Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikosteinführung und Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikosteinführung und Stillen

Nadi-B

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Hallo, ich habe ein Frühchen korrigiert 7,5 Monate (eigentlich 11,5 Monate) und stille seit Anfang an... bzw zu Klinikzeiten via Milchpumpe / Sonde Seit 2 Wochen verschlingt Lino mittags seinen Brei... neuerdings mit Kartoffeln angereichert müssen wir bald mehrmals wöchentlich Fleisch / Fisch untermengen? obwohl Lino noch Eisen morgens uns abends zusätzlich einnimmt? Wie soll man das mit den Steigerungen der Breie verstehen - Nachmittags- und Abendbrei? soll ich dann nur noch morgens bzw nachts stillen? wäre das der Weg zum Abstillen? Vielen Dank für Ihre Rückmeldung!


Biggi Welter

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Liebe Nadi-B, ob ein Baby Fleisch braucht oder nicht, hängt davon ab, wie es ernährt wird. Fleisch wird wegen seines hohen Eisen und Proteingehaltes gegeben. Es kann jedoch durch andere Nahrungsmittel ersetzt werden, vorausgesetzt das Baby wird weiterhin gestillt. Während der Schwangerschaft legt das Kind Eisenreserven an. Bei reif geborenen Kindern reichen diese Reserven sechs bis neun Monate. Das wenige Eisen aus der Muttermilch wird optimal ausgenutzt, so dass die Reserven des Kindes teilweise geschont werden. Die Verfügbarkeit und damit die Aufnahme des Eisens in den Körper wird entscheidend verbessert durch Vitamin C. Durch die Gegenwart von Vitamin C wird die Eisenaufnahme aus allen Lebensmitteln bis um das dreifache gesteigert, Da Vitamin C das zweiwertige Eisen vor der Umwandlung in nicht resorbierbares dreiwertiges schützt und zur Umwandlung von vorhandenem dreiwertigen in resorbierbares zweiwertiges Eisen beiträgt. Zu jeder Mahlzeit gehört ein Vitamin C haltiger Bestandteil. Wenn unter Beachtung dieser Regel konsequent Vollgetreide verwendet wird, braucht die Beikost kein Fleisch zu enthalten. Eine Vollwertkost mit Vollkorngetreide, reichlich Gemüse und Obst, gemahlenen Nüssen, Milch und wenig Ei (ab dem ersten Geburtstag) macht auch im zweiten Lebensjahr Fleisch nicht unbedingt erforderlich. Besprich bitte mit dem Kinderarzt, was er dir rät. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Lieben Gruß Biggi      


Nadi-B

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Hallo Frau Welter, besten Dank für Ihre so ausführliche und informative Antwort! Mein Sohn ist nun bestens mit dem Mittags- und Abendbrei bedient. In welchem Abstand sollte man denn stillen? ich habe gelesen, dass nach dem Brei etwa 20 Minuten gewartet werden soll bis man stillt!? Sollte man auf die 150 Gramm je Mahlzeit in etwa hinarbeiten oder so lange der Kleine den Mund öffnet einfach füttern? Kann sich ein Baby auch überfressen? Darf ich meinem Frühchen-Baby nächste Wochen auch einen kleinen Kuchen (zuckerfrei versteht sich) anbieten? Oder riskant wegen Verschluckgefahr? Ich habe festgestellt, dass zwei Zähnchen unten in Sicht sind - sollte ich ihm dann was wegen den Schmerzen spezielles verabreichen? kann er mich eigentlich bald beißen bzw. welche Reaktion dann? Vielen Dank für Ihre Antwort! Mit freundlichen Grüßen Nadine Breitenberger 


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