Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Sohn aggressiv gegenüber Bruder/Eltern

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Sohn aggressiv gegenüber Bruder/Eltern

MaVo

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Hallo Frau Henkes, unser Sohn 4 3/4 ist gegenüber seinem kleinen Bruder 2 1/2 oft sehr grob, haut ihn, schupst ihn oder beißt ihn auch. Auch haut er uns ab und an. Grundsätzlich kann ich verstehen das wenn er wütend ist, weil er etwas nicht bekommt, was nicht klappt, sein kleiner Bruder was kaputt macht, dass er dann wütend wird, und er aktuell seine Wut zeigt durch Schreien/Weinen oder auch Hauen. Und auch das es zwischen Geschwister das einfach gibt. Ich versuch ihm als Papa dann immer zu erklären das ich verstehe das er wütend ist, das die Wut auch gerne raus darf, er bitte aber niemanden weh tut, sondern am besten auf den Boden stampft, nen Ball feste wirft, ein ein Kissen haut, etc.. Ich versuche ihm das auch nicht unbedingt immer in der Situation zu erklären, sondern danach oder einfach mal zwischendrin, da uns bewusst ist das er in der Situation dann "gefangen" ist, und eh nicht so richtig mitbekommt was wir sagen.  Aktuell wenn er wütend ist und mich z.B. versucht zu schlagen oder zu treten halte ich ihn kurz fest und sage ihm klar das wenn er nicht aufhört ich von ihm wegrutsche, und wenn das nicht klappt weil er nachkommt und nicht aufhört aus dem Raum rausgehe. Er weint dann oft nach mir und will das ich wieder komme, das mache ich nach kurzer Zeit dann auch immer wieder aber mit der klaren Info das wenn er weiter haut, etc. ich wieder wegrutsche/rausgehe und das jedes mal etwas länger. Das klappt mal mehr mal weniger gut, denke das aber noch im Rahmen.  Hier wäre die 1 Frage ist das ok so, oder sollte man hier noch was anderes versuchen? Denn wirklich Erfolg sehen wir keinen weil sich hier an seinem Verhalten nichts ändert. Was aber meine Frau und mich noch viel mehr stört ist, das er in Situationen in denen er gar nicht wütend ist, oder traurig, plötzlich einfach zu uns oder seinem kleinen Bruder geht und einfach mal "zuhaut" oder seinen kleinen Bruder schupst. Einfach ohne ersichtlichen Grund oder auch während dem Spielen obwohl gar nichts ist/war. Wir fragen ihn dann sofort warum er das denn macht, dass das weh tut und er das bleiben lassen soll, das stachelt ihn dann aber meist eher an es nochmal zu machen oder fester, anstatt das er es lässt oder uns sagt warum er das denn macht. Oder er haut auch seinen kleinen Bruder wenn ich zu dem Kleinen mal sage er soll das oder das bitte bleiben lassen, kommt der Große und Haut den Kleinen (mal fester mal weniger fest). So als würde er das von mir gesagte dem KLeinen nochmal mit "Gewalt" näher bringen wollen. Ich kann den Grundgedanken von ihm da sogar verstehen das er hier den Kleinen vielleicht "miterziehen" will, wir haben aber weder ihn noch seinen Bruder je gehauen oder sonstiges. Wir erziehen ihn und seinen Bruder mit relativ vielen Freiheiten und wenigen Regeln und versuchen zumindest von Strafen/Belohungen abzusehen sondern auf wenige Konsequenzen zu setzten. Und für beide gilt, obwohl sie unterschiedlich alt sind, die selben Regeln (soweit es für den kleinen verständlich ist) Ist das ganze Eifersucht? Aufmerksamkeit suchen? Oder doch was anders? Er zeigt das auch nur Zuhause, sonst ist er total schüchtern, traut sich wenig und ist ein extrem zurückhaltendes Kind (egal ob bei Oma/Opa, Kindergarten, Spielplatz, etc.. Da sagt er meist nichts, macht nichts, etc.) Und wenn ja was können wir denn hier tun? Wir schenken ihm eh schon soviel Aufmerksamkeit da er sich schwer tut alleine zu spielen, deshalb wird er eigentlich von mir und ab und an meiner Frau gefühlt dauerbeschäftigt.  Vielen lieben Dank   


Ingrid Henkes

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Guten Tag, das Verhalten Ihres Sohnes wird sicherlich durch verschiedene Faktoren verursacht. So beruht das aggressive Verhalten dem jüngeren Bruder gegenüber sicherlich auf der bestehenden Rivalität zu diesem, der ihn entthront und aus der Position des einzig geliebten Einzelkindes vertrieben hat. Zudem lernt Ihr Sohn gerade generell seine aggressiven Strebungen kennen, die allgemein menschlich sind. Kindern macht es zunächst durchaus Spaß, durch agierte aggressive Impulse, Wirkung zu erzeugen und sich mächtig zu fühlen, weil man durch das eigene Verhalten anderen schaden kann. Daher zeigt Ihr Sohn dieses Verhalten auch, ohne einen Konflikt mit Ihnen oder dem Bruder zu haben. Außerdem hat Ihr Sohn gelernt, dass seine Aggressivität ihm Ihre Aufmerksamkeit sichert. Den sozial angemessenen Umgang mit seinen aggressiven Impulsen muss Ihr Sohn erst lernen. In dieser Phase hilft es Kindern, wenn sie erleben, dass die Eltern ihnen gewachsen sind. Ihr Sohn braucht die Erfahrung, dass Sie ihn wirkungsvoll begrenzen können, ihm aber seine Impulse nicht verübeln, so dass Ihre gute Beziehung nicht darunter leidet. Für Ihren Sohn ist es besser verständlich, wenn Sie ihm sagen, dass er aufhören muss zu treten o.ä.. So kann er lernen, was Sie von ihm erwarten. Wenn-dann -Formulierungen zeigen diese Wirkung oft nicht. Es ist auch wichtig, dass nicht Sie aus dem Raum gehen, wenn Ihr Sohn Sie angreift. Er kann nicht bleiben, wenn er andere schädigt. Selbstverständlich kann er sofort zurückkommen, wenn er sich beruhigt hat. Dies ist ein Lernprozess, der Zeit benötigt. Ihr Sohn wird ihn jedoch mit Ihrer geduldigen Führung bewältigen und seine aggressiven Strebungen zunehmend in sozial anerkanntere umwandeln können. Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass Sie ihm das zutrauen. Wenn er sich kompetent fühlt, kann er vermutlich auch seine Schüchternheit besser bewältigen. dabei hilft ihm auch die zunehmende Entwicklung des Selbstwertgefühls. Sie müssen einen fast Fünfjährigen nicht ständig beschäftigen. Das könnte ihn sich selbst als klein und abhängiger als nötig erleben lassen. Trauen Sie ihm zu, dass er sich selbständig eine Beschäftigung sucht, die ihm Freude macht.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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