Schlaf- / Stillrhythmus wegen Durchschlafen & Beikosteinführung

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Schlaf- / Stillrhythmus wegen Durchschlafen & Beikosteinführung

Liebe Experten, mein Sohn (5 Monate) trinkt tagsüber etwa alle 2 Stunden sowie nachts 1- bis 3-mal. Lässt sich für die Beikosteinführung ein größerer Abstand "antrainieren" sowie nachts wenigstens auf höchstens eine späte Stillmahlzeit reduzieren. Wenn ja, wie müsste vorgegangen werden? Viele Grüße, Katja

von kellek123 am 28.06.2012, 12:24



Antwort auf: Schlaf- / Stillrhythmus wegen Durchschlafen & Beikosteinführung

Liebe Katja, Du bist in die Falle getappt, in die schon unzählige Eltern gerannt sind: Die Vorstellung, dass es einen engen Zusammenhang zwischen sättigender Nahrung und Schlafverhalten gäbe. Studien und auch die Erfahrung von Abertausenden von Müttern zeigen, dass genau dieser Zusammenhang nicht existiert und trotz aller "Gute Nacht Breie" und der Entwicklung von Folgenahrungen gibt es immer noch Babys, die nachts aufwachen und das nicht nur einmal, sondern mehrmals. Dein Kind ist in dem typischen Alter, in dem die Nächte (wieder) unruhig werden und das liegt nicht an der Nahrung und auch nicht daran, dass die Muttermilch nicht genug sättigt, sondern schlicht an der Entwicklung deines Kindes. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 28.06.2012



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