Liebe Frau Schuster
Mein 5jähriger erprobt momentan enorm seine Grenzen: Wenn man ihn um etwas bittet (anziehen, Zähne putzen, zum Essen kommen), reagiert er nicht oder er antwortet mit "gleich!", um dann doch nicht das Geforderte zu tun. Er benimmt sich manchmal absichtlich "schlecht", schmeisst zum Beispiel Kieselsteine in Nachbars Garten, obwohl er weiss, dass er das nicht tun darf. Wenn ich ärgerlich werde und mit ihm schimpfe, streckt er mir die Zunge heraus oder beschimpft mich.
Wie kann ich ihm, nachdem ich ihm X-mal gesagt habe, was er zu tun hat, eine angemessene Strafe erteilen? Bisher habe ich es so gehandhabt, dass er - im vornherein angedroht - einen Strich auf einem Zettel am Kühlschank erhält, wenn er das Geforderte nach der 3. Aufforderung nicht tut. Bei 5 Strichen gibt es am Wochenende (nur dann darf er fernsehen) Fernsehverbot. Doch diese Art von Konsequenzen seines Handelns scheint mir nicht angemessen, weil sie mit seinem Handeln nicht direkt zu tun hat. Ich befürchte aber, dass er eine Art von Bestrafung benötigt, um zu lernen, dass sein Fehlverhalten Konsequenzen hat.
Und wie erreiche ich, dass er wieder mehr Respekt vor mir hat? Ich hasse es selber, mich schimpfen zu hören.
Was raten Sie mir?
Herzlichen Dank im voraus,
Barbro
Mitglied inaktiv - 04.05.2009, 14:48
Antwort auf:
5jähriger: angemessene "Bestrafung"?
Hallo Barbro
Mit beschriebenem Verhalten möchte Ihr Sohn auf sich aufmerksam machen um Ihnen mitzuteilen, dass er Ihre helfende Aufmerksamkeit benötigt. Gleichzeitig probiert er Ihre jeweiligen Reaktionen aus, was von großer Wichtigkeit ist, damit er seine eigene Familienposition findet und zu verteidigen lernt.
Versuchen Sie einmal, Ihren Sohn nicht um Etwas zu bitten, sondern einen Anreiz zu schaffen Etwas zu tun, nachdem Sie möglichst direkten Blickkontakt zu ihm aufgenommen haben. Überlegen Sie z.B. vor ihm laut, in welcher Zeit er es wohl schon schafft sich anzuziehen und stellen Sie einen Wecker oder eine bunte Sanduhr. Wetten Sie mit ihm, wessen Zähne wohl sauberer sind. Loben Sie sein Können verstärkt, nachdem Sie ihn möglichst gewinnen lassen haben.
Bieten Sie ihm häufiger eine ansprechende und KONKRETE Beschäftigungsmöglichkeit an, damit er sich nicht selbst zu beschäftigen versucht und z.B. Kieselsteine in Nachbar`s Garten wirft.
Je mehr Sie schimpfen, umso angeregter wird er sich fühlen seine Grenzen zu testen und/oder umso verärgerter wird er über Sie sein ohne aus den Folgen seines Fehlverhaltens lernen zu können.
Kann Ihr Sohn sich an Ihrer Gelassenheit und zugleich klarer Ansage orientieren, wird er Ihnen ganz bestimmt auch wieder mehr Respekt entgegenbringen können. Wichtig ist, dass er stets das Warum einsieht und nicht "blind" gehorchen muß.
Fühlt er sich evtl. insgesamt ein wenig unterfordert, überlegen Sie bitte einmal, ihn an einer Interessengruppe teilnehmen zu lassen. Entsprechend ausgeglichener wird er ganz bestimmt auch zufriedener werden -wie Sie-.
Liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 05.05.2009