Trotzphase? wie gehe ich damit um?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Trotzphase? wie gehe ich damit um?

Hallo, meine Tochter ist gerade 2 jahre alt geworden und ist seit einigen monaten nicht mehr das liebe und umgängliche Kind was es mal war. Am Anfang konnte ich noch gut mit ihrem trotzen umgehen aber mitlerweile weiß ich nicht mehr ob ich das alles so richtig mache wie ich es mache weil ich das gefühl habe nichts fruchtet. Das Problem ist für mich einfach das meine Tochter im Spielkreis, bei oma oder einfach anderen Personen das liebste kind ist und sobald ich dann in den raum komme nur geschrei und grenzen austesten angesagt ist, woran liegt das und was kann ich dagegen machen? Dann habe ich noch das Problem das sie auf KEIN nein hört. und ich weiß nicht wie ich dann darauf reagieren soll? Danke schon mal im vorraus

Mitglied inaktiv - 28.09.2011, 22:26



Antwort auf: Trotzphase? wie gehe ich damit um?

Hallo _sheepi_ Sie sind und bleiben nun mal für Ihre Tochter die vertrauteste Bezugsperson. Sie weiß genau, dass Sie sie auch dann noch lieben und verstehen, wenn sie sich mal nicht wie erwünscht und angepasst verhält, sodass sie auch bei Ihnen ihre eigenen Grenzen zu erfahren sucht und Ihre Reaktionen ausprobiert. Dieser Beginn der Persönlichkeitsfindung gehört unbedingt zur Selbstständigkeits-Entwicklung dazu. Sie und wir Alle werden nur immer wieder zu akzeptieren lernen müssen, dass unsere Kinder nicht genauso wie wir denken, handeln und sich verhalten. Sie sind eigenständig! Bitte versuchen Sie stets Kompromisse zu schließen zwischen Ihren eigenen Wünschen und Denen Ihrer Tochter. Dort, wo sich auf Grund Ihrer Lebenserfahrung keine Kompromisse schließen lassen werden Sie sich auch weiterhin begründet konsequent und so gelassen wie möglich durchsetzen müssen -unabhängig von dem Verhalten Ihrer Tochter, die mit 2 Jahren erst am Beginn der Ablösung von Ihnen steht-. Liegt bei Ihrer Tochter keine Hörschwäche vor (wie ich vermute), gehen Sie bitte möglichst in direkten Blick- und auch Körperkontakt zu ihr, begründen Sie KURZ Ihr Nein und weisen Sie ggf. auf möglichst logische Folgen hin, wenn Ihre Tochter sich Ihnen absichtlich widersetzt (und auch immer mal wieder widersetzen muss). Handeln Sie anschließend entsprechend konsequent, damit Sie ihr ein Lernen aus den Folgen ermöglichen und keinen "blinden Gehorsam" erwarten. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 29.09.2011



Antwort auf: Trotzphase? wie gehe ich damit um?

Hallo, wir Mütter sind ja immer etwas enttäuscht, wenn sich unser bisher so liebes Mädchen plötzlich verwandelt, das ging mir bei meiner Tochter auch so. Man hätte damit nie wirklich gerechnet. Dabei sollte man es eigentlich besser wissen. Denn die Kinder müssen sich ja schrittweise von uns ablösen, um eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Dafür ist es wichtig, dass sie sich uns entgegenstellen und oft genau das Gegenteil von dem wollen, was wir gern möchten. Die totale Gleichschaltung zwischen Mutter und Kind, wie sie am Anfang bestand, darf gar keinen Bestand haben, wenn ein eigener kleiner Mensch aus ihm werden soll. Es geht dabei nicht darum, ob dieses trotzige Verhalten auch vernünftig ist, das können die Kleinen noch nicht erkennen. Alle Kleinkinder gehen einfach in diesem Alter auf Contra, es ist ein angeborenes, genetisches Programm. Statt Trotzalter nennen Entwicklungspsychologen dieses Alter das "Selbständigkeitsalter", was neutraler ist und dem Grund des bockigen Verhaltens eher gerecht wird. Mir hat damals das bekannte Buch von Jesper Juul "Das kompetente Kind" unheimlich geholfen zu verstehen, warum sich meine Tochter genau so verhalten MUSS, wie sie es tat. Ich konnte dann damit viel besser umgehen, und der "Trotz" hielt sich sehr in Grenzen. Juul sagt übrigens gern: "Trotzalter ist, wenn das Kind selbständig wird, und die Eltern trotzig." Das trifft den Punkt ziemlich gut. Denn die Kleinen möchten eigentlich nichts Anderes, als sich ablösen dürfen, ihren eigenen Willen erproben, möglichst Vieles schon allein machen - was wir leider viel zu oft bremsen, weil es uns nicht schnell genug geht, nicht perfekt genug im Ergebnis ist oder wir glauben, dass unser Kind das noch nicht kann. Vielleicht liest Du das Buch auch mal. Wichtig ist jedenfalls, dass Du das Ablöseverhalten Deiner Tochter möglichst nicht negativ siehst und Dich nicht persönlich dadurch gekränkt oder verunsichert zeigst. Trauere ruhig ein bisschen um die frühere harmonische Zeit, die in gleicher Weise so nicht wiederkommen wird, aber zeige es ihr nicht. Die bekannte Psychoanalytikerin Alice Miller sagt: "Ein kleiner Mensch darf seine Gefühle leben, darf traurig, verzweifelt oder hilfsbedürftig sein. Er darf böse werden, wenn er seine Wünsche nicht befriedigen kann, ohne Angst haben zu müssen, die Mutter damit unsicher gemacht zu haben.“ Sie meint damit, dass es nicht Aufgabe unserer Kinder ist, uns gute Gefühle zu machen. Und dass Kinder gelassene Mütter brauchen, die auch Ablösungsphasen überstehen, ohne dem Kind Schuldgefühle zu machen. Puh, sorry dass dieses Posting so lang geworden ist. Ich hab' mich einfach plötzlich wieder so gut daran erinnert, wie das alles damals bei uns war, als meine Tochter klein war. Vielleicht konnte ich Dir ja ein paar Denkanregungen geben. Jedenfalls heißt dies alles natürlich nicht, dass Du Dir von Deiner Kleinen auf der Nase herumtanzen lassen sollst. Du darfst Dich in wichtigen Dingen ruhig durchsetzen und musst dann ihre Wut einfach aushalten. Du brauchst ihren Trotz aber nicht persönlich zu nehmen. LG

von Hexhex am 29.09.2011, 10:21



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