Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Bindung zum Kind

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Bindung zum Kind

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Hallo Herr Dr. Nohr, Meine Tochter ist jetzt 19 Monate alt. Es ist ein absolutes Wunschkind, das ich nach vielen Jahren Kinderwunsch bekommen habe. Die Schwangerschaft war ab dem 6. Monat schwierig. Ich hatte zeitig Wehen, war lange im Krankenhaus und mußte viel liegen. Es war eine natürliche aber lange und schwierige Geburt. Sie hatte die ersten 2 Monate sehr viel geschrien, trotzdem hatte ich sie kaum auf den Arm genommen, weil die Hebamme uns vor der Geburt die Tipps gegeben hatte, wenn das Baby weint, hingehen und zeigen dass man da ist, die Hand halten aber nicht gleich rausnehmen, nach dem Stillen noch kurz kuscheln und dann wieder hinlegen, dass es schlafen kann. So hatte ich es auch gemacht. Ich hatte sie nur wenig getragen, hatte sie nicht auf meinem Bauch schlafen lassen.....Ich bin natürlich hingegangen wenn sie geweint hatte aber habe versucht sie im Wagen oder Bett zu beruhigen. Mein Mann hatte sie mehr getragen, wenn er von Arbeit kam, weil ich nicht mehr konnte und sie sich nicht anders beruhigen ließ. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich vielleicht etwas falsch gemacht habe. Gestillt hatte ich leider nur 6 Wochen, weil dann die Milch zu wenig wurde. Ich war oft genervt und überfordert, weil sie so oft weinte. Ich war dann auch mit ihr im SPZ zur Sprechstunde für Schreibabys. Mir wurde gesagt, dass sie ein sehr aufmerksames Kind sei, welches mit den vielen Eindrücken überfordert sei und sie brauche einen strukturierten Tagesablauf. Es war schon als Baby so, dass sie sich etwas leichter von meinem Mann beruhigen ließ und sie war noch nie ein Mamakind. Ich war 1 Jahr mit ihr zu Hause und gehe jetzt 30 Stunden arbeiten und bin ab 14.30 uhr jeden Tag für sie da und beschäftige mich mit ihr, wobei sie sich auch gut alleine beschäftigen kann. Wenn ich mit ihr kuscheln möchte, wehrt sie sich meist dagegen aber sie ist allgemein kein Kuschelkind. Wenn sie krank ist, dann passen Schwiegereltern auf sie auf. Sie wohnen bei uns auf dem Grundstück. Mein Mann geht voll arbeiten und hat und verbringt nicht so viel Zeit mit ihr. Seit einigen Tagen ist es so, dass sie nicht zu mir möchte. Sie war 2 Tage bei meinen Eltern, ich hatte mich sehr auf sie gefreut als sie wiederkam aber sie wollte gleich auf Papas Arm , hatte geweint als ich sie begrüßen wollte und mich abgewiesen. Gestern war es so, dass sie nur hinter Papa hinterhergelaufen ist, wollte auf seinen Arm, wollte von ihm getröstet werden,wenn ich in ihre Nähe kam, ist sie weggelaufen, hat geweint und mich zurückgewiesen. Dann waren wir im Garten, ich wollte mit ihr spielen aber sie hat mich ignoriert und dort gespielt wo ich gerade nicht war. Hab ich mich zu ihr gesetzt, ist sie woanders hingegangen und hat dort gespielt. Dann sind Schwiegereltern durch den Garten gelaufen, da hat sie sich sehr gefreut, hat ihren Ball genommen und freudestrahlend zu Opa geworfen, ist dann noch zum Zaun gegangen und hat den beiden hinterhergesehen. Es war auch schon öfter so, dass sie auf Omas Arm bleiben wollte, wenn ich sie abholen wollte und hat geweint, wenn ich sie nehmen wollte und mich zurückgewiesen. Wenn Oma oder Papa weggehen oder an uns vorbeilaufen, weint sie, weil sie hinterher möchte. Bei mir macht sie das nicht, als wenn es ihr egal ist ob ich da bin oder nicht. Wenn sie Papa, Oma und Opa sieht, freut sie sich, bei mir nur bedingt.In der Kita ist es unterschiedlich. wenn ich sie abgebe, geht sie meist ohne sich zu verabschieden, ich denke, weil die anderen Kinder dann interessanter sind. Manchmal weint sie aber auch. Wenn ich sie abhole, freut sie sich und kommt meist freudestrahlend zu mir gelaufen. :-) Wenn ich morgens in ihr Zimmer komme, freut sie sich auch nur bedingt, ich habe das Gefühl, dass sie jemanden anderes erwartet und enttäuscht ist, wenn nur ich es bin. Mein Mann meint, ich bilde mir das alles nur ein, dass sie mich auch lieben würde und dass ich zu viel erwarten würde. Dass das ganz normale Phasen seien. Naja, vielleicht ist es auch so. Ich bin ein ruhiger Typ und schnell gestreßt, wobei ich versuche, dies nicht meiner Tochter zu zeigen und gehe immer liebevoll mit ihr um. Ich mache mir auch immer und über alles Gedanken. Mein Mann ist ein lockerer und aktiver Typ und im Umgang mit ihr eher gelassen. Unsere Tochter ist auch sehr aktiv. Vielleicht findet sie das interessanter? Ich bin z.Z. etwas angespannt, weil es auf Arbeit nicht gut läuft. Es bricht mir das Herz, wenn sie weint, wenn sie mich sieht. Woran könnte ihr Verhalten liegen? Hat sie keine gute Bindung zu mir? Hat sie kein Vertrauen? Fühlt sie sich bei mir vielleicht nicht sicher? Merkt sie meine derzeitige Unzufriedenheit, so dass sie sich andere Menschen sucht? Oder ist es normal und nur eine Phase? Kann es mit der Anfangszeit (Säuglingszeit) zusammenhängen? Was sollte ich ändern? Wie sollte ich mich verhalten? Soll ich sie in der beschriebenen Situation eher in Ruhe lassen? Ich bin total verzweifelt. Ich habe solche Angst, dass ich etwas falsch gemacht habe und wir keine gute Bindung haben. Viele Grüße


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Zu dem was bisher wa, welche Ratschläge sie bekommen haben usw. liesse sich viel sagen, aber das bringt jetzt nicht weiter. Dann ist es beruhigend zu hören, dass sie sich freut, wenn sie sie von der KiTa abholen. Ihr Kind ist in einer Phase, in der es auch die Löslösung testet. Man könnte es übersetzen in "magst du mich auch noch, wenn ich dich abweise?". Es ist also wichtig, dass sie sich immer wieder anbieten (nicht aufdrängen), nicht selbst gekränkt oder abweisend reagieren, ihr den Spielraum und die Wahl lassen, auf ihr Angebot einzugehen oder nicht. Und natürlich dürfen sie auf den Arm nehmen, nicht nur zum beruhigen! Was ich meine ist, dass sie sich körperlich und seelisch so aufmerksam und zugewandt wie möglich zur Verfügung stellen und sich nicht durch das Verhalten ihrer Tochter verunsichern lassen. Das stabilisiert und schafft Vertrauen. Bindung kann zu jeder Lebensphase verbessert werden. Dr.Ludger Nohr


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