Wochenlang Stillstreik/Brustschimpfphase (Frühchen)

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wochenlang Stillstreik/Brustschimpfphase (Frühchen)

Hallo! Es tut mir leid, es ist leider ein ziemlich langer Text.. Kurz zu uns: meine Tochter ist 5 Monate alt, kam 7 Wochen zu früh, lag 4 Wochen auf der Intensivstation und wurde dort teilsondiert. Sie kam als absolutes Flaschenkind zu uns nach Hause (nur MuMi). Nach langer Reise von der Flasche über Flasche + Stillhütchen bis hin zu nur Brust ohne Hütchen haben wir 3 Wochen vollstillen geschafft. Dann kam von einen auf den anderen Tag abends die Situation, dass sie sich nicht mehr anlegen ließ und geschrien hat wie am Spieß (da war sie etwa 3,5 Monate alt). Das war vor 7 Wochen. Seitdem schreit sie jeden Abend und verweigert konsequent meine Brust. Teilweise fängt es tagsüber manchmal schon vormittags an und ich kriege sie nur noch im Halbschlaf angelegt. Abends geht aber nichts mehr. Nachts jedoch völlig problemlos! Ich hab es abends dann auch mit Aussitzen und später nochmal probieren versucht, aber keine chance. Sie schreit ohne Ende bis sie aufgetaute MuMi aus der Flasche bekommt. Die nimmt sie auch immer an. Und so geht es jeden Abend, manchmal auch nachmittags schon. Ich habe alles versucht: Stillen in der Wiegehaltung, Footballhaltung, im Liegen, im Stehen, im Gehen, auf dem Gymnastikball beim wippen, gepuckt - nichts funktioniert. In den ersten paar Tagen hatte es geklappt, dass ich sie nach stundenlangem Schreien ins schlafen bekommen und dann im Halbschlaf angelegt hab, aber schlafen tut sie nachmittags nun überhaupt nicht mehr, egal was wir tun. Und dann ist es nur ne frage der Zeit bis es wieder ausartet.. Ich gebe mittlerweile schon relativ schnell nach Ablehnung die Flasche, weil dieses stundenlange Rumprobieren bei uns beiden dann meistens in Tränen geendet ist und ich schon vorher total gestresst war. Damit triggere ich das halt auch. Jetzt bin ich deutlich entspannter, aber die Situation ist jetzt langsam einfach zu viel. Ich habe gar nicht das Problem, dass ich ihr abends keine Flasche geben möchte, das ist okay für mich. Aber mich belastet sehr, dass ich mich nicht mehr darauf verlassen kann, dass das stillen unterwegs klappt und ich nicht immer MuMi parat habe.. Sie ist bei der Physio, war bei der Osteopathie, einer Heilpraktikerin, ich bin immernoch in Betreuung meiner Hebamme und ich hatte schon Kontakt zu einer Stillberaterin. Hat auch alles nichts geholfen.. Tut mir leid für die lange Beschreibung, aber vielleicht kennen Sie solche Situationen und können mir helfen. Danke schon mal!  LG

von Janina236 am 25.05.2023, 09:01



Antwort auf: Wochenlang Stillstreik/Brustschimpfphase (Frühchen)

Liebe Janina236, ich befürchte, dass dein Baby sich immer mehr zur Flasche hin abstillt und nur noch im Halbschlaf instinktiv richtig saugt. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen. Wie wichtig ist es dir, dass dein Kind an der Brust trinkt? Wäre es eine Alternative für dich, abgepumpte Milch aus der Flasche zu geben? Wenn nicht, solltest du wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört. Das kann in deinem Falle hilfreich sein und solltest du der Flaschenfütterung vorziehen. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Bitte wende dich an eine Kollegin vor Ort, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter beraten kann! Sie kann das Saugverhalten beurteilen und dir Tipps geben, wie du dein Baby an die Brust führen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Auch ich bin jederzeit für dich da und stehe dir gerne zur Seite! Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 25.05.2023



Antwort auf: Wochenlang Stillstreik/Brustschimpfphase (Frühchen)

Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort! Mit Becher-und Löffelfütterung hab ich es schon vor einiger Zeit versucht. Das klappt leider gar nicht für sie, sie verschüttet alles oder schiebt es wieder aus dem Mund heraus. Das Brusternährungsset habe ich noch nicht ausprobiert, aber ich befürchte auch ehrlich gesagt, dass das nichts bringen würde. Sie lässt sich abends gar nicht mehr zum stillen überreden. Es ist kein Andocken und wieder los lassen, sondern sie verweigert sich direkt, drückt sich weg und schreit wie am Spieß. Ich kriege sie gar nicht erst angelegt.. Wenn ich sie gar nicht mehr wieder an die Brust bekomme, wäre es für mich eine Alternative tagsüber pumpstillen zu machen. Hauptsache sie bekommt MuMi. Ich hab zum Glück auch noch 11l eingefroren und taue das dann immer auf, wenn sie nicht an die Brust geht, aber ewig hält der Vorrat leider auch nicht. 4 Liter mussten wir in den letzten 7 Wochen leider schon auftauen. Ich gucke mal, ob ich hier im Umkreis eine stillberaterin finde, die sich das direkt mal anschauen kann. Vielleicht gibt es da ja noch neue Anregungen. Vielen lieben Dank!

von Janina236 am 25.05.2023, 19:12



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