Frage im Expertenforum Gestärkt durch die Kinderwunschzeit an Dipl.-Psych. Sally Schulze:

unerfüllter Kinderwunsch der Eltern

Dipl.-Psych. Sally Schulze

Dipl.-Psych. Sally Schulze
Psychologische Psychotherapeutin

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Frage: unerfüllter Kinderwunsch der Eltern

schokofrosch

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Hallo,  unsere Eltern und Schwiegereltern werden zunehmend geringschätzig und gleichzeitig fordernd uns gegenüber, seitdem sie gemerkt haben, dass es keine Enkelkinder von unserer Seite aus geben wird. Das passiert nicht nur aus dem mangelnden eigenen Wunsch, sondern es gibt auch teilweise schwerwiegende Erkrankungen, die uns zur Entscheidung gebracht haben, keine Kinder zu wollen. Einfach, weil wir nichts weitergeben wollen (Vererbung) und auch, weil wir es so sehen, dass es mit der Erkrankung nicht geht soviel Kraft und Energie für ein Kind aufzuwenden.  Unsere Geschwister haben Kinder. Wir selbst werden zunehmend herabwürdigend behandelt. D.h. alles was mit uns in Verbindung steht, wird grundsätzlich als Negativ betrachtet. Ständig wird von uns verlangt, dass wir für die Eltern arbeiten sollen (Garten machen, Umzug machen, Haushalts-, Arzt- und Einkaufsdienste). Gleichzeitig werden die Geschwister mit den vorhandenen Enkeln zu gar nichts angefordert, sie dürfen ihre Freizeit genießen. Mittlerweile kommen wir uns vor, wie Aschenbrödel, und gleichzeitig gibt es keine Akzeptanz darüber, dass die Erkrankung ja auch dazu geführt hat, dass man a) keine Kinder möchte und b) vielleicht auch wegen der Erkrankung keine hat. Die Erkrankung wird auch von den Eltern als lächerlich hingestellt (was es laut Facharzt überhaupt nicht ist).  Wir gehen arbeiten, es ist nicht so, dass wir Freizeit haben. Und es kommt ja auch nichts zurück. Die Geschwister mit den Enkeln bekommen alles, mit ihnen wird in den Urlaub gefahren, sie dürfen zu Feierlichkeiten wie Geburtstagen kommen....Wir bekommen nicht mal das Wort "Danke" für unsere Dienste. Sind generell die schlechten. Und wir dürfen weder mit in den Urlaub, noch werden die Feierlichkeiten mit uns geplant.  Es ist, als ob man uns zeigen will, dass wir Menschen zweiter Klasse sind. Auch die Herabwürdigung des Grundes, warum es von uns kein Kind gibt, wird einfach nicht für voll genommen und ins lächerliche gezogen.  Nun haben wir es mit Abstand probiert, aber es macht alles noch schlimmer. Es wird einfach weiter Dienstboten-Dinge verlangt. Man sieht es wirklich so, dass wir so eine Art "Arbeitstiere" und sonst nichts für unsere Eltern sind. Die Geschwister nutzen ihre Vorzugsrolle voll und ganz aus. Deshalb werden sie sie auch nicht aufgeben. Es ist ja bequem wegen der Kinder verherrlicht und belohnt zu werden und man muss dafür null komme nichts tun.  Wir sehen es beide so, dass wir das nicht mehr wollen, dass wir nur zum Arbeiten gut sind, bzw. eine Strafe bekommen, dass wir keine Kinder haben und für die Erkrankung gedemütigt werden. Für uns fühlt es sich an, wie Diskriminierung innerhalb der Familie und wir fühlen uns mitunter sehr schlecht dabei. Für uns spielt auch keine Roille, ob unsere Geschwister Kinder haben oder nicht. Es sind auch ihre Eltern, für die sie was tun können und nicht, dass wir ständig arbeiten müssen.  Ist diese Verhalten denn normal? Man kann doch sein eigenes Kind (auch wenn es erwachsen ist) nicht so demütigen?   


Dipl.-Psych. Sally Schulze

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Liebe schokofrosch, vielen Dank für Dein Vertrauen und die Beschreibung der Situation. Es hört sich wirklich alles sehr schade und belastend an und dass es kaum möglich scheint in der Situation durch Gespräche und Rücksichtnahme eine Verbesserung der Situation zu erreichen.  Ich gehe jetzt mal direkt auf die Fragen ein, die Du gestellt hast:  "Ist dieses Verhalten von Eltern normal?" Wenn man jetzt das Wort "normal" mal liest als "kommt das oft vor?" dann ist die Antwort leider "Ja". Insbesondere im Lebensverlauf, wenn Menschen älter werden, haben sie eine oft immer fester werdende Vorstellung davon was fair, gerecht und richtig ist. Wenn wir die Eltern befragen könnten, würden sie uns wahrscheinlich aus ihrer Sichtweise erklären, warum die Aufträge und Bestellungen, die sie Euch geben sinnvoll und gerechtfertigt sind. Das ist auch häufig bei pflegebedürftigen Eltern zu beobachten. Das Kind, mit dem die Person besser zu Recht kommt, bekommt alle Aufgaben und die Angehörigen mit den weniger engen Beziehungen kommen "nur" zu Besuch und bekommen oft keine Aufgaben. Man kann versuchen durch diplomatisches Grenzen setzen und Erklärungen hier die Situation zu verbessern, also so was wie "Ich kann verstehen, dass es Dir helfen würde, wenn ich xy mache, aber es geht leider nicht. Willst Du wissen warum?". Wenn so ein Vorgehen aber nicht zu einer Verbesserung, sondern wie Du schilderst zu einer Verschlechterung führt, gibt es leider nur die Möglichkeit die Sachen zu machen und die Belastung in Kauf zu nehmen oder die Sachen nicht zu machen und die Beziehung runter zu fahren. Manchmal entbrennt leider dann auch ein offener Konflikt.  Jetzt aber nochmal eine andere Interpretation des Wortes „normal“, nämlich ist das ok so? Ich finde es aus meiner Perspektive, also nachdem ich alles von Dir gelesen habe sehr schade und nicht ok. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass ich gar nicht mit den Eltern gesprochen habe und deren Sichtweise nicht kenne. Oft ist es in Konflikten so, dass beide Perspektiven für sich allein gesehen schlüssig erscheinen. Beide Wahrheiten sind dann gleichwertig und genau darin besteht der Konflikt. Deswegen kann ich Dir nicht „Recht geben“, sondern ich kann nur verschiedenen Handlungsalternativen vorschlagen. Nun zur dritten Frage „Kann man sein erwachsenes Kind so demütigen?“ Auch hier möchte ich als erstes sagen, das ich Deinen Schmerz nachvollziehen kann und, dass ich Dir gerne Kraft geben möchte damit umzugehen. Leider ist es so, dass gerade in engen Beziehungen wie einer Eltern-Kind-Beziehung so etwas wie Demütigung vorkommt. Selten ist es allerdings der Fall, dass die Person es mit Absicht macht. Also anders gesagt, aus ihrer Sicht haben die Eltern wahrscheinlich nicht die Absicht zu demütigen, sondern irgendwelche anderen („guten“?) Absichten. Das zu verstehen, hilft allerdings nur begrenzt Dein Problem zu lösen. Es kann Dir helfen solche Gedanken abzulehnen wie „Was stimmt nicht mit mir, dass sie so mit mir umgehen?“. Wahrscheinlich ist mit Dir alles in Ordnung, aber Ihr versteht Euch im wahrsten Sinne des Wortes nicht. Sie verstehen Dich nicht und Du verstehst sie nicht. Da bleibt dann leider als Möglichkeit mit dem der geringsten Belastung oft nur die Trennung. Ich hoffe, dass es Dir geholfen hat Deine Situation hier aufzuschreiben und auch, dann meine Antwort Dir einen Schritt weiter hilft. Viele Grüße, Sally


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