Sehr geehrte Frau Schulze, leider bekam ich vor ca. 10 Tagen in der 9. SSW die Diagnose Missed abortion. Es wäre unser drittes Kind gewesen. Die Schwangerschaft wurde 3 Tage später erfolgreich medikamentös beendet. Auch wenn es ein riesiger Schock war, den ich vermutlich noch gar nicht richtig überwunden habe, war fast vom ersten Moment an mein Gedanke, dass ich so schnell wie möglich wieder schwanger werden möchte und diese Verlusterfahrung auch nur durch eine erneute Schwangerschaft überwinden kann. Unser Kinderwunsch ist unverändert groß, daran hat die Fehlgeburt nichts geändert. Mir ist bekannt, dass allgemein empfohlen wird, einen Zyklus abzuwarten bzw auch länger, bis man sich wieder bereit fühlt, ohne dass es hierfür jedoch eine medizinische Grundlage gibt; auch in den entsprechenden Leitlinien wird dies ja nicht als medizinisch notwendig erachtet. Dass eine erneute Schwangerschaft von Ängsten geprägt sein wird, ist bei mir nichts Neues und wird meiner Meinung nach auch mit einem größeren zeitlichen Abstand zu der Fehlgeburt nicht besser werden. Es heißt ja oft, man soll sich zuerst die Zeit geben, das Ganze auch psychisch zu verarbeiten - wenn aber meine Form der Bewältigung dieses Verlustes nun einmal eine erneute Schwangerschaft ist, ist das verwerflich? Oder gibt es aus psychologischer Sicht andere Argumente, die für das Abwarten sprechen? Was ist psychisch vielleicht ungünstiger bei jemandem, der direkt im ersten Zyklus wieder schwanger wird? Wir fühlen uns beide bereit, es direkt wieder zu versuchen, dass es dann klappt, ist ja ohnehin nicht sehr wahrscheinlich.  Ich danke Ihnen für Ihre Antwort!