Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beiskost und stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beiskost und stillen

Tasch

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Hallo Frau Welter, ich bin ziemlich verzweifelt. Mein Sohn ist fast 10 Monate alt und ich biete 3x am Tag Essen an (Brei in babyfaustgröße und neuerdings BLW bzw. Familienkost). Nun ist es so, dass der Stuhlgang recht fest ist und er sich beim drücken sehr anstrengen muss. Außerdem habe ich das Gefühl, dass mein Kind nicht effektiv genug an der Brust  trinkt. Ich muss in ein dunkles Zimmer gehen und Wechselstillen. Ich biete jede Seite 2-3x an damit er zufrieden ist. Ich stille alle 3-3,5 Stunden. Ich hatte 2 Stillberaterinnen bei mir zuhause beide jeweils 90 min. Beide haben mir gesagt ich stille zuviel am Tag (ich wäre mit nichts anederem beschäftigt außer stillen und essen geben) und ich soll die Beikost erhöhen, damit er endlich davon satt wird. Wasser MUSS er auch nehmen wegen dem festen Stuhlgang, das klappt aber nicht. Das ganze schlägt mir ziemlich auf den Magen und setzt mich richtig unter Druck. Er ist auch ein bisschen von seiner Perzentille gerutscht aber noch nicht besorgniseregend. Die KiÄ meinte aber auch ich soll 3 ganze Gläschen geben (jeweils 190 Gramm). Es sei Sinn und Zweck, dass ich die Stillmahlzeiten weglasse. Ich stille sehr gerne, zumal wir einen miesen Start hatten. Er hat nach der Geburt (Kaiserschnitt) wegen einem BZ von 29 anstatt 30 Glukose in den Mund bekommen und danach hat mein Mann die Pre-Flasche in die Hand bekommen und unseren Sohn gefüttert. Der Kleine hat die ganze Flasche getrunken (90ml). Ich lag munter im Bett daneben. Dementsprechend war das stillen in den nächsten Tagen. Ich habe von selbst gebeten, dass ich mein Kind auf die nackte Haut gelegt haben möchte. Trügt mich mein Bauchgefühl? Er würde denke ich schon einiges an Brei verdrücken, aber ich habe Angst vor einer Überfütterung. Vielen Dank fürs Lesen :-)


Biggi Welter

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Liebe Tasch, wenn es um die Frage geht, wie lange ein Baby voll gestillt werden kann, dann sollte niemals nur der Kalender betrachtet werden, sondern in erster Linie das Kind selbst. Es ist schon möglich, ein Baby deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren, ohne dass es dabei zu Mangelerscheinungen kommt, doch die Initiative sollte immer vom Kind ausgehen und keinesfalls sollte von vorne herein geplant werden, ein Kind acht, neun Monate oder gar ein Jahr ausschließlich zu stillen und ihm die Beikost zu verwehren, wenn es im zweiten Lebenshalbjahr deutlich danach verlangt. Wenn dein Kind also mehr essen würde, dann verweigere das bitte nicht, denn mit 10 Monaten braucht dein Kind auch andere Nahrungsmittel und nicht nur Milch. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Tee oder Saft sind nicht notwendig. Wie viel Flüssigkeit ein Baby zusätzlich zur Beikost braucht, hängt davon ab, wie viel Beikost es isst, wie warm es ist, wie aktiv das Kind ist und einigem anderen mehr. Ein Kind, dass noch viel breiartige Kost isst, bekommt zudem über die Nahrung relativ viel Flüssigkeit. Biete deinem Kind zur Beikost immer Wasser an, dann hat es die Möglichkeit zu trinken, wenn es durstig ist. Wasser ist das optimale Getränk, sowohl für Kinder wie für Erwachsene, Saft ist nicht notwendig. Solange der Urin eines Babys hell, fast farblos aussieht und nicht unangenehm riecht, bekommt es in der Regel genügend Flüssigkeit. Solltest du den Eindruck haben, dass die Trinkmenge deutlich zu gering ist und dein Kind dennoch nicht mehr trinken will, dann mach aus dem Gemüsebrei einfach Gemüsesuppe und gib reichlich Obst. Du kannst auf alle Fälle auch weiterhin nach Bedarf stillen und musst zunächst keine ganzen Mahlzeiten ersetzen. Für den Darm des Kindes bedeutet die Einführung von Beikost verständlicherweise eine Umstellung und es kann gelegentlich zu Verdauungsproblemen kommen sowohl in die eine, wie in die andere Richtung und das kann den Kindern durchaus mehr oder minder ausgeprägtes Unwohlsein verschaffen. Eine Angabe in Form von „xx Tage kein Stuhlgang ist tolerierbar" lässt sich nicht machen, denn das hängt auch vom Befinden des Kindes ab. Hast du es mal mit leichten Bauchmassagen probiert? Gerade die bei uns so beliebten Karotten für Babys führen nicht selten zu Verstopfung (beim Obst gilt dies für Banane), andere Gemüse wie Zucchini, Kürbis, Pastinake, Brokkoli und auch Obstsorten wie Birne werden oft besser vertragen und tragen zu weicherem Stuhlgang bei. Ein Wechsel der Gemüse und Obstarten kann deshalb sehr sinnvoll sein. Außerdem sollte unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden. Du könntest den Kürbis auch mit Apfel mischen, vielleicht klappt es so besser! Und gib anfangs nur kleine Mengen, damit sich der Darm daran gewöhnen kann. Lieben Gruß Biggi


Tasch

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Hallo Biggi, ich verwehre ihm die Beikost ja nicht, ich finde nur, dass ganze Gläschen zu viel des Guten sind. Ich biete bei jedem Essen Wasser an, aber er saugt es ein und lässt es an den Seiten rauslaufen. Ich habe Bauchmassagen, warme Bäder und Kümmelzäpfchen versucht. In 3 Tagen kam jetzt einmal Stuhlgang von der Größe eines M&Ms raus. Liebe Grüße


Biggi Welter

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Liebe Tasch, du kannst die Beikostmenge schon steigern, Babys haben ein recht gutes Sättigungsgefühl und zeigen es an, wenn sie nicht mehr wollen. gerade weil dein Kind jetzt zögerlich zunimmt, besteht kein Grund zur Sorge, dass es überfüttert wird. Lieben Gruß Biggi  


Tasch

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Liebe Biggi, soll ich dann auch die Stillmahlzeiten am Tag reduzieren so wie es die anderen geraten haben? Liebe Grüße   


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