Liebe Frau Ubbens, Unser vierjähriger Sohn hat seit seiner Geburt große Schwierigkeiten mit der Selbstregulation. Bis heute bricht er schnell in ein sirenenartiges Geschrei aus, wenn ihm etwas nicht passt oder wenn Dinge ihre Form verändern, zB wenn ein Blatt Papier reißt. Oft ist er dann schwer ansprechbar, vermeidet Blickkontakt und tobt. Unsere Tage beginnen und enden meist mit exzessivem Geschrei, weil unser Großer sich oft oppositionell verhält, sich nicht für den Kindergarten anziehen oder abends Bettfertig machen will etc. Er hat einen 2,5 Jahre alten Bruder auf den er sehr eifersüchtig ist: als der Kleine noch ein Baby war, musste ich ihn auch zu Hause oft in die Trage nehmen um ihn von den Attacken des Großen zu schützen. Saß er etwa im Laufstall oder auf einer Decke auf dem Boden wurde er ohne Unterlass vom Großen gebissen oder gehauen. Es ging wirklich ohne Unterbrechung so und ich bin daran schier verzweifelt. Auch heute noch haben wir viele Tage, wo es in der Wohnung kaum auszuhalten ist (die beiden Jungs teilen sich ein Kinderzimmer). Ich spreche dabei nicht von üblichen Streitereien zwischen Geschwistern, sondern davon, dass der Große oft einfach aus dem Nichts und ohne erkennbaren Anlass auf den jüngeren Bruder losgeht und ihn haut oder beißt. In der Wohnung gibt es dann alle 1-2 Minuten Geschrei. Das Ganze passiert auch wenn wir draußen auf dem Spielplatz sind und der Bruder in einer anderen Ecke sitzt und spielt. Plötzlich rennt der Große los und fängt an auf seinen Bruder einzuschlagen. Wenn ich ihn dann zur Seite nehmen und zu mir setzen will, tobt und windet er sich vehement. Er vermeidet dabei auch Blickkontakt und reagiert auf keine Versuche ihn zu beruhigen. Aus Wut nimmt er dann oft Spielsachen und wirft diese auf uns Eltern oder den Bruder. Begleitet wird das Ganze dann meist noch durch das sirenenartige Geschrei, das ich oben schon geschildert habe. Wir haben schon versucht sogenannte Wenn-Dann-Konsequenzen einzuführen. ZB: wenn das Spielzeug geworfen wird, kommt es weg. Wer den Bruder oder Mama/Papa haut, darf kein Sandmännchen schauen. Er schreit und quängelt und auch wenn er die Konsequenz zu spüren bekommt, verhält er sich am nächsten Tag wieder genauso. Es tritt schlicht keine Verhaltensänderung ein. Wir haben schon einige Ratgeber zB über Gefühlsstarke Kinder gelesen und versuchen den Großen (der ja auch noch klein ist, nutze die Formulierung nur zur Unterscheidbarkeit beim Lesen) in seiner Wut zu begleiten etc. In einer Erziehungsberatungsstelle waren wir bereits, aber die Tipps von dort haben uns nicht weiter gebracht. Es gab bisher nichts, was unsere Situation verbessert hätte im Sinne von: die Hau- und Beißattacken werden weniger. Das exzessive Geschrei wird weniger, wenn wir Übergänge gut vorbereiten, Rituale einführen usw. Haben Sie noch einen praktischen Tipp für uns um unsere familiäre Situation zu entspannen? Wir wissen nicht mehr weiter und sind nervlich ziemlich am Ende. PS: wir befinden uns aktuell in einer Psychiatrischen Abklärung (Verdacht auf Autismus-Spektrum-Störung bei U8 durch Kinderarzt geäußert) in einer kinderpsychologischen Praxis, bekommen aber erste Zwischenergebnisse erst Mitte Juli.
von Steffi E am 12.06.2023, 10:49