Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachts häufig stillen, tagsüber fast keine Beikost

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nachts häufig stillen, tagsüber fast keine Beikost

ostprinzessin

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Hallo, Amelie ist genau 8 Monate alt und wurde fast 6 Monate voll gestillt. Sie war und ist immer schwerer als die Norm (was mir grds. egal ist, aber zu Erklärung der Situation) Der Beikostbeginn gestaltete sich schwierig-sie hat nur ganz langsam die Mengen gesteigert. (mittags halbes Glas, abends 1/3Portion) In den ersten 3 Monaten schlief sie durch, seitdem kommt sie ca. alle 2 h zum Stillen und trinkt dann auch richtig. Bislang schlief sie im Beistell-bzw. meinem Bett. Sie nimmt keinen Schnuller oder Flasche und ich bin alleinerziehend. Vor ca. 4 Wochen habe ich sie in ihr Zimmer zum schlafen gelegt. Die ersten 3 Nächte klappte das super. Die Stillabstände steigerten sich über 4, 5 auf 7 Stunden. Auch tagsüber aß sie deutlich mehr. Mittags uns abends ganze Portionen. Dann ging plötzlich gar nichts mehr. Nur noch Geschrei (ich tippe auf einen Schub). Ich habe sie abends weiterhin in ihr Zimmer gelegt-was mit Einschlafstillen auch gut klappte und sie im Laufe der Nacht wieder zu mir geholt. Da waren wir natürlich wieder bei 2 h Stillabstand. Seit einer Woche klappt es, dass sie nachts ohne Geschrei in ihrem Bett bleibt, will aber wieder alle 2-3 h gestillt werden. Seitdem isst sie tagsüber nur noch sehr sehr schlecht - kann ich aber verstehen, denn sie schlägt sich nachts den Magen voll. Nun endlich meine Frage: wie "drehe" ich das Essverhalten Tag/Nacht wieder um? Sie hat ja bewiesen, dass sie nachts sehr gut mit weniger Nahrung auskommen kann und hat an diesen Tagen auch tagsüber sehr viel besser geschlafen. Im Hinblick auf die Zukunft (Familenkost) und darauf, dass ich ihr nicht noch mehr Pfunde anfüttern will, ist mir das sehr wichtig. Nachts schreien lassen kommt natürlich nicht in Frage. Ich will natürlich die Bedürfnisse meines Kindes befriedigen, mache mir aber im Hinblick auf die Zukunft und meine persönliche Situation doch Sorgen, denn die üblich Tipps (Schnuller, Tee, Papa bringt ins Bett) greifen bei mir alle nicht. VLG+Danke Daniela


Biggi Welter

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Liebe Daniela, auch wenn es immer wieder behauptet wird: mit acht Monaten ist ein Baby noch nicht so „raffiniert“, dass es die Mutter so bewusst austricksen will und gar durch Nahrungsverweigerung das Abstillen verzögern will. Es kommt immer wieder einmal vor, dass ein Baby die Beikost ablehnt und stattdessen wieder häufiger oder mehr gestillt werden will. Dafür gibt es viele Gründe von einer sich ankündigenden Erkältung über Zahnungsprobleme oder einfach nur einem zu hektischen Tag. Das Abstillen ist ohnehin kein kontinuierlich verlaufender Prozess, dass gibt es immer wieder einmal kleinere oder größere Rückschritte. Wichtig ist, dass aus dem Thema „Essen“ kein Kampf gemacht wird. Einen solchen Kampf verlieren die Eltern sehr schnell und viele Essstörungen haben ihre Ursache in der ganz frühen Kindheit, wenn das Baby zum essen gezwungen werden sollte. Dein Kind will sich nicht ärgern, es braucht deine Nähe. Um die neun Monate machen viele Kinder gerade einen großen Entwicklungsschub (viele beginnen in dieser Zeit auch mit extremem Fremdeln). All die neuen Eindrücke dieser für deine Tochter manchmal doch unheimlichen großen Welt und auch das Zahnen können für unruhige Nächte sorgen. Da ist es gut, wenn nachts die vertraute Mama in der Nähe ist. Ein Kind das sich geborgen fühlt, schläft besser. Die Beschwerden beim Zahnen können nachts tatsächlich unangenehmer sein als tagsüber. Uns Erwachsenen geht es doch genauso: Zahnschmerzen sind nachts, wenn uns sonst nichts ablenkt, viel schlimmer. Und keine Sorge: Deine Kleine wird nicht noch ihre Hochzeitsnacht mit dir in einem Bett verbringen. Unsere drei Kinder haben alle in unserem Bett geschlafen (wir hatten nie ein Gitterbett) und sind alle von alleine ausgezogen. Kinder deren Bedarf an Nähe ausreichend gedeckt wurde, entwickeln genügend Selbstbewusstsein und Vertrauen, um ihre Nächte alleine zu verbringen, sobald sie reif dafür sind. Ich kann dir dazu ein ganz interessantes Buch empfehlen, dass leider den gruseligen Titel "die neue Elternschule" trägt, von Margot Sunderland. Im Buch wird der Aufbau und die Entwicklung des menschlichen Gehirns vorgestellt und der Einfluss der Erziehung bzw. des Umgangs der Eltern mit dem Kind auf das kindliche Gehirn erklärt. Besonders schön sind die ersten Kapitel über Nähe. Dieses Buch hilft sogar bei genervten Phasen, weil es einem bewußt macht, wie sehr das Kind noch unfähig ist, seine Gefühle zu kontrollieren (geschweige denn seine Eltern zu manipulieren, wie man so oft hört!) und man kann sich dem Kind wieder besser zuwenden, ohne Angst, es zu "verwöhnen" oder andere katastrophale Fehler zu machen! Dann habe ich kürzlich noch ein neues Buch gelesen, welches mich sehr beeindruckt hat, vielleicht wäre das auch was für dich? "Besucherritze - Ein ungewöhnliches Schlaf- Lern- Buch" setzt sich mit dem Kinderschlaf auseinander und eröffnet dem Leser einen neuen Blickwinkel auf dieses Thema. Das Buch befasst sich mit entwicklungspsychologischen Erkenntnissen zum Bindungsverhalten von Kindern, mit gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen, die das Schlafverhalten und die Einstellung der Eltern beeinflussen und wirft einen kritischen Blick auf die Ratschläge in den gängigen Schlaflernbüchern. Der gesamte Themenkomplex wurde mit einem humorvollen Unterton aufgearbeitet und wird dem Leser in leicht zu lesender und unterhaltsamer Form präsentiert. Ein kurzer Theorieteil befasst sich mit den Erkenntnissen der Bindungstheorie. Das Buch bietet keine rezeptartigen Ratschläge, wie andere Elternratgeber es tun, sondern plädiert für einen entspannten Umgang und eine neue Sichtweise auf das als problematisch empfundene Schlafverhalten von Kindern. Das Lesen soll aber in erster Linie Spaß machen und die Eltern in ihrem intuitiven, an den kindlichen Bedürfnissen orientierten Erziehungsverhalten bestärken. Dein Kind verhält sich absolut normal, und wirklich, das Beste was du machen kannst (langfristig ist das für JEDEN von euch tatsächlich das Beste) ist, auf seine Bedürfnisse einzugehen!! LLLiebe Grüße, Biggi


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