Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Niedrige Frustrationstoleranz / Verhalten in der Kita

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Niedrige Frustrationstoleranz / Verhalten in der Kita

Madinina

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Guten Morgen Herr Dr. Nohr, unsere Tochter ist 28 Monate alt. Sie ist von Geburt an ein sehr waches, aufmerksames Kind, das wenig Schlaf braucht und gerne beschäftigt ist/wird. Sie ist ein absolutes Wunschkind und bisher Einzelkind, was dazu geführt hat, dass sie auch der Dreh- und Angelpunkt bei uns ist. Wir haben beide immer dafür gesorgt, dass ihre Bedürfnisse möglichst sofort befriedigt werden. Es war allerdings auch von Anfang an so, dass sie dermaßen laut schreien kann - man bekam es fast mit der Angst zu tun und hat dann hektisch dafür gesorgt, dass das Kind zufrieden ist. Soviel zu den Rahmenbedingungen - sicher hat unsere Inkonsequenz ihren großen Teil dazu beigetragen, dass unsere Kleine heute sehr schwierig ist. Die Kita (sie geht seit einem halben Jahr für 35 Stunden) hat uns nun schon mehrfach auf die mangelnde Frustrationstoleranz angesprochen. Sie akzeptiert kein "Nein", will immer die erste sein (z.B. beim Wickeln). Eine Zeit lang hat sie mit dem Kopf auf den Boden geschlagen, wenn es nicht SOFORT ging - oder aber, wenn ihr selbst etwas nicht gelingt. Daran verzweifelt sie regelrecht, sie ist dann ganz aufgelöst. Natürlich versuchen wir seit einiger Zeit daran zu arbeiten... dass sie lernt zu warten, nicht immer die erste sein kann, etc. Wir bemühen uns, mit der Kita an einem Strang zu ziehen. Es war oft leider ein Teufelskreis aus chronischer Übermüdung bei uns Eltern, und somit kein Aushalten von lauten Protesten und Wutanfällen. Wir bereuen das heute, wussten uns aber damals nicht zu helfen. Dazu kommt, dass viele Emotionen mit einer Urgewalt auf sie einprasseln, dass sie oft damit überfordert ist. Sie weint bei bestimmten Liedern, auch dann, wenn sie positiv berührt ist. Die schöne heftige Emotion ist unbekannt und kann erst mal nicht verarbeitet werden (das habe ich auch, weine oft bei Musik). Sie hat einen ausgezeichneten Wortschatz, spricht ganze Sätze. Versteht extrem gut Zusammenhänge und hat ein außerordentliches Langzeitgedächtnis. Kurzum: wir lieben sie, wie sie ist. Sie hat eine klare Vorstellung und einen starken Willen, ist sehr emotional und empathisch. Unser Kinderarzt hat auf mehrmaliges Nachfragen hin gesagt, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, sie bräuchte einfach Zeit um den Umgang mit Frust zu erlernen. Unsere Vermutung ist, dass sie kognitiv viel weiter ist, als emotional. (Der Entwicklungsbogen in der Kita für 1-3 Jährige ist fast komplett gefüllt). Ich wende mich an Sie, weil ich gerne Ihre Einschätzung hätte. Ich habe versucht, ein möglichst gutes Bild von unserer Situation wiederzugeben. Natürlich wissen wir, dass wir Grenzen ziehen müssen und konsequenter sein müssen. Wir haben auch bald einen Termin bei einer Beratungsstelle. Mich beschäftigt aber immer der Gedanke, ob da noch was anderes dahinter stecken könnte? Besten Dank im Voraus und liebe Grüße.


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Sie haben eine gesunde, wache und aufmerksame Tochter mit einem ausgeprägten Willen. Sie geht 35 Std. in der Woche, also eine ziemlich lange Zeit, in die KiTa seit sie fast 2J. war. Und das nach der Prinzessinnenzeit zu Hause. Das war ein harter Übergang, vielleicht auch eine Überforderung, sicher eine einschneidende Veränderung. Da überrascht es mich gar nicht, dass sie nicht einfach pflegeleicht ist und alles akzeptiert. Also das könnten Gründe sein. Da der Ablauf jetzt so war, geht es darum, helfend einzugreifen. Das ist m.E. auch der Job von Erzieherinnen, die mit solchen Verhaltensweisen umgehen können sollten. Aber oft sind sie allein schon von der Menge der zu versorgenden Kinder überlastet. Ich könnte jetzt allgemeine Vorschläge zum Umgang damit machen, die sind aber oft zu unspezifisch. Da sie einen Beratungstermin haben, dort sowohl sie als auch ihre Tochter sein werden, würde ich das Gespräch dort abwarten. Je nach Ergebnis können sie auch gerne hier wieder fragen. Dr.Ludger Nohr


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