weekend
Unsere Tochter ist jetzt 2 Jahre und 8 Monate alt. Sie war schon immer ein "Mamakind", aktuell ist es aber mal wieder ganz schlimm. Der Papa darf gar nichts machen, er kann sie häufig nicht trösten und nachts ist es aussichtslos, dass er zu ihr geht, wenn sie wach wird, da schreit sie sich immer weiter in Rage (und wach). Es gab mal eine kurze Phase mit reichlich einem Jahr, als er sie abends ins Bett bringen konnte, aber seitdem verlangt sie immer nach mir. Ich hatte 12 Monate Elternzeit, 2 Monate gemeinsam, mein Mann hat Vollzeit gearbeitet, war aber praktisch täglich da, hat immer auch alles gemacht (wickeln, füttern usw.), er spielt viel mit ihr. Seit März vergangenen Jahres sind wir beide im Home-Office und auch die Betreuung im Lockdown war ca. 50:50, er ist also sehr präsent. Es gibt Phasen, in denen es besser ist, aber gleichberechtigt akzeptiert sie uns nicht einmal annähernd. Es ist für meinen Mann natürlich sehr verletztend, dass sie ihn so ablehnt, und für mich extrem anstrengend, gerade auch nachts, wenn sie dann mal wieder 1h oder länger zum wiedereinschlafen braucht. Gerade wütet sie seit 1,5h wieder durch die Wohnung, weil der Papa heute Urlaub hat und ich (im Home-Office) arbeite. Haben Sie Tipps, wie wir erreichen können, dass sie uns gleichberechtigt(er) annimmt?
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, je jünger die Kinder sind, desto mehr ist noch der Unterschied in der Nähe des ersten LJ bedeutsam für die Vertrautheit und Nähe der Beziehung. Viele Väter beklagen sich darüber, dass sich das nicht schnell ändert, obwohl sie sich doch viel um das Kind kümmern, es ist also nichts Ungewöhnliches. Diese größere Vertrautheit ist eine Empfindung/Erfahrung, also nichts, was man einem Kind erklären oder mit ihm besprechen könnte. Es entspricht noch der Erfahrung des Kindes, ist für dieses also ein Faktum und auch nachvollziehbar. Diese Grundvertrautheit zur primären Bezugsperson zeigt sich gerade in "stressigen" Situationen deutlicher noch als sonst. Entscheidend für die weitere Bindungsentwicklung vom Vater zum älter werdenden Kind ist, dass er sich jetzt eben nicht kränkend lässt oder sich schmollend zurückzieht, sondern seine Angebote aufrecht erhält, auch wenn er immer mal wieder als "nicht genügend" zurückgewiesen wird. Zuneigung kann man weder erzwingen noch einfordern, sie ist eine Reaktion und ein Geschenk. Die Erfahrung eines Vaters, der nur nett ist, wenn man es auch ist, ist keine ausreichende Beziehungserfahrung. Auch wenn es für die Väter nicht einfach ist, müssen sie diese Zeiten gut überstehen, um in den Genuss besseren Kontakts zu kommen. Und ihre Zeit kommt noch, in der sie sogar bevorzugt werden. Es geht also darum sich nicht (wie vielleicht in Erwachsenenbeziehungen) reaktiv zu verhalten, sondern zu schenken. Dann wird sich die Gleichberechtigung (nicht Gleichheit, Eltern haben immer unterschiedliche Bedeutung) mit der Zeit einstellen können. Dr.Ludger Nohr
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