Hallo Biggi,
Mein Sohn (3 Monate alt) bevorzugt zeitweise die Flasche. Damit der Papa ihn auch mal füttern kann, habe ich Milch abgepumpt und er bekam sie über die Flasche. Nun schreit er manchmal regelrecht die Brust an oder dreht den Kopf weg, wenn ich ihn anlegen möchte (meistens die Aus der Flasche trank er beim letzten Mal noch 50 ml und schlief dann sofort ein. Erstmal bekam er die Flasche mit fast 3 Monaten, als unsere Stillbeziehung schon gefestigt war. Er hat in den letzten zwei Wochen allerdings nicht mehr so gut zugenommen wie zuvor (da bekam er die Flasche noch nicht). An der Brust trinkt er im Halbschlaf oder nachts sehr gut und auch effektiv. Sollte ich nun zufüttern, wenn er an der Brust frustriert oder sollte ich ihm die Flasche wieder "abgewöhnen" und wenn ja, wie?
von
Still_mama
am 05.02.2024, 06:17
Antwort auf:
Stillstreik?
Liebe Still_mama,
das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Allerdings kenne ich dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst.
Falls du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob dein Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Auch wenn du weiter fahren musst, lohnt sich ein Termin bestimmt!
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch.
Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Evtl. helfen die Tipps, die sich auch bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Herzlichen Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.02.2024