Frage: Umgang mit Drohungen / Wut

Liebe Frau Henkes, unser Sohn, 4 ¾, bringt uns sehr an unsere Grenzen. Er rebelliert stark, motzt, betont, dass er entscheiden dürfe was er macht und er nicht mache was wir ihm sagen. Aktuell droht er sehr oft „dann haue ich dich, Mama“, wenn er etwas z.B. nicht darf. Dabei ist er ruhig. Er ärgert sich aber auch schnell und lautstark, schreit dann, knallt Türen und haut nach uns. Ich glaube er schafft es dann selbst nicht sich zu kontrollieren. Neu ist jetzt aber dieses Androhen, ohne „Kontrollverlust“. Ich hinterfrage jetzt sehr, ob wir ihn „richtig“ erziehen, wobei ich eher für Verständnis, aber auch Konsequenz bin, mein Mann meint wir wären zu nett und müssten autoritärer sein. Wenn unser Sohn mit hauen droht, versuche ich ihn ernst zu nehmen, sage aber auch deutlich, dass ich mich nicht hauen lasse. In Wutsituationen halte ich ihn auch mal fest und versuche ihn dabei zu beruhigen. Im Gegensatz dazu hat er im Kindergarten eine Freundin gefunden, die ihn total dominiert. Er macht alles was sie sagt, weil sie ihm droht nicht mehr seine Freundin zu sein, wenn er es nicht macht. Das findet er total schlimm. Die beiden mögen sich und treffen sich auch privat, aber es tut mir leid, dass er sich ihr gegenüber nicht behaupten kann. Er findet den Gedanken daran, dass sie nicht mehr seine Freundin sein könnte ganz schlimm. Andere Freunde hat er aktuell nicht, spielt aber auch mal mit anderen Kindern. Haben Sie Ideen und Tipps für uns wie wir mit beiden Situationen umgehen können?

von Rosalie784 am 27.05.2021, 11:31



Antwort auf: Umgang mit Drohungen / Wut

Guten Tag, im Alter Ihres Sohnes sind solche Wutanfälle recht häufig. Wenn die Kinder um Grenzen kämpfen, bringen sie durchaus auch die Eltern an ihre Grenzen. Dann hilft es oft sich klarzumachen, wie die Positionen in der Familie verteilt sind und dass Fünfjährige sich doch sehr klein neben den Eltern ausmachen. Sie beobachten ganz richtig, dass Ihr Sohn sich in der Wut noch nicht kontrollieren kann. Das muss er mit Ihrer Hilfe lernen. In diesem Alter können Kinder noch kaum Toleranz gegenüber Frustrationen haben (und sie können Vieles als frustrierend empfinden). Ich denke, dass Ihre Mischung zwischen Verständnis und Konsequenz für Ihren Sohn sehr hilfreich ist. Dann kann er sich ernstgenommen fühlen und seinen Willen erproben, was ja in dieser Entwicklungsphase notwendig ist. Er erfährt aber auch die nötigen Begrenzungen, die ihm helfen seinen Platz zu finden und sich von Ihnen genügend geschützt zu fühlen. Er spürt ja dabei, dass seine Willensdemonstrationen Ihrer guten Beziehung nicht schaden. Für Ihren Sohn ist es sehr wichtig, dass Sie eine klare Haltung zum Geschlagenwerden haben. Wenn er Ihnen das androht, können Sie ihn fragen, was er denn macht, wenn er geschlagen wird. Das kommt ja unter Kindern vor und er wird sicher eine Antwort darauf haben. Dann können Sie ihn fragen, was er denn denkt, was Sie machen, wenn Sie geschlagen werden. Dann sind Sie in einem Gespräch, in dem Sie alle möglichen Aspekte dieser aggressiv getönten Strebungen Ihres Sohnes mit ihm betrachten können. Mit fünf beherrschen Kinder ja "als ob" Situationen schon gut. Dies können Sie auch für die Beziehung zu seiner Freundin nutzen. Für Ihren Sohn ist es derzeit noch wichtiger, sie als Freundin zu haben als von ihr gut behandelt zu werden. Das ist in Ordnung so, denn offenbar hat er viel von dieser Freundschaft. Wenn es sich ergibt, können Sie Ihrem Sohn sagen, dass Sie sich sehr ärgern würden, wenn Ihre Freundin Sie so behandeln würde. Dann sind Sie wieder im "als ob". Da kann man im Gespräch mit Kindern Einiges unterbringen. "Ich weiß nicht, ob ich Lust hätte, mit so jemand befreundet zu sein, wenn ich immer machen muss, was die sagt", kann Ihrem Sohn zeigen, dass man mit Freundschaften auch anders umgehen kann und nicht nur dann ein guter Freund ist, wenn man sich unterordnet. Derzeit fehlt ihm dazu offenbar noch das notwendige Selbstwertgefühl. Wenn sich das bei ihm mehr entwickelt hat, wird er solche Freundschaften nicht mehr suchen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 27.05.2021



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Umgang mit der Wut

Liebe Frau Henkes,  wir sind aktuell völlig verzweifelt im Umgang mit unserer Tochter (bald 4). Wir haben eine sehr enge Bindung und haben viele schöne Momente am Tag, aber aktuell wird sie sehr oft wütend und lässt dann alles an mir aus. Teilweise haut sie richtig auf mich ein. Danach wirkt sie erschrocken und will von mir getröstet werden. Me...


Umgang mit Wut

Lieber Dr. Posth, mit großem Interesse habe ich ihren Text zum emotionalen Bewußtsein gelesen und danke Ihnen für diese differenzierte Darstellung. Obwohl ich einige Anregungen daraus entnehmen konnte, möchte ich Ihnen unsere Situation kurz darstellen. Wir befinden uns gerade in einer sehr anstrengenden Phase mit unserem Sohn, der im vergange...


Krippe: Umgang mit Wut

S. g. Hr. Dr., Tochter Valerie (1. Febr: 15 Mon): sehr selbstsicher & extrovertiert. Vor Ort keine Großeltern, Vater kann Präsenz nicht in ausreichendem Maß erbringen -> Entscheidung, dass es für V. und mich als Mutter positiv wäre, wenn sie eine Krippe besucht. Dez. (gut 13 Mon) Eingew., auf Vorschl. der Krippe nicht auf sanftem Weg. Klappte di...


Umgang mit grossem Bruder

Hallo Herr Dr. Posth, ich habe vor 3 Wo unseren 2. Sohn bekommen. Unser 1. ist bald 3 Jahre alt. Meine Frage ist im Umgang mit dem Grossen, da er seinen kleinen Bruder schupst, manchmal haut oder kratzt. Er ist aber auch nett zu ihm, aber leider nicht nur. Wie ist ihrer Meinung nach ein geeigneter Umgang mit ihm, wenn er so etwas macht – was er ...


Umgang mit Erkrankung die starke Schmerzen bereitet

Guten Tag, meine Tochter (fast 2), leidet an einer extrem schmerzhaften, schubweise über mehrere Wochen bleibende ZNS-Erkrankung, über die es so gut wie keine Erfahrungen gibt. Durch viele Khaufenthalte (ich bin immer bei ihr!) ist sie mittlerweile schwer traumatisiert, zumal zusätzlich eine "Gewalterfahrung seitens eines Arztes" stattgefunde...


Umgang mit dem Tod

Lieber Herr Dr. Posth Der Opa meines 2 1 /2 j. Sohnes ist vor 4 Wo. sehr unerw. und pl. verstorben.In der Whg. unter uns,1/2 Std Vers. von Ärzten zu reanim., jedoch erfolglos. Sohn bekam Aufregng mit. Wir erz.,der Opa sei nun im Himmel.Mein Sohn zündete zum Absch. Kerze an und winkte ihm in den Himmel, denn er war sehr traurig,dass er dem Opa nic...


Wut und Beißen

S.g. Herr Posth, mein Sohn (14 M/12 Mon. korr) ist vom Charakter her sehr wechselhaft: Entweder richtig gut drauf oder wütend, besonders wenn er was nicht bekommt/was nicht klappt etc. Er haut dann seinen Kopf mehrmals gegen die Wand/Boden/Schrank und kommt nur schwer aus dieser Phase selbst raus (schon viele beulen/Bl.Flecken). Eigentlich müsste...


Wie fördere ich den Umgang mit anderen Kindern?

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, mein Sohn, 4 (hochsens., s. intelligent, zurückhaltend motorisch etwas ungeschickt,) hatte in den erst. 2,5 Jahren enorme Schlafprob.,schrie sehr viel.Vor 1 J. Trennung v. Kindsvater.Sichere Bind. zu beid. Elternteilen.Wurde lange gestillt, schläft noch bei mir.Seit 1 J. geht er in die Kita (v. 8-12 Uhr). Die Eingew....


Kind möchte mit Wut allein sein

Guten Tag Frau Henkes, Mein Sohn, 20 Monate ist schon recht weit in seiner sprachlichen Entwicklung. Er spricht seit ca 1 Monat in vollen Sätzen und kann Sprachen unterscheiden (Meine Schwiegereltern sprechen türkisch). Er ist insgesamt sehr gefasst und kann seine Gefühle auch noch nicht einordnen. Manchmal vergesse ich das auch weil er scho...


Umgang mit starkem Willen und häufigem nächtlichen Aufwachen

Hallo,   Ich frage mich momentan bei unserer 17 Monate alten Tochter in verschiedenen Bereichen, ob wir uns als Eltern richtig verhalten und wie wir es besser machen könnten.   Generell hat sie in den letzten Wochen einen extrem starken Willen entwickelt, versteht allerdings Erklärungen unsererseits noch nicht, z.B., dass wir sie ins A...