Diese Schüchternheit und Ängstlichkeit macht mich noch ganz verrückt

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Diese Schüchternheit und Ängstlichkeit macht mich noch ganz verrückt

Hallo Frau Schuster, mein Sohn wird in 2 Wochen 3 Jahre alt und im Moment weiß ich einfach nicht, wie ich damit umgehen soll, dass er einfach nicht aus sich heraus kommt. Im Kindergarten (er geht seit 3 Wochen hin) sitzt er nur bei den Erzieherinnen. Er spielt zwar, aber nur alleine oder mit den "Großen". Er steht auch draußen im Garten nur bei den Erzieherinnen. Er mag nicht turnen im KiGa und mag nicht mit den anderen Kindern spielen. Er will auch niemanden außerhalb des KiGas sehen (sagt er) und die KInder wären alle angeblich nicht nett. Die Erzieherinnen finden das alles völlig normal, doch ich kenne meinen Sohn ja auch nachmittags zu Hause und habe so meine Zweifel, dass sich das ändern wird im KiGa. Allerdings geht er sehr gerne hin! Auch mit seinen Freunden spielt er nicht. Er grüßt sie auch nie und hält immer Abstand. Aber er mag sie und freut sich auf sie. Vorhin waren wir beim Eltern-Kind-Turnen. Nach 20 min. sind wir wieder gegangen weil Dominik vor allen Geräten Angst hatte und so langsam war, dass man ihn von hinten drängelte und es keinen Spaß machte. Er hat überhaupt keinen Mut. Er springt auch nicht, wie alle anderen Kinder, von Kästen auf Matten runter. Er steht wimmernd oben und traut sich erst nach viel zureden runter. Aber die Zeit hab ich dort nicht bei 20 Kindern die sich hinter uns drängeln :o( Ihm dabei zuzugucken, wie er gequält das Gesicht verzieht, weil er nicht weiter kommt auf einem Gerät, tut mir immer so leid. Die Kinder von hinten drängeln, die anderen Eltern gucken blöd und ich steh da und weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. Ich lobe ihn immer, sobald er sich traut, aber das hilft scheinbar auch nicht. Allerdings war das kurz vorm KiGa-Beginn mal ganz anders. Da waren wir morgens turnen und die letzten Wochen (das erste 3/4 Jahr lief es dort genauso!) hat er dort super mitgemacht. Da hat er sich alles getraut und sich wohl gefühlt. Die Gruppe mussten wir aber nun wechseln und nun klappt gar nichts mehr und es läuft wieder so wie früher :o( Es kann doch nicht sein, dass er jetzt wieder ein 3/4 Jahr braucht, bis er mitmacht?! Die Geräte sind doch dieselben.. Ich verstehe einfach nicht, warum er so wenig Mut hat und so zurückhaltend ist Kindern gegenüber. Wir wohnen auf einer Spielstrasse...alle Kinder spielen draußen, nur meins nicht. Er will nie mitmachen, er grüßt die anderen Kinder nicht und versteckt sich hinter mir, wenn ein Kind kommt. Wir treffen regelmässig andere Kinder, ich nehme ihn schützend an die Hand, doch nichts hilft. Wir laden Kinder hierher ein und manchmal klappt es, manchmal ist es ein totales Theater. Wir waren schon bei Augen-und Ohrenarzt. Alles in Ordnung. Daran kann es nicht liegen. Er kann Laufrad fahren, rennt, läuft rückwärts, läuft sehr gut Treppen, fährt Bobbycar und kann hüpfen. Motorisch also alles in Ordnung. Wie kann ich ihm bloss helfen? Unsere Turngruppen sind alle total überfüllt. Ihm gefällt das nicht und man wird da schnell gedrängelt, doch ich dachte immer, besser dort turnen als gar nicht. Vorallem, weil er, wie gesagt, Anfang des Jahres soviel Spaß am Turnen gefunden hatte. In die Musikschule gehen wir auch seit über 1 Jahr. Nach 1 Jahr mussten wir nun den Kurs wechseln. Vorher war alles super, nun macht er kaum noch mit. Können Sie mir einen Rat geben? Danke und viele Grüße Prinzenmama

Mitglied inaktiv - 19.02.2008, 18:02



Antwort auf: Diese Schüchternheit und Ängstlichkeit macht mich noch ganz verrückt

Hallo Ratsuchende Wie Mira vermute auch ich, dass Dominik "einfach" überreizt ist und sich deshalb ganz verunsichert komplett zurückzieht. Überlegen Sie einmal, vorläufig auf alle Interessengruppen zu verzichten, sodass er sich vorerst nur auf den Kiga konzentrieren, die Gruppe kennenlernen kann, ein Vertrauen zur Bezugsperson/Erzieherin aufzubauen lernt und auch wieder Spass am Turnen im Kiga bekommt. Er wird dann schon von sich aus wieder den Wunsch äußern, zur Musikschule oder zum Eltern-Kind-Turnen gehen zu wollen, da er es ja bis jetzt gern getan hat. Ersparen Sie ihm und Damit auch sich selbst jeglichen, nicht unbedingt notwendigen Druck und zeigen Sie ihm immer mal wieder -auch vor anderen Personen- wie stolz Sie auf Ihren "großen, selbständigen, fröhlichen,..." Sohn sind. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 20.02.2008



Antwort auf: Diese Schüchternheit und Ängstlichkeit macht mich noch ganz verrückt

Hallo Prinzenmama, ich bin nicht Frau Schuster, leite aber selbst Eltern-Kind Gruppen, so daß ich ein wenig mitreden kann. Ich persönlich habe den Eindruck, daß Dein Kind derzeit zu viele neue Situationen hat. Er mußte die Kinderturngruppe wechseln (vermutlich, weil er jetzt 3 ist?), er mußte die Musikschulgruppe wechseln, er ist neu im Kindergarten... das sind schon 3 neue Situationen. Neue Kinder, neue Eigenarten, neue Regeln etc. Selbst dann, wenn die Geräte die gleichen sind: es sind evt. andere Kinder oder andere Übungsleiterinnen in der Halle. Es sind andere Muttis da, es ist eine neue Situation für ihn. Meine Tochter (wird im Mai 3) ist auch so eine Sorte "ruhig, schüchtern, ängstlich". Auch sie brauchte exakt 9 Monate, bis sie beim Eltern-Kidn-Turnen zutraulicher wurde und das erste Mal ein Lied mitgesungen hat... Solche Kinder gibt es halt. Ich würde die Übungsleiterin bitten, eine Gerätelandschaft aufzubauen, wo er sich mal was aussuchen darf. Z.B. nur einen halbhohen Kasten und Du solltest ihn meiner Meinung nach nicht versuchen "zu überreden", daß er springt. Kinder sollen sich allein trauen, etwas zu erklimmen, wenn sie nur überredet werden, dann machen sie es den Eltern zur Liebe und haben Angst oder sind von der Entwicklung ggf. nicht so weit. Man sagt ja oft: setz das Kind nicht auf die Rutsche, bevor es nicht alleine hochkommt. Denn dann können sie es alleine und wollen es auch.. vorher will es die Mama leider mehr, als das Kind. So passieren auch häufiger die Stürze, weil die Kleinen die Gefahren noch gar nicht einschätzen können. Mein Tipp wäre deshalb: Gib Deinem Sohnemann die Zeit, die er braucht. Hab Geduld und sei Verständnisvoll! Gib nicht auf mit dem Turnen, ich denke, wenn er vorher gegangen ist, wird er auch hier bald wieder gern gehen. Ebenfalls die Musikschule. Zum Thema Kigarten: wenn er sagt, er geht gern, ist es doch schon die halbe Miete. Wenn die Erzieherinnen sagen "es ist normal, wie er sich hier verhält", vertrau ihnen, sie sind doch auch vom Fach! Ggf. könntet Ihr eine Ergotherapie oder Spieltherapie machen, um ein wenig sein Selbstbewußtsein zu stärken! Frag den Ki-Arzt danach! Und: Mach weiter mit dem Lob, vor anderen. ABER nur dann, wenn Du ihn wirklich loben möchtest. Kinder merken schnell, ob es nur dahin gesagt ist, oder ob Du es Ernst meinst! Alles Gute und UNS viel Geduld mit den Kleinen... ich kann Deine Sorge gut verstehen - mir gehts ja oftmals ähnlich! Mira

Mitglied inaktiv - 19.02.2008, 18:23



Antwort auf: Diese Schüchternheit und Ängstlichkeit macht mich noch ganz verrückt

Hallo, auch ich möchte mich einmal ganz laienhaft einmischen. Ich war selber ein zögerndes und schüchternes (Einzel-)Kind, mehr an Erwachsenen orientiert und brauchte lange, um in Gruppen Gleichaltriger warm zu werden. Trotzdem hat es mir dort gut gefallen! Eben eher vom Beobachterstandpunkt aus. Auch heute noch bin ich nicht gerade aufdringlich. Was ich aber leider erst spät, als junge Erwachsene, gelernt habe, war: Es ist in Ordnung, wenn man so ist! Die Leute mögen mich allgemein gern, auch ohne dass ich ein Partylöwe bin. Die erste Zeit im Beruf habe ich auch in den Pausen alleine herumgestanden. Na und? Das hat keinen gestört, und ich hatte genug Zeit, mich an alles zu gewöhnen. Als ich Kind war, hat jedoch meine Mutter sich alle Mühe gegeben, mich "selbstbewusster" und "mutiger" zu machen. Grauenhaft, bei Besuchen zu Freunden meiner Eltern mit deren mir fremden Kindern ins Kinderzimmer zum Spielen geschickt zu werden! Der reine Stress, wo ich lieber am Erwachsenentisch alle Gespräche mitverfolgt hätte. Dabei hatte ich dauernd das Gefühl, ich müsste anders sein als ich bin, ich MÜSSTE mit den anderen sofort spielen, ich MÜSSTE mutiger auf andere zugehen. Ich bekam Vorschläge gemacht, was ich z.B. zu anderen sagen könnte, um ins Gespräch zu kommen ("Frag doch, wie das Kind heißt, wie alt es ist", usw.). Das fand ich furchtbar. Erst als ich für mich die Erkenntnis gewonnen hatte, dass zu einer Gesellschaft notwendigerweise die Mutigen, aber auch die Schüchternen (die nämlich oft Besonnenheit hineinbringen und gute Zuhörer sind) dazugehören, und dass ich eher zur letzteren Sorte gehöre, fühle ich mich zufrieden mit mir. Ich bin beruflich erfolgreich und habe keine Probleme mit Menschen. Natürlich wäre für mich kein Beruf wie z.B. Vertreter geeignet. Aber das muss ja auch nicht jeder werden. Dies nur zum Nachdenken, ob es denn wirklich sooo schlimm ist, und ob es Deinem Kind wirklich schlecht geht, oder ob es eher durch äußere Erwartungen unter unnötigen Stress gerät. LG, Emily

Mitglied inaktiv - 20.02.2008, 18:06



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