Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Tochter imitiert autistischen Bruder

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Tochter imitiert autistischen Bruder

sarah.es

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Guten Tag, danke nochmals für die tolle Möglichkeit hier Fragen zu stellen. ich mache mir derzeit wieder etwas Sorgen um meine dreijährige Tochter. Ihr älterer Bruder hat autistische Züge, was sich insbesondere durch repetetives Sprechverhalten äußert. Er wiederholt zum Beispiel beim Spielen eine Passage aus einem Cartoon zig mal, oder imitiert seine Klassenlehrerin indem er ein bestimmtes Verhalten von ihr 10 mal wiederholt. Meine Tochter hingegen hat sich von Beginn an sehr "normal" entwickelt, ist sprachlich wie kognitiv sehr fit und vor allem sehr fanatsievoll beim Spielen. Sie spielt überhaupt nicht stereotypisch und hat auch bislang immer großes Interesse an anderen Mädchen gehabt. Sie hat eine sehr enge Beziehung zu ihren beiden Cousinen, die auch unsere Nachbarn waren. Diese sind vor einigen Monaten mit ihrern Eltern ausgewandert, und meine Tochter vermisst sie sehr. Das erkennt man daran, dass sie sehr oft nach ihnen fragt oder von gemeinsamen Erinnerungen erzählt.  Seither meine ich, sie hätte sich in ihrem Sozialverhalten verändert, wir sind gerade mitten in der Eingewöhnung im Kindergarten, und ich wundere mich sehr darüber, dass sie plötzlich Angst vor Kindern hat. Sie geht nicht mehr so fröhlich und offen auf Kinder zu. Ich muss dazu sagen, dass sie schon immer Angst vor kleinen Jungen hatte, aber Mädchen gegenüber sehr offen war.  Sie antwortet auch nur selten den Erziehern, versucht diese nicht zu beachten.  Was mir am meisten Sorgen bereitet, ist, dass sie das stereotype Sprechen ihres Bruders imitiert bzw. weiß ich nicht ob es sich wirklich nur um Imitation handelt oder ob sie vlt auch gerade so ein Sprechverhalten entwickelt oder gar auch autistische Züge hat?  Sie sagt dann dasselbe was ihr Bruder irgendwann mal gesagt hat, zig mal. Sie antwortet neuerdings manchmal nicht direkt auf Ansprache, besonders wenn es andere Erwachsene (auch Familie) sind. Also sie wirkt dann wie verträumt, sodass man sie mehrmals rufen muss.  Man liest oft, dass Geschwisterkinder von Autisten auch nicht selten autistische Züge aufweisen. Ich habe bis vor einem halben Jahr keinen Gedanken daran verschwendet, wegen der bisher so tollen Entwicklung meiner Tochter, doch grübele ich in letzter Zeit doch oft darüber, dass sie unter anderem auch sehr eigensinnig ist, Rituale liebt und eben neuerdings dieses seltsame Sprechverhalten zeigt. Allerdings hat sie auch Fortschritte gemacht, zb. hatte sie früher vor Erwachsenen Angst, wohingegen sie jetzt auch mit Erwachsenen spricht.  Entschuldigen Sie bitte die Länge des Beitrags. Vielen vielen Dank im Voraus, und freundliche Grüße  Sarah  


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke nicht, dass das Sprechverhalten Ihrer Tochter Sie beunruhigen muss. Geschwister von Autisten haben in der Regel keine autistischen Züge. Ihre Tochter hat sich bislang ganz anders entwickelt als der Bruder. Es ist ganz normal, dass sie sich an ihrem älteren Bruder orientiert und ihn imitiert. Sie kann seine autistische Problematik nicht einschätzen. Er ist älter und damit Vorbild. Das können Sie akzeptieren. Sie erleben sicher auch, dass Ihre Tochter in vielen Situationen ohne Wiederholungen sprechen kann. Mit fortschreitender Entwicklung werden Sie mit ihr vermutlich darüber sprechen, welche Einschränkungen der große Bruder hat, die sie nicht teilt. Sprechen Sie Ihre/n Kinderarzt/ärztin auf das Thema an. Sie/er kennt vermutlich beide Kinder und kann das Verhalten Ihrer Tochter einschätzen. Die Schüchernheit Ihrer Tochter hängt wahrscheinlich mit der Eingewöhnung in den Kiga zusammen. Sich auf neue Menschen, Örtlichkeiten und Bedingungen einzulassen, ist eine große Anforderung für Dreijährige. Da treten vorübergehende Ängste oder Schüchternheit häufiger auf. Die Trennung von den Cousinen wird Ihre Tochter vermutlich nicht sehr belasten. Auch wenn sie oft von ihnen spricht. Dreijährige halten sich meist eher an die Menschen, die es in ihrem Umfeld gibt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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