Frage:
Nachts bei mama und papa
Hallo Frau Ubbens,
Unser sohn ist jetzt 3 jahre alt und kommt seit 2 monaten jede nacht zu uns ins bett. Er hatte nie ein problem mit dem alleine schlafen. Er ist immer sehr gut allein eingeschlafen. Wir haben ihm nur eine geschichte vorgelesen, ihn kurz gekuschelt und sind dann aus seinem zimmer gegangen. Das war nie ein problem.
Dann wurde meine frau wieder schwanger und ca. 2 monate vor der geburt fing das dann an. Wir müssen in seinem zimmer bleiben, bis er schläft. Er klammert sich an uns und sagt, er hätte angst. Wenn er dann nach einer stunde eingeschlafen ist, kommt er dann jede nacht so zwischen 1 und 3 uhr zu uns und schläft auch lieb weiter. Unser zweites kind ist jetzt seit 2 wochen auf der welt und die hebamme meinte, wir sollen das nicht zulassen und ihn nachts sofort zurück in sein bett bringen. Oder ein gitter an die türe machen, dass er nicht raus kann. Sie meint er verar..... uns und will nur seinen willen durch bekommen. Oder wir sollen ihn am nächsten tag komplett ignorieren und ihm klarmachen, dass wir müde sind und wegen ihm nicht schlafen können und deshalb nicht mit ihm spielen könnten.
Wir können nicht so herzlos sein und unseren weinenden sohn einsperren. Er stört ja auch nicht wirklich. Er kommt legt sich hin und schläft weiter.
Was wäre da ihr rat? Liegt es vielleicht an seiner kleinen schwester? Er lieb sie sehr und will sie immer halten und streicheln, was wir ihn natürlich auch immer machen lassen. Und wir kümmern uns auch sehr aufmerksam um ihn, dass er auch ja nicht eifersüchtig wird. Was können wir da machen, dass es wieder so hin bekommen wie früher?
Vielen dank für ihre hilfe
Viele grüße
Bender
von
Bender
am 14.01.2021, 09:19
Antwort auf:
Nachts bei mama und papa
Lieber Bender,
Ihr Sohn hat die große Veränderung innerhalb der Familie schon vor der Geburt gespürt und dies durch ein größeres Nähebedürfnis ausgedrückt. Auch die erwähnten Ängste gehören zum Größerwerden dazu. Begleiten Sie Ihren Sohn gerne weiterhin in den Schlaf. Ggf. legen Sie ihn erst eine halbe Stunde später schlafen und er braucht nicht so lange zum Einschlafen?!
Sie als Eltern entscheiden, wie Sie es in der Nacht handhaben möchten. Natürlich darf Ihr Sohn gerne die Nacht bei Ihnen verbringen, wenn es für Sie als Eltern in Ordnung ist. Möchten Sie es nicht, begleiten Sie Ihren Sohn liebevoll wieder in sein Zimmer und warten ggf., bis Ihr Sohn wieder eingeschlafen ist. Nach einiger Zeit, es kann Tage, aber auch Wochen dauern, wird Ihr Sohn merken, dass das Aufstehen nicht den gewünschten Erfolg bringt und im eigenen Bett bleiben.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 15.01.2021
Antwort auf:
Nachts bei mama und papa
Die Vorschläge der Hebamme bzgl. Gitter oder am nächsten tag ignorieren bezeichnet man als "schwarze Pädagogik" von der man sich schon längere Zeit verabschiedet hat.
Man weiß heute, dass so junge Kinder einen noch nicht wissentlich manipulieren wollen/können und auch, dass Strafen, die erst später irgendwann erfolgen für das Kind gar nicht zu verstehen sind. Liebesentzug ist die wohl größte Strafe und Machtausübung, die man als Eltern so bringen kann.
1. Ein Geschwisterchen zu bekommen ist eine Riesenumstellung für ein Kind. Plötzlich wird die Aufmerksamkeit und (gefühlt) Zuneigung auf dieses schreiende Ding da aufgeteilt. Ja, das kann Kindern auch Angst machen, nicht mehr genug geliebt zu werden. Ihr solltet darauf achten, dass entweder Papa sich als Ausgleich mehr mit ihm beschäftigt und/oder Papa nimmt mal die Kleine, damit der "Große" Exklusivzeit mit Mama hat.
2. Innerhalb ihrer Entwicklung bekommen nahezu alle Kinder echte Ängste - vor dem Schatten im Zimmer, dem möglichen Monster unter dem Bett etc. Und mit Logik braucht man da nicht anfangen :-) Unsere rationalen Erklärungen können beim Kind noch nicht fruchten. Und auch ein "da ist doch gar nicht, du brauchst keine Angst zu haben" wird eurem Kind nicht helfen.
3. Die Kleine darf bei euch schlafen - natürlich möchte er das auch gerne.
IHR müsst jetzt entscheiden, wie es für euch passt. Stört es euch nicht, dass er bei euch schläft, dann müsst ihr auch nichts tun. Wenn ihr das aber nicht wollt/es zu sehr stört, dann bringt ihn liebevoll wieder in´s Bett zurück und begleitet ihn wieder in den Schlaf. Vielleicht wäre es auch eine Option, das Papa übergangsweise bei ihm im Zimmer schläft.
Aber ganz sicher würde ich der Hebamme freundlich aber bestimmt sagen, dass diese Art der Erziehung nicht zu euren Vorstellungen passt. Oder sie einfach gar nicht mehr nach solchen Dingen fragen. Sehr antiquiert und in teilen grausam. Am ehesten aber würde ich unterstellen, dass sie sich einfach mit der modernen Entwicklungspsychologie nicht wirklich beschäftigt hat und ohne böse Absicht ihr veraltetes Wissen (oder auch feste Überzeugung?) weitergibt.
von
cube
am 14.01.2021, 16:28
Antwort auf:
Nachts bei mama und papa
Mein Bruder und ich haben beide bis wir jeweils so ca 12 waren, mit bei meinen Eltern geschlafen (ich weiß gar nicht, wie das gepasst hat zu viert).
Wir sind damals mehrmals umgezogen quer durch Deutschland und scheinbar haben wir es beide gebraucht.
Auch unsere Kinder sind nachts willkommen, meine Tochter kam neulich sogar mit 16 (am Folgetage stand etwas wichtiges an und sie war aufgeregt).
Na und? Ist doch schön. Liebe, Wärme, Vertrauen, Nähe. Was braucht ein Kind mehr?
Bleib locker, hör auf dein Bauchgefühl und lass den Zwerg bei euch schlafen. Alles andere ist grausam.
von
Mucksilia
am 15.01.2021, 11:00
Antwort auf:
Nachts bei mama und papa
Ich verstehe schon, was du meinst bzw. dass DU aus eigener Erfahrung eben sagst "lass sie doch".
Ich finde allerdings die Aussage "alles andere ist grausam" etwas überzogen.
Eltern haben auch ein Recht auf ihre eigenen Bedürfnisse. Und wenn man nun mal sogar nicht schlafen kann mit Kind im Bett, ist ja niemandem damit gedient, das zähneknirschend nur zu dulden. Man ist nämlich unterschwellig doch genervt/unzufrieden oder einfach so müde, dass man eben tagsüber nicht die fröhliche Mutti/Papi sein kann. Zumal Kinder sehr wohl merken, wenn etwas nur vorgetäuscht ok ist.
Ganz klar: wenn man damit gut leben kann, ist es latte, wie andere das finden oder handhaben würden.
Aber grausam, wenn man sein Schlafzimmer gerne auch mal wieder fürs ich haben möchte, finde ich doch sehr abwertend denen gegenüber, die eben ihre Kinder auch mal ausquartiert sehen möchten.
Wichtig finde ich, dass man es kinderfreundlich sozusagen tut. Nicht einfach rauswirft "friss oder stirb", sondern den Kummer darüber oder auch Ängste ernst nimmt und dabei begleitet.
von
cube
am 15.01.2021, 13:50
Antwort auf:
Nachts bei mama und papa
Hast du recht. Habe ich etwas unglücklich ausgedrückt.
Ich habe mir vorgestellt, wie er weinend am Gitter steht und das Geschwisterkind mit im Schlafzimmer ist - das finde ich grausam.
Ansonsten bin ich bei dir. Bei uns muss auch jeder (außer in besonderen Fällen) in seinem Bett einschlafen. EIn Familienbett kam nicht in Betracht - wir sind nicht nur Eltern, sondern auch ein Paar.
Was ich sagen wollte: wenn ein Kind das Bedürfnis nach Nähe hat, sollte man es nicht wegschicken.
von
Mucksilia
am 15.01.2021, 14:29
Antwort auf:
Nachts bei mama und papa
Lieber AP (falls Du nochmal in diesen Thread reinschaust),
kleine Kinder wollen meist nicht allein und abseits der Eltern schlafen. Die Eltern wollen ja in der Regel auch nicht einzeln und allein schlafen, sondern zu zweit. Der Wunsch des Kindes ist also etwas Natürliches.
Bei den sog. Naturvölkern käme niemand auf die Idee, ein Kind müsse abseits der Gruppe in einem abgeteilten Raum allein schlafen. Die ganze Familie schläft beisammen, alle fühlen sich warm und geborgen, vor allem die Kinder, die das ja am meisten brauchen. Das „Kinderzimmer“ ist eine in der Menschheitsgeschichte sehr neue Erfindung der westlichen Welt. Es entspricht nicht wirklich dem Bedürfnis eines kleinen Kindes.
Meine Kinder wollten auch beide nachts in unser Bett. Wir haben die ersten Jahre das Familienbett praktiziert, später gab es eine kleine Matratze neben unserem Bett, auf dem das Kind schlafen durfte. Noch später schliefen die Kinder abends in unserem Bett ein, zogen aber dann in ihr Zimmer um, wenn wir selbst ins Bett gingen. Das war, bis sie fünf oder sechs waren.
Als Belastung habe ich das nicht empfunden. Und das Pochen auf ein „Recht auf Schlaf“, wie in einem anderen Post hier gesagt, finde ich nicht so angebracht. In dem Moment, wo man Eltern wird, kommt man einfach für sehr lange Zeit an zweiter Stelle. An erster Stelle steht das Wohl des Kindes. Es klingt altmodisch, aber ja: Elternsein bedeutet auch, Opfer zu bringen. Das klingt uncool, ist aber wahr.
Die ersten Lebensjahre kleiner Kinder bedeuten für die Eltern sehr oft chronischen Schlafmangel oder zumindest eingeschränkte Nachtruhe. Das war schon immer so, und deshalb bekommt man die Kinder ja auch nicht mit 60, sondern wenn man jung und fit ist.
Meine Kinder sind heute Teens bzw. erwachsen. Und ich muss sagen, ich bin im Rückblick unglaublich froh, dass ich sie nie habe weinen lassen, dass sie nachts nie Angst haben mussten, dass alle ihre Bedürfnisse nach Nähe erfüllt wurden. Sie sind sehr fröhliche, positive, zuversichtliche Menschen geworden, und ich denke, dass das kein Zufall ist.
Da Du schreibst, dass es nicht wirklich eine Störung oder Beeinträchtigung ist, solltet Ihr das Bedürfnis Eures kleinen Sohns nach Nähe, Geborgenheit und Sicherheit erfüllen. Daran ist nichts Unnatürliches, sondern es ist bei einem kleinen, hilflosen Kind normal, dass es nicht allein und ohne Mama und Papa schlafen will. Unnatürlich ist vielleicht eine Kultur, die das nicht mehr verstehen kann.
LG
von
Jorinde17
am 16.01.2021, 10:36