Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Ausgeprägte Wutanfälle noch "normal"?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Ausgeprägte Wutanfälle noch "normal"?

Mellorine

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Guten Morgen, meine Tochter ist 3,5 Jahre alt. Sie war schon immer sensibel und ist schüchtern/zurückhaltend. Besonders außerhalb von Zuhause. Sie hat vermehrt Wutanfälle / Schreianfälle. Langsam zweifel ich daran, ob es wirklich noch "im Rahmen" ist. Wutanfälle sind ja Situationen, in denen Kinder z.B. nicht bekommen was sie wollen, sich wütend auf den Boden schmeißen, evt hauen oder Gegenstände schmeißen / kaputt machen. Das haben wir nicht. Hauen und Dinge kaputt machen war noch nie ein Thema. Bei uns ist es so, dass die Kleine los schreit, wenn sie etwas nicht schafft oder etwas selbst machen wollte, was ich ihr versehentlich abgenommen habe, das Kissen nicht richtig liegt o.ä. Sie hat momentan fast täglich Schreianfälle, wo sie laut schreit/weint und nicht mehr aus diesem Anfall heraus kommt. (Sie sagt dann auch, dass sie sich nicht beruhigen kann) nach 20 Minuten ist es meistens vorbei und sie ist erschöpft vom weinen und kann mir meistens nicht erklären, was nun das Problem war. Seit Corona ist es noch mehr ausgeprägt. Ich habe einen Artikel über hochsensible Kinder gelesen und das trifft sehr auf sie zu. (immer der gleiche Ablauf, Probleme mit Veränderungen, vermehrte Wutanfälle, sehr schüchtern, schnell überreizt, meidet Menschenmassen, spielt lieber ruhig, statt herum zu toben usw.) Wie kann ich unterstützen? Danke, LG


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Hallo, ich weiß, dass es oft hilft, wenn man einen Begriff für das Verhalten zu haben glaubt. Aber eigentlich ist das für unser Verhalten ziemlich egal wie das heißt. Es geht darum mit dem jeweiligen Verhalten umzugehen auf eine Weise, dass die Kinder gestärkt und ermutigt werden. Die "Schreianfälle" drücken ein Leid aus, sich einer Situation nicht gewachsen zu fühlen, sich hilflos und ohnmächtig zu erleben. Das Schlagwort dafür ist Frustrationstoleranz, also annehmen können, etwas noch nicht zu schaffen. Das lernen Kinder erst mit den Jahren und die, die ein etwas reduziertes Selbstwertgefühl haben, brauchen da länger und mehr Unterstützung. Es ist also erstmal wichtig zu akzeptieren, dass Ihre Tochter ist wie sie ist. Dann gilt es, ihr Selbstbewusst sein zu stärken, indem man sie ermutigt, Lösungen zu finden (und sich nicht von dem Geschrei ärgern oder ablenken lässt). Auch bei dem Geschrei müssen Sie nichts tun, aber Sie sollten bei ihr bleiben und so zeigen, dass Sie sich davon nicht distanzieren lassen. Geduldig und annehmend, liebevoll und klar sind die Adjektive, die diese Grundhaltung beschreiben und die man braucht, um diesen längeren Prozess hilfreich zu begleiten. Dr.Ludger Nohr


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