Hallo,
meine Tochter ist 18 Monate und wird nach Bedarf gestillt und schläft zu Hause nur mit Einschlafstillen ein, bei allem anderen muss sie weinen. Nun wäre meine Frage, ob es Sinn macht das Einschlafstillen durch einen Spaziergang mit dem Kinderwagen zu ersetzen, indem sie auch gut einschlafen kann? Werden ohne Einschlafstillen die Nächte auch etwas ruhiger? Seit dem sie 10 Monate ist wacht sie alle 1-2 Stunden auf und möchte gestillt werden. Oder macht es für die Nächte Sinn, erstmal nur jedes zweite mal zu stillen und sie dazwischen anders zu beruhigen? Wobei sie ohne stillen schon richtig herzzerreißend weinen muss.
Vielen Dank für eure Antworten,
Jula
von
Jula1984
am 17.08.2018, 20:03
Antwort auf:
Macht es Sinn Einschlafstillen durch Kinderwagen zu ersetzen?
Liebe Jula,
garantieren kann dir niemand, ob es funktioniert oder nicht, du wirst es ausprobieren müssen.
Rein theoretisch ist nichts verkehrt daran, ein Baby an der Brust zum Schlafen zu bringen. Ich schreib dir jetzt mal einiges dazu und hoffe, es ist nicht zuviel :-)
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten.
Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst.
Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen.
Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht!
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!
Das heißt jetzt nicht, dass du die vielen Unterbrechnungen nachts ertragen musst. Tatsächlich darfst du dir die Freiheit nehmen zu entscheiden, dass z.B. nur alle 4 - 5 Stunden gestillt wird.
Mit über einem Jahr können unsere Kinder es schon verkraften, ein paar Stunden lang in der Nacht nicht zu stillen - und sich ersatzweise z.B. an einen Schnuller gewöhnen.
Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine Viertelstunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest.
Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das erst im Herbst auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann.
Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht.
Ich hoffe, das hilft dir weiter.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 17.08.2018
Antwort auf:
Macht es Sinn Einschlafstillen durch Kinderwagen zu ersetzen?
Liebe Jula! Ich habe das mit dem einschlafstillen auch gehabt! Meine Kinderärztin hat mir von der einschlafhilfe an der Brust total abgeraten! Also kann ich dir von meiner Erfahrung berichten! Mein 9 monate alter Sohn schläft auch im Kinderwagen ein! Haben ihn sogar in seinem Zimmer! Seit dem schläft er mehr und ruhiger und wird auch nur mehr zum Essen an die Brust genommen! Selbst in der Nacht kommt er zum wieder einschlafen ab und an in den Wagen und wenn er schläft wieder ins bett
von
Endlichmutti2017
am 17.08.2018, 21:40