Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Trotz macht mich fertig

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Frage: Trotz macht mich fertig

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Lieber Dr. Posth, ich habe Ihre Abhandlung zum Trotz und auch viele Ihrer Antworten interessiert gelesen. Bis dato war ich auch immer sehr froh, mal einen Experten gefunden zu haben, der nicht nur für Strenge, Grenzen und ähnliches plädiert. Momentan aber bringt mich mein trotzendes Kleinkind an MEINE Grenzen, und ich frage mich, ob es wirklich richtig so läuft. Ich fühle mich nämlich langsam wirklich wie das Dienstmädchen eines Tyrannen (ich weiß, Sie mögen das Wort nicht), der mir von morgens bis abends sagt, was ich zu tun habe. Ich bin ja gerne bereit, ihm seinen Willen zu lassen, wenn es um SEIN Verhalten geht. Beispielsweise steht er momentan vom Tisch auf, wann er will, läuft den halben Tag im Schlafanzug rum, und so weiter. Das ist auch okay, das soll er machen. Aber Probleme kriege ich, wenn er MICH herumkommandiert. Beispiel: Ich gehe morgens in die Dusche, und er brüllt (allein dieses ständige hysterische Gebrüll macht mich schon fertig!): "Neiiiin! Geh nicht in die Dusche! Das WILL ich nicht!" Ich sage ihm (zu diesem Zeitpunkt noch relativ ruhig), dass mir das leid tut, dass ich aber jetzt duschen muss, und bleibe gigantische 10 Minuten in der Dusche. Nun ist er aber schon frustriert, weil Mama nicht macht, was er sagt, und so geht es weiter: "Nein, trockne Dich NICHT ab! Neiiin! Das WILL ich nicht! Zieh Dich nicht an, Mama, zieh Dich wieder aus!" Oft nehme ich ihn mit in die Dusche, dann geht es besser, aber ich muss doch auch hin und wieder mal das Recht haben, 10 minuten allein zu Duschen! Ein anderes Beispiel: Wir sitzen zusammen auf dem Sofa und schauen ein Buch an, dann sagt er "Mama, hol mir mein Trinken". Ich sage ihm freundlich, dass er das doch selbst tun kann, denn es steht ja nur 2 Meter entfernt auf dem Tisch. "Nein! Ich kann mir mein Trinken NICHT holen, hol DU es mir, ich KANN das nicht!" Ich habe das Gefühl, er will da wirklich nur seine Macht beweisen. Und egal, wie ich mich verhalte - ob ich ihm nun sein Trinken gebe, oder ob ich mich weigere - das Ganze kostet mich einfach so viel Kraft. Und da das zur Zeit von morgens bis abends so geht, bin ich spätestens mittags an dem Punkt, wo ich nur noch heule. Heute war es soweit, als ich mit Staubsauger bepackt die Treppe rauf lief, und Noah mich anbrüllte, ich solle nicht ohne ihn rauflaufen, sondern ihn tragen, Ich sagte ihm, dass das nicht gehe, weil ich den Staubsauger tragen müsse, dass er aber gern mitkommen könne. Wieder fruchtbares Febrüll, und die Forderung, ich solle sofort wieder runterkommen und ihn die Treppe rauftragen. Habe ich etwas falsch gemacht, dass er sich so verhält? Und wie kann ich reagieren? Noahsmama


Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth

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Hallo, man darf eins nicht übersehen in dem, was ich propagiere. Es handelt sich um eine Gesamtkonzept, das von Geburt an ein bestimmtes Programm vertritt. Ich will damit sagen, daß ein solches machtbestrebtes Verhalten, wie das Ihres Sohnes, gar nicht erst aufgebaut werden muß, um sich sein Selbstbewußtsein zu verschaffen. Das heißt natürlich im Umkehrschluß, daß irgendwann in der bisherigen Entwicklung Ihres Sohnes, vermutlich in der Phase der Loslösung, ein ungünstiges Geschehen dem einigermaßen reibungslosen Ablauf ins Getriebe gekommen ist. Was es war, weiß ich natürlich nicht. Aber es hat dazu geführt, daß Ihr Sohn zu wenig funktionstüchtige Selbstanteile erwerben konnte und im fortgesetzt "dyadischen" Verbund (Sie wissen jetzt, was da ist) nun regelrechte Omnipotenzgefühle (Allmachtsphantasien) entwickelt. Das passiert immer dann, wenn die primäre Bezugsperson in der Loslösung zu permissiv (zu viel zulassend) gewesen ist, vielleicht auch zu inkonsequent, oder die Vorbildfigur zur Autonomie (in der Regel der Vater) zuwenig Gegenkraft gegenüber der Mutter als pr. Bezugspers. in die Waagschale geworfen hat. Oder beides zusammen. Frage ist immer auch: gibt es Geschwister. Denn dieses Problem betrifft häufiger Einzelkinder. Was ist jetzt zu tun? Jetzt, in einem späteren Zeitfenster, müssen Sie schon bestimmter und klarer in Ihren Positionen vor Ihrem Sohn gegenüber auftreten (sonst ufert er immer weiter aus und eckt natürlich dann auch zunehmend draußen unter anderen Leuten an). Die sozialen Regeln, die sich sonst teilweise beinahe spontan in der Familie ergeben, müssen Sie jetzt mit aller Klarheit zum Ausdruck bringen und durchsetzen. D.h. um Ihren Sohn von seinen Allmachtsphantasien zu befreien, müssen Sie selbst mit größerer Macht auftreten. Das geht aber nicht mit Strafe oder Gewalt, sondern nur mit Konstanz im eigenen Verhalten, sowie mit Konsequenz und Erklärungen. Am besten setzen Sie sich mit Ihrem Sohn in einer ruhigen Minute hin und besprechen mit Ihm die wichtigsten familiären Regeln. Werten Sie ihn jetzt damit auf, daß er Lob dafür einheimsen wird, wenn er sich an diese Regeln hält. Versagt er dann im Ernstfall, loben Sie ihn natürlich nicht, strafen ihn aber auch nicht verbal ab, sondern erinnern ihn nur mit Bestimmtheit an die Regeln. Halten aber auch Sie die Regeln ein, denn nur Weniges kränkt ein Kind mehr, als die Regelübertretung seiner Bezugspersonen gegen es selbst. Viele Grüße


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