch weiß, glaub mir) und er muss nun selbst! einen Weg finden, mit sich und seinem Brot klar zu kommen. Du bist ja da. Du hast ihn getröstet. Du wirst auch nicht sauer. Aber du wirst gerade nichts ändern ändern können oder wollen. DAS ist eine schwierige und echt unbeliebte Erfahrung für Kinder - aber auch eine sehr wichtige.


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