Frage: Trennungsangst

Sehr geehrte Frau Henkens, meine Tochter ist 2,5 Jahre alt. Wir erziehen sie bedürfnisorientiert, sie hat immer viel Nähe und Liebe erfahren. War immer eher ein einfaches aber auch sehr sensibles und anhängliches Baby/Kind. Mein Mann ist aus beruflichen Gründen nur am Wochenende Zuhause, weshalb soe sowieso eher ein Mamakind ist. Vor 2 Monaten haben wir ein weiteres Baby bekommen und unsere Tochter ist eine liebevolle und stolze große Schwester. Eifersucht gibt es auch aber alles sehr charmant und absolut im Rahmen. Jetzt ist es so, dass sie in seit kurzem in den Kindergarten geht (2 Wochen nach Geburt des Babys). Die ersten 3 Wochen liefen gut, sie ging gerne, erste Trennung nach 2 Wochen möglich ohne Tränen. Einmal hat sie geweint in der Kita und sich nicht beruhigen lassen, dann wurde ich direkt angerufen und habe sie geholt. Dann wurde es anders, plötzlich wollte sie gar nicht mehr hin. Seitdem gibt es nur noch Probleme.. Sie hat Bauchschmerzen, Verstopfungen, Albträume und ganz schlimme Trennungsangst.  Papa darf fast nichts mehr, kann sie nur schwer überzeugen ohne mich zu sein und nur wenn sie gute Laune hat, dann hat sie auch Spaß. Trotzdem fragt sie dann häufig nach mir. Bin ich aber anwesend, darf Papa nichtmal den Buggy schieben. Bin ich im Nebenzimmer, weil ich mal eben kurz durchatmen muss, ist sie absolut gestresst oder weint obwohl sie ja nicht alleine ist, sie lässt sich vom Papa dann auch nicht beruhigen. Von Oma und Opa oder Tanten aufpassen geht auch noch, manchmal freut sie sich sogar darauf - je nach Laune; bin ich aber dabei, hat fast keiner eine Chance sie von mir abzuwenden. Früher war ich immer abgeschrieben, heute sind es meistens die anderen. Sie geht weiterhin in den Kindegarten (eingewöhnung seit dem 7.8.) , mal mehr mal weniger traurig bei der Trennung, aber lässt sich von den Erziehern schnell ablenken und beruhigen, aber auch dort fragt sie häufig nach mir. Sie schafft es 2 Std in der Kita ohne mich. Sie sagt danach immer dass es gut war aber am nächsten Tag sagt sie trotzdem dass sie nicht in den Kindergarten will.  Wir hatten jetzt 1 Woche Kitapause weil die Erzieher alle krank waren und ich habe den Eindruck die Verstopfungen und Albträume sind besser geworden. Wir fragen uns ob wir die Eingewöhnung lieber abbrechen sollten weil es vielleicht alles zu viel ist und sie noch nicht bereit ist?! Wir wissen auch nicht wie wir mit der trennungsangst umgehen sollen, sollen wir "ohne mama zeit" erzwingen? Soll ich sie wirklich immer mitnehmen wenn ich nur aufs Klo gehe? Ich verstehe ja, dass das alles viel ist für ein kleines Mädchen, aber dass es so ein Ausmaß nimmt und sie psychisch so belastet ist, damit haben wir nicht gerechnet.  Dazu kommt noch dass sie plötzlich auch oft beisst/kneift oder an den Haaren zieht, das war vorher nicht. Ich sage ihr es tut mir weh und dass ich so nicht weiterspielen mag. Sie weint, ich erkläre, sie sagt okay sie versteht es und 5 Minuten später beisst sie wieder.  Ich muss dazu sagen dass sie besser spricht als die meisten in ihrem Alter weshalb man mit ihr wirklich gut über Dinge reden kann.  Trotzdem kann sie mir natürlich nicht sagen warum sie sich so verhält oder zumindest weiß ich nicht wie viel ich darauf geben kann. Manchmal sagt sie sogar sie weiß nicht warum sie das gemacht hat. Es ist eine schwierige Situation Zuhause für alle und ich weiß nicht, wie ich mit ihr umgehen soll oder wie ich ihr helfen kann. Ich wünsche mir, dass es schnell wieder besser wird, vielleicht haben sie ja den ein oder anderen Tipp für uns..   Vielen Dank.

von Aileensarahw am 25.09.2023, 06:53



Antwort auf: Trennungsangst

Guten Tag, Ihre Tochter hat vermutlich so ein großes Bedürfnis nach Ihrer Nähe, weil sie die Entthronung durch das Geschwister noch nicht bewältigt hat. Das kann sie noch nicht erkennen und verstehen und erst nicht sprachlich ausdrücken. Für Ihre Tochter fällt der Kitabesuch ungünstig mit der Geburt des Geschwisters zusammen. Unbewusst muss Ihre Tochter fürchten, dass das Baby sie während der Kitazeit verdrängt und Sie ganz für sich alleine hat. Daraus entsteht ihre Angst vor Liebesverlust, die in ihr das Bedürfnis auslöst, immer in Ihrer Nähe zu sein. Auch das aktuelle aggressive Verhalten beruht sicher auf der Rivalität mit dem Geschwister. Wenn Sie Ihrer Tochter die erwünschte Nähe ermöglichen können (auch beim Gang auf die Toilette), kann sie allmählich wieder sicher werden und erfahren, dass Ihre Liebe und Zuwendung ihr erhalten bleiben. Dann werden sich Rivalität und Nähebedürfnis legen und Ihre Tochter kann sich anderen Entwicklungszielen zuwenden. Das Erzwingen von mamafreier Zeit verstärkt die Verunsicherung Ihrer Tochter und trägt nicht zur Lösung des inneren Konflikts Ihrer Tochter bei. Versuchen Sie, das aggressive Verhalten durch rechtzeitiges Bemerken zu verhindern. Ihre Tochter ist mit zwei Jahren noch zu jung, um es durch Einsicht einzustellen. Signalisieren Sie Ihrer Tochter ein deutliches Nein, ohne ärgerlich auf sie zu werden. Möglicherweise hängen die Albträume Ihrer Tochter auch eher mit neuen familiären Situation zusammen als mit der Kita. Die Rivalitätsproblematik wird sicher erhalten bleiben, auch wenn Sie den Kitabesuch beenden. Ihre Tochter wird Zeit und Ihre Unterstützng brauchen, um diese zu bewältigen. Sie müssen die Eingewöhnung also aus diesen Gründen nicht abbrechen. Andererseits können Sie in Ihre Entscheidung einbeziehen, dass der Kitabesuch für Zweijährige noch nicht so bedeutsam wie für Dreijährige ist. Sie sind mit der Betreuung zu Hause zufrieden und haben genügend Anregungen.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 25.09.2023



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