Der Sohn einer Bekannten, der bisher voll gestillt wurde, ist in Stillstreik getreten. Er zappelt rum, lässt die Warze los, sie versucht dann, die Warze wieder reinzustecken, etc. Abgepumpte Milch aus der Flasche würde er aber trinken. Das hat sie einmal probiert, will es aber nicht nochmal machen, da sie denkt, dass er dann die Brust gar nicht mehr nehmen würde. Da er das 3. Kind ist, hätte sie nämlich keine Zeit, immer abzupumpen. Er ist normalgewichtig. Nachts, oder im Halbschlaf trinkt er ganz gut. Was kann sie denn nur tun.
Sie meint, dass es so aussehe, als würde er am liebsten vom Tisch mitessen wollen. Kann das mit drei Monaten schon sein?
Danke für die Antworten,
Gabi
Mitglied inaktiv - 08.08.2001, 20:58
Antwort auf:
Stillstreik bei 3 Monate altem Baby
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Liebe Gabi,
für feste Nahrung ist es mit drei Monaten sicher noch zu früh.
Für einen Stillstreik kann es viele Ursachen geben. Bekommt das Baby Zähne? Hat es eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, ao dass es beim Trinken behindert wird? Hat es Ohrenschmerzen, so dass ihm das Stillen wehtut? Wurde kontrolliert, ob ein Harnwegsinfekt vorliegt? Ist die Mutter aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht? Babys reagieren auf die Gefühle ihrer Mutter.
Gab es beim Stillen einen unliebsamen Zwischenfall? Wurde zum Beispiel gestillt während das Baby untersucht wurde und ist es dabei erschrocken?
Kurz: Gab es irgendwelche einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen.
Deine Bekannte kann versuchen ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie kann ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, aber nicht drängen. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn deine Bekannte möchte, dass ihr Baby wieder an ihrer Brust trinkt, sollte sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich ihrem Kind zu widmen. Es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine zu haben, beruhigt beide wahrscheinlich und lässt das Baby dazu bewegen, wieder bei der Mutter zu trinken.
Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu „bündeln". Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
• im Umhergehen stillen,
• in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
• im Halbdunkeln stillen,
• im Halbschlaf stillen,
• das Baby mit der Brust spielen lassen,
• unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
• alle künstlichen Sauger vermeiden,
• das Baby massieren,
• viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
• und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um die Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte deine Bekannte ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch kann sie ihrem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher.
Wenn Du mir den Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, die deiner Bekannten die Becherfütterung zeigen kann und ihr auch sonst noch weitere Tipps geben kann.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.08.2001