BibiBi
Sehr geehrte Frau Henkes, meine Tochter ist 2 Jahre alt und ich mache mir Sorgen um ihre emotionale und soziale Entwicklung. Sie war schon immer zurückhaltend und sehr vorsichtig bei Fremden, klebte sich ganz fest an mir, auch zu den Kindern suchte sie keinen Kontakt. Ich habe mir immer ihr Verhalten erklären können, da ich auch so eine Person bin, die mehr Zeit braucht, um aufzutauchen. Ich habe sie verstanden und sie angenommen wie sie war, habe sie um nichts gezwungen. Aber im Moment reagiert meine Tochter in neuen (aber auch bekannten) Situationen extrem panisch. Z.B wenn wir einen Arzttermin haben (mussten wir einen schon abbrechen, weil sie so arg geweint hat) oder im Kindergarten beim Aufnahmegespräch ist dasselbe passiert. Sie weint, schreit, lässt sich nicht beruhigen, ist irgendwie blockiert und will nur aus der Situation raus. Wir haben dienstags eine Spielgruppe bei uns im Dorf besucht, aber da weint Iris jetzt auch nur und ich habe entschieden eine Pause zu machen. Auf dem Spielplatz möchte sie lieber alleine sein und wenn noch ein Kind kommt, weint sie und möchte gehen. Im Supermarkt darf sie keiner ansprechen, da fängt sie wieder an zu weinen... Ich bin ein bisschen verzweifelt und habe tausend Fragen. Wie könnte ich sie stärken? Ist sie jetzt in einer Fremdeln phase, die irgendwann aufhört? Mache ich etwas falsches? Ist so ein Verhalten normal bei einem 2 jährigen? Ende August sollen wir die Eingewöhnung im Kindergarten anfangen, aber so wie sie jetzt reagiert zeigt mir, dass es vielleicht doch zu früh ist. Vielleicht noch eine Info zu unsere Familie: Iris hat nur mich und ihren Vater als Bezugspersonen, da der Rest unserer Familie in Rumänien ist. Ich würde mich riesig freuen, wenn Sie Ihre Meinung dazu schreiben können und mir vielleicht ein paar Tipps geben. Freundliche Grüße Bianca
Guten Tag, Sie schreiben dazu nichts. Aber ist es möglich, dass Ihre Tochter zuhause eine andere Sprache spricht, während sie außerhalb der Familie deutsch hört? Das könnte eine Verunsicherung bedeuten, die sich mit dem weiteren Spracherwerb auswächst. Zudem schreiben Sie, dass Sie auch eher schüchtern sind. Ihre Tochter nimmt Ihre Art der Kontaktgestaltung wahr und wird sich zunächst daran orientieren. Das ist auch völlig in Ordnung so. Sie machen bestimmt nichts falsch. Wichtig ist, dass Sie die Angst Ihrer Tochter akzeptieren und nicht darüber hinweggehen. Ihre Tochter ist erst zwei Jahre alt. Da muss das Selbstwertgefühl sich erst noch entwickeln, um Kinder für den Kontakt zu anderen zu stabilisieren. Gestalten Sie möglichst viele Situationen, in denen Ihre Tochter merkt, was sie schon alles kann. Lassen Sie sie helfen und ausprobieren und loben Sie sie immer dafür, wie gut sie das macht und wie toll sie für Sie ist. Wenn Ihre Tochter spürt, wie großartig sie für Sie ist, kann sie sich selber besser annehemn und so selbstsicherer werden. Das erleichtert ihr dann auch Kontakte zu anderen. Die Frage nach der Normalität des beschriebenen Verhaltens stellt sich eigentlich nicht. In diesem Alter entwickelt sich jedes Kind noch sehr individuell und in seinem Tempo. So sind auch nicht alle Kinder reif für den Kiga. Sie können nur ausprobieren, ob Ihre Tochter sich auf den Kiga einlässt und müssen ansonsten den Versuch wieder abbrechen. Zu Ihrer familiären Situation möchte ich mich gerne kurz äußern. Die erweiterte Familie fehlt sicher nicht nur Ihrer Tochter sondern auch Ihnen. Vielleicht können Sie im Freundes- und Bekanntenkreis Menschen finden, die Ihre Wahlverwandten werden. Wenn Ihre Tochter merkt, dass Ihre Eltern guten Kontakt zu anderen Menschen pflegen, wird ihr die Kontaktaufnahme sicher auch selbstverständlicher werden. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
BibiBi
Vielen Dank für Ihre Antwort! Ja, wir sprechen Zuhause rumänisch. Jedoch lese ich ihr auf Deutsch vor oder wir singen manchmal deutsche Kinderlieder. Seitdem sie auf der Welt ist, habe mit ihr auch alle möglichen Kurse und Spielgruppen besucht, damit wir beiden Kontakt zu Menschen haben und sie auch in Berührung mit der deutschen Sprache zu kommen. Sie merkt aber bestimmt jetzt mehr als früher den Unterschied zwischen Sprachen und ich muss noch dazu erwähnen, dass sie manchmal kein Deutsch hören möchte. Wenn ich anfange, ihr etwas auf Deutsch zu sagen, sagt sie "nu, nu mama" was "nein" bedeutet. Und ich habe noch ein Beispiel von gestern. Da die Aufnahmegespräch im Kindergarten nicht gelungen war, hat uns die Erzieherin Zuhause besucht. Wir dachten vielleicht ist Iris dann entspannter und sie können ein wenig interagieren. Aber Iris wollte nur auf meinem Arm und hat wieder viel geweint... Später waren wir bei einer Schneiderin, die rumänisch spricht. Da war Iris fröhlich und entspannt und wollte sogar bei der Frau auf dem Arm, obwohl sie die Frau nicht so gut kennt. Wir waren nur noch einmal bei ihr im Dezember. Dann habe ich auch überlegt, dass vielleicht die Sprache auch eine Rolle spielt. Vielen Dank für Ihre Tipps! Ich werde mehr auf ihr Selbstwertgefühl achten. Ich glaube, sie weiß, dass ich sie toll finde! Zuhause ist sie ein fröhliches Kind, spielt gerne, ist neugierig und manchmal laut und wir machen ganz viel zusammen. Freundliche Grüße Bianca
Guten Tag, vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich finde es sehr wichtig, dass Sie mit Ihrer Tochter Ihre Muttersprache sprechen. Sie wird später rasch deutsch lernen. Aber zur Zeit setzt sie vermutlich deutsch sprechen mit fremd sein gleich. Das zeigen auch Ihre Beispiele. Fremd ist aber noch ängstigend für Ihre Tochter. Auch wenn sie erst zwei Jahre alt ist, besprechen Sie das ruhig mit ihr. Die Schneiderin war erst auch fremd, obwohl sie rumänisch spricht. Dann hat Ihre Tochter sie kennengelernt und jetzt ist sie nicht mehr fremd. Das geht auch mit deutsch sprechenden Menschen so. Alles Gute Ingrid Henkes
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