Frage: Temperament oder erworbene Merkmale?

Lieber Dr. Posth, eine Beschreibung unserer knapp 5-jährigen Tochter: intelligent, kreativ, phantasievoll, eher introvertiert; draußen zurückhaltend bis schüchtern; zu Hause eher wild, ausgelassen teilweise Grenzen testend, ist seit jeher ziemlich auf mich (die Mama) fixiert. Weinte als Baby sehr, sobald ich einige Meter wegging, fremdelte ausgeprägt. Loslösung – irgendwie erst jetzt so langsam. Obwohl Papa immer engagiert, liebevoll zugewandt und viele gemeinsame Unternehmungen. Trotzdem: immer noch oft lieber die Mama, wenn sie die Wahl hat. Sie hat eine allerbeste Freundin. Im KIGA hängen die beiden extrem aufeinander. Spielen lt. Erzieherin kaum mit Anderen. Wenn Freundin krank ist, spielt unsere Tochter eher allein oder mit Erzieherin. Privat spielt sie nach Anwärmphase durchaus mit anderen Kindern. Meine Frage: Was davon liegt in ihrem Temperament und wo ist evtl etwas schief gelaufen (insb. Die verzögerte Loslösung macht mir Gedanken). Besten Dank für Ihre Einschätzung

Mitglied inaktiv - 17.06.2013, 08:41



Antwort auf: Temperament oder erworbene Merkmale?

Hallo, angeborenes Temperament und Entwicklung des Bindungsverhaltens gehen im Rahmen der Eltern-Kind-Beziehung mit den Jahren eine eng vezahnte Verbindung ein, so dass im Verhalten nachher schwer erkennbar ist, was zum einen gehört und was zum anderen. Das hat dazu geführt, dass die Temeperamentsforschung aus der Bindungsforschung lange Zeit herausgedrängt worden ist. Erst jetzt fängt man wieder an, Bindung im Zusammenhang mit Temperament zu sehen. Ich meine, diese beiden persönlichkeitsbildenden Elemente in der frühkindlichen Entwicklung hängen viel enger miteinander zusammen als bisher vermutet und so habe ich auch in meinem neuen Buch aufgeschlüsselt. Insofern fällt es mir schwer, aus der Verhaltensbeschreibung Ihrer Tochter heraus zu lesen, was Folge der eingegangene Bindung ist und was ihr angeborenes Temperament. Aber solange eine Kind ein ausgewogenes Selbst entwickelt und sich emotional und sozial altersgerecht und glücklich erweist, solange ist diese Unterscheidung müßig. Fixierung auf eine einzige enge Freundin ist z.B. ein ziemlich normales Phänomen eher introvertierter Kinder. Da bedarf es keiner zusätzlichen Bindungsanalyse. Sicher könnte man weiter interpretieren, wenn ein solches Kind keine optimale Loslösung erlebt, könnte diese Erfahrung das erstere Verhalten verstärken. Aber an der Sache ändert das nichts, außer, dass Sie zu dem Schluss kommen, die Loslösung zu verbessern, was ich Ihrem Fall auch empfehlen würde. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.06.2013



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