sunny160
Guten Tag Frau Henkes, mein Sohn (fast 4) war bisher Corona bedingt noch nie im Kindergarten. Vor 6 Monaten haben wir nochmal Nachwuchs bekommen. Er ist sehr liebevoll zu seiner Schwester und beschäftigt sich gerne mit ihr. Vorher war natürlich der komplette Fokus auf ihm, nun geht das leider nicht mehr und daran hat er zu knabbern. Sobald er zu wenig Aufmerksamkeit bekommt fängt er an zu sagen, dass er Bauchschmerzen hat, ihm was anderes weh tut oder das er nicht mehr laufen kann und getragen werden muss. Mir fällt es zunehmend schwerer damit umzugehen und auch richtig einzuschätzen wann ihm wirklich was fehlt. Wie gehe ich damit am besten um? Ich wird dann auch (gespielt?) sehr traurig. Ich versuche wirklich so viel es geht mit ihm zu machen, aber ich muss mich halt auch um seine Schwester und den Haushalt kümmern. Wie helfe ich ihm da am besten raus? Vielen Dank
Guten Tag, Ihr Sohn muss die übliche Entthronung durch die Schwester sicherlich immer noch verkraften und verarbeiten. Für Vierjährige ist es sehr schwer, sich die Liebe der Eltern plötzlich mit jemandem teilen zu müssen, weil sie noch nicht wissen, dass Liebe unteilbar ist. Immerhin verhält sich Ihr Sohn sehr zugewandt und liebevoll zur Schwester. Das ist nicht selbstverständlich, wie Sie auf dieser Seite vielleicht schon gelesen haben. Aber irgendwo muss er seine in dieser Situation entstandene Angst vor Liebesverlust von den Eltern ja lassen. Für manche Kinder ist da das gespielte Kranksein ein Weg. Sie schreiben, dass Sie nicht wissen, ob ihm wirklich etwas fehlt. Sie können das ruhig ernstnehmen. Wenn er z.B. Bauchweh hat, fehlt ihm etwas, nämlich Aufmerksamkeit und die Sicherheit, geliebt zu werden wie zuvor. Sie können also einmal so reagieren, als wenn er Bauchweh hätte. Kranke Kinder werden ja oft besonders umsorgt. Das schafft Ihrem Sohn eine erste Entlastung. Sie können mit ihm aber auch besprechen, dass er oft über Bauchweh klage, seit die Schwester dasei. Dann können seine Sorgen deswegen thematisiert werden und Sie können Ihren Sohn beruhigen. Wichtig wäre es sicher auch für Ihren Sohn, dass er jetzt besondere Aufmerksamkeit bekommt, indem Sie ihn als Großen aufwerten. Er kann besondere kleine Aufgaben übernehmen, mit denen er Ihnen sehr hilft. Er benötigt auch viel Lob dafür, dass er Ihnen mit der kleinen Schwester so hilft. Wenn Ihr Sohn auf diese Weise eine zeitlang genügend gute Erfahrungen gemacht hat, kann er verinnerlichen, dass die Schwester ihm nichts wegnimmt. Das wird ihm Sicherheit geben und er kann das vorgebliche Kranksein wieder aufgeben. Alles Gute Ihnen Ingrid Henkes
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