Umgang mit kindlicher Trauer

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Umgang mit kindlicher Trauer

Lieber Dr Nohr, 2018 verloren wir kurz nach der Geburt unsere erste Tochter. Unser Sohn war damals 2,5 Jahre alt. Nach der Geburt unserer zweiten Tochter 3/2020 fing bei ihm das Trauern an. Immer wieder mal. Zuletzt vor einigen Wochen in der Musikschule, als er beim Abschlusslied plötzlich in Tränen ausgebrochen ist und der Lehrerin erzählte, dass Hanna gestorben sei. Ich habe versucht, mit ihm zu darüber zu reden, aber er macht dicht. Nach diesem Ausbruch hat es mehrere Tage gedauert, bis er emotional wieder stabil war. Danach gab es noch kleinere Ausbrüche, aber nicht so heftige. Ich frage mich, wie ich am besten mit ihm umgehen soll - versuchen, zum Reden zu bringen? Das ganze ignorieren? Als sein großer Ausbruch kam, war Hanna bei uns kaum Thema. Deswegen hatte mich das auch sehr verwundert. Er ist sehr sensibel und liebt seine Schwester Lea sehr. Was er irgendwann mal sagte war, dass Lea nicht auf der Welt wäre, wenn Hanna nicht gestorben wäre. Also sei es ja auch gut, dass Hanna gestorben sei. Was soll ich damit machen? Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit hier. Und alles Gute Ihnen weiterhin.

von Cymbeline81 am 27.12.2021, 00:50



Antwort auf: Umgang mit kindlicher Trauer

Hallo, der Umgang mit der kindlichen Trauer ist ein sensibles Thema und muß sehr individuell stattfinden. Wie Sie sehen, ist auch die Erinnerung an die gestorbene Schwester immer mal wieder wachrufbar und die Auslöser sind oft nicht erkennbar. Es geht meines Erachtens nicht um "zum reden bringen", sondern mehr um "erzählen lassen". Um zu verstehen, wie seine Sicht und sein Erleben dieses Verlusts ist, muß er Raum und Zeit haben, das auszubreiten. Meine Lieblingszeit für solche Fragen war die Einschlafsituation. Dies ist eine Zeit, in der die Kontrollen nachlassen und die Bedürfnisse nach loslassen größer sind. Man kann das Gespräch einleiten mit einem Satz über sich selbst (z.B. "Manchmal erinnere ich mich an Hannah und dann bin ich traurig." Und nach einer Pause, "wie ist das eigentlich bei dir?") und wenn Ihr Sohn nicht einsteigt, kann man es nach einiger Zeit wieder anbieten. Es ist ein Angebot und Sie sollten Zeit und Geduld mitbringen. Je nach Reaktion gibt es auch verschiedene Rituale des Abschieds, aber die müssen passen und das weiß man nur, wenn man mehr von dem Innenleben des Sohnes verstanden hat. Auf diese Weise können solche Austauschsituationen sehr verbindend sein, auch wenn das Thema kein leichtes ist. Alles Gute. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 27.12.2021



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