Sehr geehrter Herr Prof. Serban-Dan Costa
ich bin selbst eine junge Assistenzärztin und gerade in der 26. SSW. Ich bin kein Vegetarier/Veganer und nehme aktuell ein Nahrungsergänzungsmittel mit 4.0 ug Cyanocobalamin.
Nun wurde bei mir bei Kribbeln in den Händen (durch die Neurologen a.e. aufgrund eines Kompressionssyndroms vermutet) Vitamin B12 bestummen, welches im unteren Graubereich scheint.
> Vitamin B12 174 pmol/l (Mangel < 150 pmol/l, Graubereich 150-300 pmol/l)
> Holotranscobalamin 44 pmol/l (Mangel < 35 pmol/l, je nach Quelle auch Graubereich 35-50 pmol/l)
Nun herrscht grosse Uneinigkeit zwischen Neurologen, Gynäkologen und Endokrinologen bzgl. Notwendigkeit einer Substitution (eher grosszügig? falls ja > i.m. oder p.o.?)
Wie handhaben Sie dies? Geben Sie grosszügig Vitamin B12 i.m in der Schwangerschaft? Falls Ja, geben Sie Hydroxocobalamin oder Cyanocoblamain i.m.? Und mit welcher Häufigkeit?
Geben Sie auch p.o. in der Schwangerschaft und falls ja, unterscheiden Sie zwischen den Wirkstoffen (Cyanocobalamin vs. Methylcobalamin) und welche Dosierung?
Über eine Antwort wäre ich sehr dankbar.
Herzlich
von
WeisseBerge
am 28.05.2019, 10:04
Antwort auf:
Vitamin B12 Substitution bei einer schwangeren Assistenzärztin
Diese Bezeichnungen "oberer oder unterer Normbereich" gepaart mit "großer Sorge der Ärzte" finde ich einfach nur komisch. Rein sprachlich vergleiche ich das mit dem Unterschied zwischen "einzig" und "einzigste"... Unter Normbereich verstehe ich ... Normbereich, also normale Laborwerte. Man soll niemanden krank machen, der nicht krank ist.
Wenn Sie normale Werte von Vitamin B12 haben und nicht unter einer makrozytären (megaloblastäre) Anämie leiden (MCV erhöht ?) oder eine gestörte Vit B12-Resorption aufgrund einer Magen- oder Darmerkrankung haben, wüsste ich nicht, weshalb Sie eine Substitution bräuchten. Für eine "Laborkosmetik" ?...
Es gibt eine gute Studie, nämlich ein Cochrane-Review, in dem Daten von zwei randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 108 Patienten mit Vitamin-B12-Mangel (≤ 240 pg/ml) ausgewertet worden sind. Dabei war eine Therapie mit oralem Cobalamin (1 mg und 2 mg täglich) einer intramuskulären Substitutionstherapie (1 mg) nicht unterlegen.
Also - keine Spritzen, bitte !
Wenn Sie also die Einnahme des Nahrungsergänzungsmittels fortführen, können Sie davon ausgehen, dass Sie keine zusätzliche Vitamin B12-Substitution benötigen. Was die Ernährung angeht, enthalten Fleisch, Fisch, Käse und Eier Vitamin B12 - davon sollten Sie essen, so viel Sie mögen.
Und noch etwas - lassen Sie sich nicht verunsichern....
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 30.05.2019