Hallo,
Ich weiß nicht ob ich hier richtig bin aber vielleicht können sie mir trotzdem helfen.
Ich bin inzwischen 35 ,habe 5 gesunde Kinder(der jüngste 11 Tage) und 2 Fehlgeburten hinter mir. In den letzten 3 Jahren bin ich jedes Jahr schwanger gewesen und habe 3 gesunde Kinder auf die Welt gebracht und trotzdem sagt mein Herz und Bauch nach jeder Schwangerschaft zu mir,,ich will noch ein Baby " obwohl ich vor allem die ersten 3 Monate immer mit starken ängsten bezüglich Fehlgeburt zu kämpfen habe( bei der vorletzten SS im Jahr 22/23 kam es auch immer wieder zu Blutungen in den ersten 11 Wochen) und auch am Ende die ss eigentlich satt hatte weil es einfach anstrengend wurde (wobei ich denke das ,dass normal ist das man am Ende dann einfach keine Lust mehr hat und sein Baby im Arm halten will).
Und trotzdem habe ich den unstillbarern Wunsch noch einmal schwanger zu werden. Ich vermisse immer schon kurz nach der SS den Babybauch und auch das Gefühl der Kindsbewegungen,ich bin nach jeder beendeten SS traurig wenn ich darüber nachdenke das ,dass mein letztes Mal gewesen sein soll aber auf der anderen Seite ist der Alltag mit einem 2 jährigen, 1 jährigen und Säugling manchmal stressig,vor allem wenn der 2 jährige seine Trotzphasen hat.
Man könnte immer sagen das hängt mit den Hormonen zusammen und das legt sich in ein paar Wochen/Monaten aber bei mir ist das leider nicht der Fall,ganz im Gegenteil um so mehr Zeit vergeht und um so ,,älter" mein Baby wird um so größer wird der Wunsch wieder schwanger zu werden. Mein Partner ändert da immer Mal wieder seine Meinung Mal sagt er es ist genug Mal sagt er so ein mädchen wäre doch noch schön( er hat 5 Jungs).
Nun meine eigentliche Frage: ist es das denn noch normal das man so einen unstillbarern Wunsch nach Schwangerschaften und Babys hat? Was kann man denn dagegen tun damit das endlich endet ich meine ich kann ja nun nicht noch 10 Babys bekommen auch wenn es vom Alter her vielleicht gehen würde. Woran kann das denn liegen das bei mir der Wunsch danach schwanger zu sein und Babys zu haben so unendlich groß ist?
Ich meine ich selber habe 5 Geschwister aber das kann ja nicht der Grund dafür sein. 2 meiner Kinder habe ich vor 8 Jahren verloren(sie wohnen bei den Großeltern in Norwegen weil der Vater straftätig wurde und ich mich zu diesen Zeitpunkt aus gesundheitlichen Gründen nicht um sie kümmern konnte,aus diesem Grund wurde damals von einem Richter entschieden das sie zu den Großeltern kommen, eigentlich nur für 1 Jahr aber durch ein Justizfehler und durch absichtliche Entfremdung wohnen sie bis heute dort) aber ich habe Kontakt zu meinen beiden ältesten Kindern somit kann ich mir nicht vorstellen das dies der Grund dafür sein soll.
Ich hoffe sie können mir helfen und bedanke mich für ihre Antwort.
LG julienmami
von
Julienmami
am 28.03.2024, 12:23
Antwort auf:
Unstillbarer Kinderwunsch
Liebe Julienmami,
ich musste beim Lesen Ihrer Zeilen sehr schmunzeln wie aufrichtig Sie auf sich selbst schauen und bereits verstanden haben, dass Ihre Sehn-Sucht schon auch ein bisschen verrückt ist. Aber: die Sehn-Sucht ist da und wir beide nehmen sie ernst.
All Ihre Erklärungsversuche sind richtige Puzzlestücke. Vermutlich gibt es noch andere, die bei Ihnen biographisch in Ihrer Herkunftsfamilie zu verorten sind. Vielleicht gab es da bei Eltern/Grosseltern etwas Unstillbares? Eine Sucht?
Ich würde noch das Puzzlestück hinzufügen, dass es evolutionär von Mutter Natur sehr schlau eingefädelt ist, dass es diese Sehn-Sucht nach Schwangerschaft, Geburt und Babies gibt. Ansonsten würde das ja keine Frau machen! Es tut irre weh, kostet Geld, Zeit und Nerven. Ehen gehen daran zu Bruch, Frauen verlieren sich selbst in der Mutterrolle und verirren sich jahrelang in den Sorgen um das Wohl ihrer Kinder. Und trotzdem gibt es diese unerklärliche Sehn-Sucht danach. Soweit: total verrückt, aber noch normal (im Sinne von „geht ganz vielen so“).
Sie haben aber geschrieben, dass Ihr Kinderwunsch „unstillbar“ ist.
Wir könnten Ihre unstillbare Sehn-Sucht tatsächlich als Sucht betrachten.
Dann ginge es so: Ein reflektierter trockener Alkoholiker wird sich immer als suchtkrank bezeichnen, also als einen Alkoholiker. Eben nur als einen, der nicht mehr trinkt.
In Ihrem Fall: Sie werden vermutlich sehr lange (bis zu den Wechseljahren?) diesen Suchtdruck nach einer weiteren Schwangerschaft verspüren und einen Weg finden müssen, damit umzugehen bzw. den Alltag als eine stabile Mutter zu gestalten. Nicht nur durch Verzicht, sondern auch über ein Substitut.
Was könnte in Ihrem Fall ein Substitut sein?
Wie wäre es z.B. damit, all die schönen Entwicklungsstufen Ihrer Kinder genau zu beobachten oder sogar zu dokumentieren? Die ersten Worte und zusammenhängenden Sätze sammeln, Fahrradfahren lernen, Einschlafrituale, Kindergarten, Schule, die erste Freundin usw. All das nimmt man so hin oder es geht im Alltagswahnsinn unter und dann sind die Kinder plötzlich über die Phase hinaus und man kann sich nicht richtig erinnern oder es „nachfühlen“….wie bei den Kindsbewegungen.
Sie könnten zB ein Album anlegen und all diese Dinge der Kinder nach Event und Datum jeweils auf eine Seite schreiben. Also zB unter der Überschrift „Laufrad“ gibt es dann drei Spalten und sie schreiben es für den jetzt 2-jährigen auf. Nächstes Jahr blättern sie dann wieder zu dieser Seite und erleben es mit dem nächsten Kind usw.
Natürlich könnten Sie auch 5 Spalten machen, damit Sie es auch für Ihre ersten beiden Kinder dokumentieren können.
Nochmal zur Sucht:
Die aktuellen Therapieformen bei Sucht haben nicht mehr nur als Standard den sogenannten kalten Entzug. Viele Therapieformen akzeptieren im Grenzen auch Rückfälle und arbeiten diese dann entsprechend mit den Patienten auf.
Was wäre in diesem Modell ein Rückfall bei Ihnen? Nicht unbedingt eine weitere Schwangerschaft sondern vielleicht auch das aktive Betrauern, dass Sie nicht noch einmal schwanger werden? Dafür könnte es hilfreich sein, bewusst einen Ort oder einen regelmäßigen Zeitpunkt zu haben, an dem Sie Ihren emotionalen Rückfall zelebrieren und sich der Trauer und der Sehnsucht hingeben. Dann ist an anderer Stelle auch wieder Frei-Raum für andere Gedanken.
Vielleicht hilft Ihnen auch der Blick aus der Perspektive der Kinder?! Es würde sich bestimmt besser für die Kinder anfühlen, wenn sie spüren würden, dass sie nicht nur auf der Welt sind, weil Sie als Mutter Lust auf eine weitere Schwangerschaft hatten, sondern weil sie in ihrer gesamten Entwicklung und ihrem gesamten Dasein gewünscht und geliebt sind.
Vielleicht sind ja ein paar Anregungen dabei, wie Sie mit Ihrer Sehn-Sucht einen Umgang finden könnten.
Ich sende Ihnen herzliche Grüße
Miriam Hartz
von
Dipl.-Psych. Miriam Hartz
am 30.03.2024