Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind 3,5 Jahre sehr aggressiv

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kleinkind 3,5 Jahre sehr aggressiv

Babymama567

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Sehr geehrte Frau Dr. Henkes! Wir haben einen 3,5 jährigen Sohn, der schon immer ein schwieriges Temperament hatte. Schon als Baby waren wir nächtelang wach, weil er stundenlang geschrien hat oder später dann stundenlang nachts Stühle durch die Wohnung geschoben hat. Mit 14 Monaten ging es dann los mit extrem häufigen Wutanfällen, mehrmals am Tag. Such heute stehen Wutanfälle noch an der Tagesordnung. Oft auch wegen Nichtigkeiten, wie zum Beispiel ein Spiel, das nicht so funktioniert wie er es möchte. Oder er hat ein neues Shampoo bekommen, das dann jemand in die Dusche gestellt hat, obwohl er es am Badewannenrand stehen haben wollte. Jetzt wird er aber auch täglich aggressiv uns Eltern, aber auch Kindern gegenüber. Generell ist er immer extrem aktiv und hält sich so gut wie gar nicht an unsere Regeln. Auch im Spiel ist er zb oft grob. Aber vor allem auch, wenn ihm etwas nicht passt. Er schlägt uns dann einfach. Leider auch immer öfter auf andere Kinder. Letztens waren wir am Spielplatz und er hat ein Mädchen grundlos geschubst. Besonders schlimm ist es, wenn er am Spielplatz gerade etwas benützen möchte und dann kommt ein anderes Kind und möchte ebenfalls dieses Gerät benützen. Dann wird geschrien und geschlagen, geschubst... Ich versuche schon immer nah dran zu stehen um zu verhindern, dass ein anderes Kind geschlagen wird. Meistens gelingt es mir auch, aber manchmal geht es einfach zu schnell. Weder Schimpfen, noch Erklärungen, warum man nicht hauen darf, haben bisher etwas gebracht. Aus der Kinderkrippe habe ich nie Beschwerden gehört, aber hin und wieder selbst beobachtet, dass mein Sohn damals dort geschubst wurde von größeren Kindern. Oder auch, dass er jemand geschubst hat etc.. Davon wurde mir allerdings nie berichtet. Das waren immer Zufallsbeobachtungen. Ab morgen wechselt er dann in den Kindergarten. Bin mir jetzt auch nicht so sicher ob es mit der Krippe einen Zusammenhang hat. Ich kann auch keinen Zeitpunkt benennen wo es angefangen hat. Er war vom Temperament her eigentlich schon immer etwas "extremer". Wir sind wirklich mit unserem Latein am Ende. Wir unternehmen viel mit ihm und ich versuche wirklich mein Bestes, aber es wird einfach nicht besser. Ist das überhaupt noch normal? Ich mache mir wirklich Sorgen. Vielen Dank und liebe Grüße   


Ingrid Henkes

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Guten Tag, das Verhalten Ihres Sohnes ist ganz normal. Er muss einen sozial angemesseneren Umgang mit seinen aggressiven Impulsen erst lernen. Im Laufe der ersten Lebensjahre lernen Kinder diese aggressiven Strebungen bei sich kennen. Sie gehören ja zum Menschen dazu. Ihr Sohn kann sie aber noch nicht integrieren, sondern setzt seine Impulse sofort in Handlung um. Das ist in diesem Alter durchaus üblich. Außerdem macht es Kindern in diesem Alter oft Spaß, ihre Wirkmächtigkeit durch das Ausleben ihrer Aggressionen zu erleben. Frustrationen versetzen Ihren Sohn in Wut, die er mit aggressiven Handlungen auslebt. Frustrationstoleranz muss er mit Ihrer Hilfe erlernen. Schimpfen und Erklärungen helfen nicht. Ihr Sohn fordert von Ihnen aktiv Grenzen ein. Hindern Sie ihn an daran, seine Impulse in die Tat umzusetzen. Sie können ihn festhalten oder aus der "Gefahrenzone" bringen. Trösten Sie ihn, weil er seinen Willen nicht bekommen kann. Das ist für Dreijährige eine frustrierende Erfahrung, der Kinder sich hilflos ausgeliefert fühlen. Es hilft Ihrem Sohn, wenn er sich von Ihnen verstanden fühlt. Versuchen Sie ruhig und geduldig aber konsequent seine Angriffe zu verhindern. Wenn er sich beruhigt hat, können Sie mit ihm über den Konflikt sprechen. Ihr Sohn braucht starke Eltern, die sich ihm gewachsen zeigen und sich von seiner kindlichen Wut nicht erschüttern lassen. Wenn Ihr Sohn spürt, dass die gute Beziehung zu Ihnen unter seinen Angriffen nicht leidet, gibt ihm das Sicherheit. Er kann sich dann leichter an Ihnen orientieren und Ihren gesetzten Grenzen und Regeln folgen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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