Florentine.
Sehr geehrte Frau Schulze, ich bin aktuell in der 8. SSW und leide an starken Ängsten, die mich im Alltag sehr beeinträchtigen. Es ist aktuell meine 1. SS. Ursache war eine leichte Herpes genitalis (Typ 1)-Reaktivierung in der letzten Woche. Ich hatte innerhalb der letzten 8 Jahre nur 2 Ausbrüche und gar nicht mehr daran gedacht bis nun der 3. in der SS kam. Seither habe ich panische Angst mein Kind anzustecken, vor allem bereits im Mutterleib. Ich habe viele Studien gelesen, inkl. schrecklicher Fallbeispiele, und kann damit kaum aufhören. Meine Gynäkologin ist für meine Befürchtungen leider nicht sonderlich offen, da sie kein großes Problem sieht. Zu "Verdrängen" fällt mir schwer, da es mir naiv und wirklichkeitsfremd vorkommt. Ich achte peinlich genau auf eventuell Symptome "untenrum" und hatte gestern schon einen Termin, bei dem nichts festgestellt wurde (wahrscheinlich reagiere ich über). Ich habe schreckliche Angst ein Kind mit Hirnschädigung auf die Welt zubringen und kann kaum an etwas Anderes denken. Mein Partner versucht mich zu unterstützen, ist aber entspannter was meine Ängste angeht. Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob ich überhaupt schwanger hätte werden wollen, wenn ich das alles vorher gewusst hätte. Ich habe keine psychische Vorerkrankungen, aber mit der Belastung seit der letzten Woche umzugehen, fällt mir sehr schwer. Ich kann mir kaum vorstellen, wie ich das noch 32 Wochen aushalten soll, bzw. was erst wäre, falls das Kind wirklich eine Herpes-Infektion hat. Vielleicht können Sie mir einen Ratschlag geben. Ich würde die Schwangerschaft gerne genießen, aber aktuell fühlt es sich nach einer Katastrophe an. Meine ständige extreme Müdigkeit und ein Todesfall in der Familie haben natürlich auch nicht geholfen. Ich versuche weiter zu arbeiten, auch zur Ablenkung, aber es fällt mir alles sehr schwer.
Liebe Florentine, bitte entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. Vielen Dank für Deine Nachricht und Dein Vertrauen, Dich mit Deinen Sorgen an mich zu wenden. Ich kann gut nachvollziehen, dass die aktuelle Situation für Dich sehr belastend ist, insbesondere da es Deine erste Schwangerschaft ist und Du mit Ängsten konfrontiert bist, die Dich beeinträchtigen. Zunächst einmal möchte ich Dir versichern, dass ich völlig verstehe, dass Du Dich ängstlich und unsicher fühlst, trotz der Abicherung durch Deine Gynäkologin. Oft ist es so, dass rationale Erklärungen nicht ausreichen, um die emotionale Belastung zu lindern. Es ist gut, dass Du Dich informiert hast, aber manchmal kann zu viel Information auch die Angst verstärken. Weiterhin möchte ich Dir einige Tipps geben, wie Du mit dieser Belastung umgehen kannst. Obwohl Du das Gefühl hast, dass Dein Partner entspannter in der Situation ist, ist es wichtig Deine Ängste zu kommunizieren und darzustellen, dass Du von ihm die Unterstützung brauchst. Gemeinsame Gespräche können helfen, Dir emotionalen Rückhalt zu geben. Du hast erwähnt, dass Du „verdrängen“ als Methode nicht realitätsnah findest. Vielleicht ist es hilfreich das nicht als verdrängen sondern als „nicht viel daran denken“ anzusehen. Die Bewältigung besteht aus einer Mischung von Vermeidung und dem Zulassen der Angst. Bei der Vermeidung geht es nicht darum, den vermeintlichen Auslöser zu umgehen, sondern die allgemeine Anspannung zu reduzieren – sei es mental oder körperlich. Das Zulassen der Angst bedeutet, sich selbst und seinem Körper zu vertrauen: Vertrauen darauf, dass die Angstsymptome nicht gefährlich sind, sondern lediglich ein Signal dafür, dass eine Pause notwendig ist. Um diese zwei Methoden anzuwenden ist Selbstfürsorge auch wichtig. Auszeiten für sich nehmen, Dinge tun, die Dir Freude bereiten und Hobbys pflegen, die Dich entspannen sind paar Sachen, die Dir helfen können, Dich abzulenken und mehr Selbstachtsamkeit zu geben. Die Schwangerschaft ist eine besondere Zeit, und es ist wichtig, dass Du Dir Zeit nimmst. Gleichzeitig ist es nämlich so, wenn Du mehr Zeit für Dich nimmst, dann wird sich die Zeit, die Du in Recherchen und Fallbeispielen investierst, reduzieren. Abschließend möchte ich Dir Mut machen, Dich weiterhin offen mit Deinen Gefühlen auseinanderzusetzen und Unterstützung zu suchen. Ich hoffe, dass ich Dir weiterhelfen konnte und beim Rückfragen schreib mir gerne wieder. Viele Grüße, Sally
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