Curcuma
Lieber Herr Dr. Nohr, angeregt durch eine heutige Frage ("Aufregen": https://www.rund-ums-baby.de/experten/entwicklung-von-babys-und-kindern/Aufregen_4750.htm) interessiert mich, ab wann man bei Kindern mit Erziehung anfängt. Es heißt ja, "ein Baby kann man nicht verwöhnen", aber ab wann würde sich das ändern? Mein Sohn ist 11 Monate alt. Ich nehme an, dass er in dem Alter noch nicht manipulieren oder Einsicht haben kann, es also noch zu früh für Erziehung ist? Mein Sohn zieht sich seit einigen Wochen hoch auf die Füße; am liebsten an mir. Danach möchte er hochgenommen werden auf meine Arme. Ich kann/möchte nicht jedes Mal stehenbleiben, wenn er signalisiert, dass er sich gerne aufrichten möchte (süß mir ein Ärmchen entgegenreckend, so dass das Mutterherz am liebsten jedes Mal gerne mitmachen würde), denn dann würde ich den ganzen Tag nur noch als Aufstehutensil und Taxi fungieren. Hat das auf die Bindung eine Auswirkung, wenn ich ihn mal sitzen lasse und er frustiert (kurz) weint? Ist das schon Erziehung, dass er nicht jedes Mal seinen Willen bekommt? Weitere Situationen: etwas wegnehmen, was gefährlich ist; ihn von etwas abhalten oder aber etwas tun müssen, was er deutlich missbilligt (festhalten, weil sonst die Windel nicht angezogen werden kann; Zähne putzen, ...). Erklären kann man es in dem Alter ja noch nicht.
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, m.E. beginnt Erziehung am ersten Lebenstag, wenn man sie nicht nur als Erklärung und Verbote ansieht, sondern vor allem als Haltung und Vorbild. Das meiste lernen die Kinder am Vorleben der Eltern und später der erweiterten Umgebung. Erklärungen können das begleiten und einordnen helfen, haben aber bei weitem nicht die Wirkung wie die eigene Erfahrung. Die Erfahrung, die Ihr Kind gerade macht und machen muß ist, dass nicht jederzeit alle Wünsche erfüllt werden können. Das kann und wird auch Frustration und Ärger auslösen, belastet auch in dem Moment die Beziehung, stellt sie aber nicht in Frage (und auf die Dauer stabilisiert das Überwinden von schwierigen Situation die Beziehung sogar). Es wäre sogar ein falsches Signal an das Kind, wenn die Mutter keine Grenzen hätte. Irgendwann würde und müsste dann die Enttäuschung kommen. Es geht also immer um ein gemeinsames Maß, was sicher anfangs mehr von den Kindern bestimmt wird und dann immer mehr gemeinsam gestaltet wird. Dr.Ludger Nohr (s. auch den Text zum Thema Bindung auf dieser Seite)
Curcuma
Vielen Dank für Ihre Einschätzung und die hilfreiche Sichtweise, welche Aspekte Erziehung alles beinhalten kann!
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